Kampf den Killerspielen… !

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…oder etwa lieber doch nicht?

Seit Jahr und Tag, spätestens aber seit Robert Steinhäusers Ausraster in Erfurt, wettern deutsche Politiker gegen so genannte Killerspiele, allen voran das Trio Infernale: Günther ‘Ich-gebe-meinen-Senf-zu-allem-dazu’ Beckstein, Edmund ‘Äh’ Stoiber und Jörg Schönbohm. Angestachelt vom biederen ZDF und seiner hochgeschätzten Frontal 21-Redaktion um Dr. Rainer Fromm, die sich nicht scheut, immer wieder ordentlich Öl in den Vulkan zu schütten. Oder war es gar doch immer umgekehrt? Hat Frontal 21 etwa tatsächlich nur berichtet, was in der öffentlichen Meinung und dementsprechend ebenso in der Politik allseits akzeptierter Konsens war? Von Video-Gemetzeln im Kinderzimmer und der Ausübung von Gewalt ohne Grenzen war da immer wieder zu hören.

Die Öffentlichkeit ist wachgerüttelt, schockiert, ja geradezu empört ob der fiesen fiesen Spielchen, die ihre Zöglinge da im heimischen Kinderzimmer quasi nebenbei zu Terroristen und Mördern heranziehen… Zumindest sollten wir glauben, dass die Öffentlichkeit so empfindet. Die einzigen, die sich auf diese Berichterstattung tatsächlich lautstark zu Wort gemeldet haben, waren die Spielenden samt Games-Industrie selbst. UND natürlich unsere altbekannte Politiker-Riege, diesmal verstärkt um einige weitere lustige Spießgesellen. Und prompt beschließt die Konferenz der Innenminister der CDU-geführten Länder Anfang des Jahres, das Verbot von Killerspielen endgültig durchzubringen, damit ein für alle Male gut ist mit diesem Schund. Was genau so ein Killerspiel eigentlich sein soll, darüber mag niemand so richtig reden. Vielleicht, weil sich niemand die Blöße geben will schon wieder Ego-Shooter und Counter-Strike ins Gespräch zu bringen? Eben das Spiel, mit dem man sich bereits nach Erfurt praktisch ein Eigentor geschossen hat? Aber ich schweife ab.

Außerdem, so die CDU-Innenminister, sei das derzeitige Alterskennzeichnungs-System für Games alles andere als hinreichend. Das wiederum läßt die USK ziemlich verdutzt dastehen, hat diese doch noch in der Presse zu den Statistiken des letzten Jahres verlauten lassen, dass sich Bund, Länder und USK einig darüber seien, wie gut der Jugendmedienschutz bei Spielen funktioniere.
Lange zuvor hatte bereits der Koalitionsvertrag der Bundesregierung für einige Furore gesorgt, stand doch auch dort die wiederholte Forderung nach der Verbannung von Killerspielen aus dem Kinderzimmer, ja am besten gleich aus der Gesellschaft, zu lesen.

Wer sich also regelmäßig die zugehörigen Zeitungsberichte und mehr als spärlich gesähten (und noch knapper gehaltenen) Fernsehbeiträge zu diesem Thema verfolgt hat, dürfte die ganze Zeit über das Gefühl nicht losgeworden sein, dass Ego-Shooter (denn darauf zielte der Begriff des Killerspiels doch letztlich ab) über kurz oder lang gänzlich verboten werden.

Und damit kommen wir jetzt endlich (endlich!!!) zum eigentlichen Grund, warum ich diese Zeilen hier überhaupt schreibe: Denn wie Heise Online bereits vorgestern gemeldet hat, scheint die ganze Aufregung mehr oder weniger umsonst gewesen zu sein. Aus nicht näher genanntem Grund hat die Bundestagsfraktion der FDP mal spaßeshalber eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, wie es denn um den Jugendmedienschutz und die Verbotsforderungen so bestellt sei. Und was war die mehr als überraschende Antwort? Richtig: das Bundesjugendministerium sieht derzeit keinerlei Notwendigkeit, die gültigen Jugendschutzbestimmungen weiter zu verschärfen. Ganz im Gegenteil, die Regelungen seien mehr als ausreichend, die Arbeit der USK als unabhängige Selbstkontrolle funktioniere einwandfrei.

Ja Bravo, endlich haben wir es mal offiziell. Das Ganze gespickt mit dem Hinweis, dass auch die aktuelle Medienwirkungsforschung keinerlei triftige Gründe für ein Verbot bestimmter Spiele finden könne, dürfte den Verbotsforderen doch jetzt endlich mal den Wind aus den Segeln nehmen und sie zum verstummen bringen… Oder nicht?

Irgendwie bin ich da ja weiterhin mißtrauisch. Der nächste Spinner, der mit nem Bleistift auf irgendwen losgeht und auf dessen Computer hinterher Counter-Strike gefunden wird, kommt bestimmt. Und dann schlägt auch wieder Günnis Stunde. Oder Edes… oder vielleicht überrascht uns ja auch mal ein frisches Gesicht. Wir dürfen gespannt sein 😉

Ach ja: Wer sich wirklich für den Jugendschutz im Bereich Computer- und Videospiele, und für die Arbeit der USK, interessiert, der findet hier noch einmal alles Wissenswerte. zum Thema.

2 Comment

  1. Das nächste Killerspiel kommt!…

    Deutsche Politiker fetzen schon mal die Messer. Mit "2Moons" möchte David Perry das gewalttätigste PC-Rollenspiel aller Zeiten entwickeln. Ich freue mich schon auf neue Killerspiel-Debatten von Leuten, die nie ein PC-Spiel gespielt haben.
    View all comments by Verstand in Gefahr?!

  2. […] Nachdem man sich vor einiger Zeit im Parlament darüber einig war, dass mit dem Jugendschutz für Computerspiele doch echt alles in Ordnung sei, scheint man das gerade nochmal komplett zu überdenken. Schade, wenn man dabei nicht einmal abwarten kann, was die für Ende des Jahres anstehende Evaluation des bestehenden Jugendschutzgesetzes und der Arbeit der USK wirklich an Ergebnissen liefert. Noch viel schader…. äääh, hmmm…..trauriger: dass jetzt auch Armin Laschet, der sich bislang immer eher gegen vorschnelle Verbotsforderungen ausgesprochen hat, nun in das gleiche Horn stößt… wenn auch viel vernünftiger und sachlicher als sein unqualifizierter Weissbiertrinker-Kollege. […] View all comments by Christian Pöhlmann.de » Kampf den Killerspielen… Jetzt doch?

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