War…huh…What is it good for?

cod4multi.jpg

…Absolutely nothing? Nun, da hat er nicht ganz recht, der gute Herr Starr. Krieg kann, wenn schon sonst nichts, zumindest unterhaltsam sein. Aber das mal so richtig. Voraussetzung dafür ist aber, dass man bereit ist, sich mitten hinein in Schlachtfelder vom Allergemeinsten zu begeben. So richtig mit Flächenbombardements, Claymore-Minen an jeder Häuserecke, Granateneinschlägen im Sekundentakt, alles niedermähenden Helikopter-Geschützen und zu jedem Zeitpunkt Kugeln im Gesamtwert von mindestens 300.000 Dollar in der Luft. Klingt ungemütlich? Ist es auch. Frustrierend? Aber sicher! Beängstigend? Aber sowas von! Und trotzdem macht es einen Heidenspaß. Vor allem, wenn man versucht, sich selbst heile von einer Deckung zur nächsten zu manövrieren, während man im Vorübergehen mit seinem M4 einen Gegner niederstreckt, den Sicherungsstift einer Blendgranate zieht und sie dem nächsten vor die Füße wirft, ehe man hinter einem Mauervorsprung in vermeintliche Sicherheit hechtet, nur um festzstellen, dass man sich schön auf eine Splittergranate gelegt hat. Da spuckt man von Schreck gerne schonmal fast seine Kartoffelchips aus…. Moment mal, irgendwas stimmt an diesem Bild nicht. Achja, liebe Kinder, wir sind hier natürlich nicht wirklich im Krieg. Wir tun ja nur so. Im Call of Duty 4: Modern Warfare Multiplayer. Das ist natürlich alles völlig ungefährlich für uns. Aber trotzdem gilt für Euch: Bitte nicht nachmachen! Und jetzt geht ihr besser mal schön wieder draußen im Sandkasten mit dem Schäferhundköttel spielen, während die Erwachsenen sich über Erwachsenenzeug unterhalten. Und Tür zu!

So, und nun mal Tacheles. Über den Multiplayermodus von Call of Duty 4 ist mittlerweile schon eine ganze Menge geschrieben worden. Meistens in dem Zusammenhang, dass der spitzenmäßige Singleplayer-Part des Spiels viel zu kurz wäre, dieser Umstand aber durch den exzellenten Multiplayer ohne weiteres wieder wett gemacht würde. Stimmt nur halb. Mir persönlich war der Singleplayer nämlich mitnichten zu kurz. Er war genau richtig. Perfekt inszeniert und ohne einen einzigen Hänger. Eine grandios filigran miteinander verwobene Choreographie von Rumms und Kawumms. Den Multiplayer-Part hätte es entsprechend überhaupt nicht gebraucht, um den Kaupreis von CoD4 zu rechtfertigen. Nun ist er aber nunmal mit dabei. Und das auch noch ohne Aufpreis. Und um es kurz zu machen: Im Grunde genommen handelt es sich dabei ebenfalls nochmal um einen Vollpreis-Titel für sich, den wir freundlicherweise als kostenloses Sahnehäubchen auf die DVD gelöffelt bekommen haben. Gut, für ein Stand-Alone hätten es dann vielleicht noch zwei bis vier Maps mehr sein können. Aber so gibt es angesichts des Umfangs überhaupt nichts zu meckern.

