All Time Faves: Enslaved – Odyssey to the West

Mir ist gerade aufgefallen, dass es hier im Blog nie eine Review oder auch nur eine längere Auslassung zu Ninja Theory’s Meisterwerk Enslaved – Odyssesy to the West gab. Das ist eine mehr als nur eine sträfliche Vernachlässigung, die dringend geändert gehört. Zumal Enslaved schlicht und ergreifend in die Top 10 meiner Lieblingsspiele gehört.

Wie gut, dass ich erst neulich von Dennis bei Instagram wieder an das Game erinnert wurde und dass der PlayStation Store es kurz darauf für einen läppischen 5er zum Ostersale herausgeblasen hat. Also einmal kurz zugeschlagen (da zu faul, in den Keller zu gehen, die Disc herauszusuchen und die Xbox 360 mal wieder aufzubauen) und ab die Post.

 

I will dedicate my next #DeveloperCrush posts to the Ninjas out there. Today it goes out to UK based @officialninjatheory who started in 2000 under the name "Just Add Monsters" (also a great company name). Their track record isn't too long but it includes three AAA games that really added something to the genre of Hack'n'Slay or whatever you want to call these God of War type / run-around-and-beat-shit-up-in-3D games. It started with Heavenly Sword for PS3 which created a new benchmark at that point in time regarding facial animations and 3D looks in general I'd say. I remember how excited I was to play it. I loved the looks but was actually a little disappointed in the game design. Enslaved however corrected many game design mistakes and created a tremendous mix of Tomb Raider, Beyond Good And Evil, Uncharted and well Heavenly Sword. Actually it kind of has a little Horizon Zero Dawn feel to it although that game wasn't even in development when Enslaved came out. And finally they did the reboot of Devil May Cry simply called DMC. I haven't played this one yet but I hear it's a good entry (although the overly sexist starting screen of the game kind of turns me off). What's your favourite Ninja Theory game and what's your #developercrush, @addygaming @acartridgegamer @alex_lal3 @me_ushi ? #heavenlysword #enslavedodysseytothewest #ps3 #playstation3 #xbox360 #retrocollectiveteurope #rceurope #retrocollective #videogames #gamer #whatvegansplay #vegangamer #ntslttrspxls #notesletterspixels 🎮—-👾—-🎮 Check out these InstaGamers: @masajarvinen09

Ein Beitrag geteilt von Dennis Strillinger (@strillivanilli) am

 

Spiel geladen, Spiel installiert, gestartet – und schon dabei fest gestellt: Ja, Enslaved ist wirklich auf jeder Ebene perfekt! Denn entgegen der Unart unzähliger anderer Games, den geneigten Gamer nach Download noch mit X Patches die Wartezeit bis zum Spielspaßbeginn zu verlängern, geht Enslaved direkt in die Vollen, verzichtet auf jegliche Patch-Orgie und startet absolut fehlerfrei. Jeder, der etwas anderes behaupten will, ist ein Lügner!

Das sind nämlich alles keine Fehler, die das Spiel uns da vor die Füße wirft – das ist Charakter! Jawohl! Und davon hat Enslaved verdammt viel anzubieten. Und, verdammt nochmal: Ich liebe es!

Aber mal im Ernst: Enslaved ist – objektiv betrachtet – wirklich fernab davon, ein perfekt designtes Spiel zu sein. Aber irgendwie gelingt es ihm doch immer wieder, seine offensichtlichen und zahlreichen Schwächen so in sein Gesamtgefüge einzubinden, dass man sie ohne großes Murren zu akzeptieren bereit ist und sie bereits nach kurzer Zeit zu charmanten Ecken und Kanten verklärt. Dabei ist es besonders spannend zu sehen, wie ambivalent manche Designschwächen sind. Denn wo Schatten ist, ist immer auch gleichzeitig Licht. Und umgekehrt. Man möchte fast meinen, das grundsätzliche Designprinzip von Ninja Theory wäre es gewesen, gute und schlechte Eigenschaften immer zu einem Ying und Yang ähnlichen Konstrukt zusammenzufügen und erst daraus das das Gesamterlebnis entstehen zu lassen.

Beispiel gefällig? Die Grafik ist selbst heute, sieben Jahre nach Release, immer noch wunderschön anzusehen. Das liegt vor allem an dem leicht comichaften Zeichenstil der Welt und der Figuren und der bonbonbunten Farbgebung. Gleichzeitig ist man immer wieder geneigt, sich zu fragen, ob die Kombination besonders schriller Farben damals irgendwie im Sonderangebot war. Denn oftmals ist die Welt so überzeichnet, die Farbpalette so ins leuchtend bunte gedreht, dass einem regelrecht die Augen Tränen bei dem Versuch, Vorder- von Hintergrund, wichtig von unwichtig zu unterscheiden. Das fällt vor allem immer dann besonders auf, wenn man mal wieder auf der Suche nach den fest vorgegebenen Routen für Monkeys Kletterausflüge ist.