Auch spielerisch erfreut uns eine bunte Mischung aus allen möglichen, eigentlich altbekannten Spielmodi. Deathmatch, Team-Deathmatch und ein Capture the Flag-Verschnitt. Im Grunde erstmal nichts neues. Obenauf gibt es aber zusätzlich noch praktisch ein komplettes Counterstrike (heißt hier anders, ist aber dafür auch deutlich hübscher) und den genialen Headquarters-Modus. Hab ich was vergessen? Möglich, ich bin nämlich irgendwie beim Hauptquartier-Teil hängengeblieben und spiele seitdem kaum was anderes mehr. In diesem Modus geht es darum, einen Punkt auf der Karte zu sichern und für eine lange Minute zu halten, während die Gegner auf einen einstürmen und mit aller Macht versuchen, den soeben eingerichteten Stützpunkt zu vernichten, ehe man zum nächsten Punkt gehetzt wird, wo sich das Spielchen wiederholt. Das bringt eine enorme Dynamik ins Spiel, weil man sich ständig neu orientieren muss, wo es als nächstes hingeht, kein Punkt auf der Karte mehr sicher ist und man nie weiß, von wo die Gegner sich gerade anschleichen. Schleichen ist übrigens die wichtigste und beste Art, sich fortzubewegen. Aufrecht rumstehen und irgendwo zu lange das Köpfchen rausstrecken ist immer schlecht und endet meistens mit dem Gesicht im Dreck. Egal, in welchem Teil des Multiplayer-Parts.

Das geht vor allem dann ratzfatz, wenn auf dem Server unserer Wahl der Hardcore-Modus des Spiels aktiviert ist. Dann gibt es kein Fadenkreuz mehr, keinerlei sonstige Zielhilfen und Kugeln und Granaten sind noch tödlicher. Also quasi so eine Art mitgeliefertes Instagib. Bloß ohne unendlich Munition und mit mehr tödlichen Werkzeugen. Das fetzt. Stichwort Fetzen: Die Visualisierung der Gewaltakte hält sich dabei aber ziemlich in Grenzen. Es spritzt zwar Blut, aber man hat meistens überhaupt keine Zeit um auf sowas zu achten.

Absolutes Schmankerl des Multiplayer-Teils ist das perfide System aus Herausforderungen und Belohnungen, das einen immer und immer wieder an den Monitor zieht und – einmal im Spiel – so schnell nicht mehr loslässt. Wirft man sich zum allerersten Mal in die Schlacht, startet man als einfacher Rekrut, mit der einfachen Auswahl an vorgegebenen Klassen. Ein Buy-System gibt es nicht, entsprechend fallen Extras und kugelsichere Westen, wie man sie etwa von Counterstrike kennt, erstmal weg. Mit jedem Abschuss und jeder erledigten Aufgabe, wie der Verteidigung eines Hauptquartiers oder der Einnahme eines Punktes, werden uns aber Punkte gutgeschrieben. Für das Abarbeiten von Herausforderungen gibt es zudem meist nochmal einen ganzen Batzen an Extrapunkten. Die Herausfoderungen muss man sich nicht gezielt aussuchen, den Großteil erledigt man irgendwann sowieso automatisch im Vorbeigehen. Einige wenige erfordern aber schon etwas Eigeninitiative. Wie etwa die seltsame Herausforderung, aus einem mindestens 30 Fuß hohen Gebäude in den Tod zu springen. Naja, wenn’s einen weiterbringt… Mit dem Sammeln von Punkten steigt man irgendwann automatisch im Rang auf, wird Sergeant, Lieutenant, Colonel, Major und irgendwann Brigadegeneral. Mit jedem Rangaufstieg werden wiederum neue Herausforderungen freigeschaltet, ebenso wie ein immer größeres Arsenal an Waffen. Außerdem wird einem innerhalb relativ kurzer Zeit bereits ein Klasseneditor zugänglich gemacht, in dem man sich seine eigene Klasse, sprich: Ausrüstung, zusammenbasteln darf. Da heißt es dann die richtige Handfeuerwaffe zu wählen, dazu ein Gewehr der Wahl und diverse Extras. Jede Waffe darf mit einem Zusatz ausgestattet werden. Da gilt es dann abzuwägen, ob man sich etwa für ein Rotpunktvisier oder gleich ein Zielfernrohr entscheidet, um die Reichweite zu erhöhen, oder doch lieber für einen Schalldämpfer, was aber reichweitenmäßig den gegenteiligen Effekt hat. Oder man wählt den Mittelweg und baut sich stattdessen lieber einen Granatwerfer ans Rohr.