Monkey? Kletterausflüge? Moment mal. Vielleicht machen wir lieber erst mal einen Schritt zurück und schauen uns an, was da eigentlich generell vor uns auf dem Bildschirm flimmert.

Aaaalso: Enslaved – Odyssey to the West ist ein klassisches Action-Adventure, dessen Story von niemand geringerem als Alex Garland (The Beach, Manila) geschrieben wurde und die lose auf der chinesischen Sage “Die Reise nach Westen” basiert. Entwickelt wurde es von Ninja Theory, die zuvor mit Heavenly Sword bereits ihre Vorliebe für rothaarige weibliche Hauptcharaktere manifestiert haben und später mit DMC der Devil May Cry Reihe neues Leben eingehaucht haben. Und wie!

Nun ja, jedenfalls begleiten wir in Enslaved die beiden Charaktere Monkey (ein klassischer Muskelprotz, der besonders gut klettern kann, synchronisiert von Gollum.. ääh Andy Serkis) und Trip (eine hübsche Rothaarige, die nicht nur intelligent, sondern auch gut in Sachen Hacking, dafür aber ziemlich schutzbedürftig ist) auf ihrer Reise durch eine futuristische, post-apokalyptische Welt (irgendwo in und um das zerfallene New York herum), die längst komplett grün überwuchert ist und von Robotern bevölkert wird. Rothaarige? Postapokalypse? Roboter? Horizon – Zero Dawn, anyone?

Trip hat Monkey mit Hilfe eines Sklaven-Stirnbandes zum Gehilfen gemacht, der ihr helfen soll, ihre Familie zu finden und dann die Welt zu retten diese zu rächen (lange Geschichte). Dank des Stirnbandes sind sie zudem auf besondere Weise verbunden. Monkey hat dadurch ein stylisches Head-Up-Display, kann Trip an einigen Stellen einfache Anweisungen geben – und umgekehrt. Da Trip grundsätzlich ziemlich hilflos ist, muss man ihr als Spieler immer wieder mal den Weg bereiten, indem man sich kurz von ihr trennt und die Gegend erkundet, Gegner beseitigt und Hindernisse aus dem Weg räumt, sie an die Hand nimmt und irgendwo hochwirft (!), und ihr hin und wieder aus der Falle helfen, wenn sie mal wieder von zu vielen fiesen Robotern bedrängt wird (ICO, anyone?).

Monkeys Lieblingswaffe (weil einzige) bei der Beseitigung seiner Gegner ist ein Kampfstab, der sich sowohl zum Prügeln, als auch zum Schießen eignet, und mit dem er von Zeit zu Zeit in kleinen Gruppenfights um sich haut. Ähnlichkeiten zu Beyond Good & Evil sind übrigens nicht nur im Kampfsystem, sondern auch im grundsätzlichen Gamedesign, sowie vor allem im fortgeschrittenen Spiel bei einem gewissen Charakter erkennbar. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen: Enslaved klaut mitunter bei den besten – allerdings nicht blind, sondern so, dass alle Einzelteile in Summe (fast) wieder an ihre Vorbilder heranreichen. Wer andererseits das knapp 3 Jahre später erschienene Remember Me spielt, wird wiederum nicht umhin kommen, eine gewisse Ähnlichkeit zu Enslaved zu sehen. Ein Teufelskreis.

Egal. Zurück zum eigentlichen Thema: Enslaved’s zwiespältiger Großartigkeit. Zurück beispielsweise zu Monkeys Sklavenstirnband, das ihn mit Trip verbindet. Das sorgt nicht nur für allerlei nützliche kleine Hilfen im Spiel, sondern bindet die beiden auch auf Leben und Tod aneinander. Sprich: Stirbt Trip, so stirbt auch Monkey. Ähnlich verhält es sich, falls Monkey sich mal zu weit von Trip entfernt. Dann wird auch gestorben. Allerdings nur auf der männlichen Seite. Problem dabei: Man weiß nie so recht, wie weit man sich denn nun entfernen darf. Eine wirkliche Anzeige dafür gibt es nicht. Lediglich eine kurze Warnung in Form eines sich rötenden Bildes und einem Ächzen Monkeys. Bis man dann reagiert hat, ist allerdings meistens zu spät – und es wird gestorben. Das ist nicht nur doof, sondern auch doppelt doof, weil die Areale meist eh schon nicht so groß sind, das Spiel einen in der Wegeleitung komplett an die Hand nimmt und durch Schlauchlevel führt, die sich nur gelegentlich mal zu dezent größeren Arealen weiten.