Dann gibts aber keinen zusätzlichen Raketenwerfer mehr, ebenso keine Splittergranaten mehr in die Hand. Oder höchstens noch eine. Extras wie Granaten gilt es ebenso wie die Waffen in Form von Perks nach und nach freizuschalten. Jeder Spieler darf insgesamt 3 Perks einsetzen. Jeder belegbare Slot bietet dabei völlig unterschiedliche Extras an. Während man in einem größtenteils die Wahl zwischen Explosivstoffen hat (diverse Granaten, C4, Claymores, Raketenwerfer etc.), gibt es für die Extras-Slots 2 und 3 eher Spezialfähigkeiten einzusetzen. Da kann man dann beispielsweise die Durchschlagskraft seiner Kugeln erhöhen, mittels Juggernaut die eigene Widerstandskraft erhöhen, mehr Puste für längere Sprints einfordern oder mit der Fähigkeit Last Stand dafür sorgen, dass man, obwohl man gerade niedergeschossen wurde, noch mal schnell die Pistole ziehen und den Dreckskerl mit ins Nirvana nehmen kann. Funktioniert alternativ im Optimalfall auch mit dem Extra Martyrium, wo einem im Todesfall eine scharfe Granate (nein, keine Frau) aus der Hand gleitet.

Mit diesem Spektrum an Möglichkeiten nicht genug, gibt es auch noch zusätzliche Belohnungen für eine bestimmte Anzahl an Gegner-Niederstreckungen am Stück. Oder einfacher gesagt: Je mehr Bastarde ich abknalle ohne selbst draufzugehen, desto fettere Boni darf ich anschließend direkt im Spiel einsetzen. Für 3 Abschüsse gibt es etwa eine Aufklärungsdrohne, die die Postitionen aller Spieler für die eigene Mannschaft auf einer Karte markiert (auf die man ansonsten gänzlich verzichten muss). 6 Abschüsse belohnen uns mit einer Schwadron Jagdbomber, die auf unseren Befehl hin ein Flächenbombardement auf einem Stück Karte unserer Wahl fliegen, während uns bei 8 Abschüssen ohne Eigentod für eine Weile ein Kampf-Heli zur Seite steht fliegt und alles niedermäht, was nicht bei drei in Deckung geht.

Die Möglichkeiten im Spiel sind also extrem vielfältig und dadurch enorm motivierend. Hin und wieder gibt es aber dennoch einige Frustmomente. Zum Beispiel immer dann, wenn das System einen ausgerechnet mitten in einer Gruppe Gegner spawnen lässt, oder man direkt nach dem Spawn von einem Bombardement, einer Granate, einem Heli oder was auch immer erwischt wird. Durch die ständige Action und vor allem die sehr detaillierte Grafik, kombiniert mit den erdigen Farbtönen, fällt es oftmals außerdem extrem schwer, Gegner überhaupt wahrzunehmen – weshalb man viele Male ins Gras beißen wird, ohne zu sehen, woher der Schuss überhaupt kam. Aber fairerweise gibt es eine Killcam, die uns die letzten paar Sekunden vor unserem Ableben aus Sicht unseres Schlächters präsentiert. Was eine sehr schöne Einrichtung ist. Und diesen zudem dazu zwingt, ständig in Bewegung zu bleiben, damit man nicht nach dem spawnen mal eben hinterrücks vorbeischaut. Campertum wird damit weitestgehend unterbunden. Auf Dauer würde ich mir außerdem doch noch ein paar Maps mehr wünschen. Vor allem welche, die nicht so offenbar auf Abschnitten des Singleplayer-Parts basieren und entsprechend nur bedingt Spaß in großen Gruppen machen. Außerdem schade: Die Kartengröße passt sich leider nicht automatisch der Personenzahl auf dem Server an, was Partien mit wenigen Spielern, etwa im 2-on-2-Team-Deathmatch, leider unnötig ausbremst und diese ziemlich langatmig werden läßt. Außer Shipment gibt es eigentlich keine wirklich für solche Zwecke geeignete Map. Diese wiederum ist dermaßen winzig, dass sie auf Servern mit mehr als 10 Spielern verboten gehört. Warum die auch auf Servern mit über 40 Spieler-Slots nicht aus dem Map-Cycle fliegt, ist mir ein Rätsel, da man mit jedem Spawn sicher sein kann, inmitten einer Horde von Gegner ins Chaos geschmissen zu werden.

Alles in allem können mir alle anderen Multiplayer-Games aber derzeit wirklich mal sowas von gestohlen bleiben… Wer braucht schon Battlefield 19hundertschlagmichtod, UT3 oder wie sie alle heißen, wenn man solch eine Perle des gepflegten Mehrspieler-Ballerspaßes völlig für lau auf eines der besten Spiele der letzten Jahre obenauf bekommt?

6 Comment

  1. Absolute Zustimmung! CoD4 ist der erste Multiplayer-Shooter, der mich wirklich gefesselt hat. Was so ein Erfahrungspunktesystem so alles motivationstechnisch bewirken kann… View all comments by Ranor

  2. “It’s good for you. It’s good for me. War, what is it good for? It strengthens the economy!”
    …um die Überschrift mal anders fortzuführen (und wer das nicht versteht hat “Sam & Max Season One” nicht gespielt. In dem Fall solltet ihr euch schämen.)

    Ich bleibe übrigens bei “Team Fortress 2”. Das habe ich kostenlos zu “Portal” dazubekommen und mir Shooter-Niete reicht das völlig. 😉 View all comments by Alanar

  3. TF2 ist mir irgendwie zu… ich weiß nicht, hektisch, unübersichtlich?… das trifft in gewisser Weise auch auf CoD4, aber trotzdem macht mir letzteres mehr Spaß. Bei TF2 gefallen mir die Klassen alle nicht so sehr. View all comments by Christian

  4. TF2 zu unübersichtlich? Sprechen wir da von dem gleichen Team Fortress 2 ?
    Man kann TF2 sehr schnell begreifen. Nur das Beherrschen… Man muß, nur den Frusthügel überwinden. Das kann je nach Shootererfahrung dauern. Ich war am Anfang auch nah dran TF2 wieder ins Regal zu stellen und mich wieder dem (meiner Meinung nach) unbalanceden Quake Wars zuzuwenden. Aber ich habe durchgehalten (dank QW vielleicht auch).

    Aber mal zu CoD4 Multiplayer: Da müssen die Jungs endlich es richtig gemacht haben. Bei CoD1 (ach lang ist es her) war der Multiplayer so was von schlecht. Ich kann es mir kaum vorstellen, dass der MP bei CoD4 so gut sein soll. Da muß ich mir wohl doch mal bald CoD 4 besorgen… View all comments by Commander Z

  5. Naja, hektisch trifft es wirklich nicht ganz. Aber dieses wilde aufeinander losgestürme ist irgendwie nicht so mein Ding. Ein bißchen mehr Taktik darf es dann schon sein. Ich stürme bei Counterstrike auch schonmal gerne nach vorne. Aber dieses gegenseite BElauern, das Warten auf einen Fehler bei den Gegnern, darauf, dass sich jemand durch Schritte oder sonstwas verrät, fehlt mir bei TF2 einfach komplett. Und das bekomme ich bei CoD4 umso mehr. Trotzdem ist bei dem Spiel immer noch jederzeit die Hölle los und man stirbt relativ häufig. Aber mir gefällts spielerisch einfach sehr viel besser.

    Quake Wars fand ich in der Demo damals ziemlich gut, aber man hat halt leider noch einige Balance-Probleme gespürt. Von der Spielgeschwindigkeit und dem Spielgefühl insgesamt war ich aber auch ziemlich begeistert. View all comments by Christian

Comments are closed.