Ansonsten wird eigentlich recht wenig gestorben. In den meisten Fällen ist es sogar nachgerade unmöglich, Monkey in die ewigen Jagdgründe eingehen zu lassen. Er bleibt brav an jeder Kante stehen und kann nicht abstürzen. Kletterpartien fühlen sich an wie auf Schienen. Abstürzen dabei? Praktisch unmöglich. Kämpfe gegen Standard-Gegner? Pff. Piece of cake!

Wenn dann aber doch mal der Sensenmann kommt, fragt man sich immer gleich: Waaaaruuuuuuuum?!?!? Immer wieder gibt es mal kleine gescriptete Events, bei denen man doch mal schneller beim Klettern reagieren muss. Verafft man’s: wird gestorben. Gleiches gilt für Kämpfe gegen Bossgegner. Falscher Schritt, zack: ein Schlag und… es wird gestorben. Verfolgungsjagden mit Monkeys Cloud, einer Art Hoverboard. Nicht alle Speedbumper erwischt? Es wird gestoben! Und so weiter.

Ansonsten… ja ansonsten is Enslaved aber wirklich perfekt!

Ja gut…

  • die Kamera ist störrisch wie ein Backstein, wodurch man andauernd die Übersicht verliert und teilweise völlig die Übersicht verliert. In Kämpfen neigt sie dazu, genau in die Blickrichtung der Gegner zu schauen (also grundsätzlich immer in die falsche Richtung), wodurch so mancher Schlag ins Leere geht. Aber hey: man trifft noch oft genug. Und das muss reichen.
  • Die Steuerung wurde entweder von einem Betrunkenen programmiert, von einem Betrunkenen getestet oder war ursprünglich für einen Betrunkenheitssimulator gedacht (Drunken – Odyssey back home).
  • Überall Orbs zu verteilen, um damit seine Waffen auszurüsten, ist grundsätzlich eine gute Idee. Warum aber dem Spieler massenweise Orbs vor die Nase setzen, die er niemals erreichen kann, weil ihn wieder mal eine Cutscene von einer Szene in die nächste trägt, ohne dass er eine Chance hatte hinzugelangen? Und warum kurz vor dem finalen Bosskampf eine Stelle einbauen, an der einem eine Bauchbinde sagt, dass dies die letzte Chance sei, seine Waffen/Eigenschaften aufzurüsten, wenn nur einen Schritt später die Chance für immer vertan ist? Und warum, zum Henker, den Spieler anschließend trotzdem noch mit Orbs überhäufen (ohne Witz, ich hatte am Ende noch über 120.000 von den rotglühenden Dingern übrig).
  • Die Hoverboard-Cloud kann praktisch auf jedem Untergrund schweben. Aber nur, wenn das Spiel einem das gestattet. Also nur in bestimmten Arealen.
  • Für das Ende hat irgendwer ein paar Mal zu häufig The Matrix geschaut.
  • Die Geschichte ist eigentlich so platt wie nur sonstwas.
  • und und und…

…und trotzdem liebe ich es. Ich liebe es so sehr, dass ich es zu meinen Top 10 All-Time-Favoriten zähle (das war wirklich kein Witz eingangs)!

Ich liebe diese wunderschöne, kunterbunte Welt. Ich liebe es, darin herumzuhüpfen, einfachste Rätsel zu lösen und Gegner zu verkloppen. Ich liebe es, mich von immer wieder schönen kleinen Detailideen positiv überraschen zu lassen. Ich liebe das Verhältnis von Trip und Monkey, das so knapp angedeutet wird und trotzdem eine feine Entwicklung durchläuft. Ich liebe es, Orbs zu sammeln. Ich liebe es, mich an beliebiger Stelle in die Landschaft zu stellen und die Aussicht zu genießen. Ich liebe es, dem Soundtrack zu lauschen (DER SOUNDTRACK! WAS FÜR EIN HAMMER!!!)! Ich liebe es, mich von dem Spiel an die Hand nehmen und in eine andere Welt entführen zu lassen. Ich liebe die Kurzweiligkeit, die es bietet. Ich liebe es einfach in seiner Gesamtheit. Ich liebe all seine kleinen und großen Macken.

Enslaved – Odyssey to the West ist ganz einfach ein perfektes Spiel. So wie es ist. Und deshalb braucht es auch keinen Patch mehr, wenn man es aus dem PlayStation Store herunterlädt. Und jetzt geht los und spielt es. Schnell!!!

 

 

 

 

 

2 Comment

  1. cool, ich finde es toll, immer mal wieder etwas von dir zu lesen christian.

    Enslaved muss ich dringend auch wieder mal spielen. Das ganze neue Zeug reist mich meist nicht mehr so wie früher. View all comments by keats

  2. Christian says:

    Danke, das freut mich!

    Kann es nur empfehlen. Zumal man es eigentlich ziemlich flott durch hat. Kam mir beim zweiten Mal wesentlich schneller vor als damals beim ersten Durchgang. View all comments by Christian

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