Schade, nachdem ich vor einiger Zeit noch durchaus Lustiges aus der kleinen Stadt im Münsterland zu berichten hatte, steckt Emsdetten jetzt ganz tief drin in negativer Berichterstattung. Und mit dem Städtchen und dem Amoklauf, der sich dort zugetragen hat, leider auch wieder einmal Computerspiele und ihre Anhänger.
Nachdem ich mich gestern schon ausgiebigst privat darüber echauffiert habe, gibt es seit gestern Abend nun auch eine sachlichere offizielle Stellungnahme von GameParents.de zu den Vorkommnissen. Ich habe mich trotzdem bemüht, sie möglichst bissig zu formulieren. Diplomatische Formulierungen scheinen in Zeiten solch hysterischer Berichterstattung und solch absurder Aussagen einiger Politiker anscheinend nicht sonderlich viel zu bringen.
Die komplette Stellungnahme lest Ihr weiter unten, oder noch besser: direkt bei GameParents.de (klick!).
Nach dem Amoklauf von Emsdetten:
GameParents.de für eine sachliche Diskussion rund um Computerspiele
Gestern, Montag, den 20. November 2006, ist der 18jährige Schüler Bastian B. an einer Schule in Emsdetten Amok gelaufen. Aktuellen Medienberichten zufolge verletzte er dabei über 30 Personen, bevor er die Waffe gegen sich selbst richtete.
GameParents.de verurteilt derartige Taten auf das Allerschärfste.
Allerdings halten wir die aktuelle Berichterstattung der Presse, sowie Aussagen vereinzelter Politiker für sehr bedenklich. So hieß es bereits zu einem Zeitpunkt, da sich der Leichnam des Amokläufers noch am Tatort befand, er habe das Töten ausgiebigst an Computerspielen wie Doom 3 oder Counterstrike geprobt. Wie derartige Meldungen derart unreflektiert und ohne Blick auf tatsächliche Motive und Auslöser des Täters publiziert werden, wirft ein erschreckendes Bild auf den so genannten Qualitätsjournalismus dieser Tage.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass kurz nach der Tat erste Rufe aus der Politik nach einem Verbot so genannter ‚Killerspiele’ laut wurden. Rufe, die so bereits nach dem Amoklauf Robert Steinhäusers an einem Erfurter Gymnasium vor rund vier Jahren laut wurden, und die schließlich zum Erlass eines strafferen Jugendschutzgesetzes führten.
Leider melden sich heute wie damals eben jene Politiker zu Wort, die sich bereits in der Vergangenheit größtenteils durch völlige Unkenntnis der von ihnen angeklagten Spiele ausgezeichnet haben. Zudem bleibt nach wie vor völlig schleierhaft, wie der Begriff ‚Killerspiele’ genau definiert wird. Wo fängt ein so genanntes ‚Killerspiel’ an und wo hört es auf? Eine Frage, die sich weite Teile der Bericht erstattenden Presse bisher anscheinend nicht öffentlich zu stellen wagen.
GameParents.de stellt sich entschlossen gegen die Verwendung dieses Begriffs und gegen die vorschnelle Verurteilung von Computer- und Videospielen nach dieser grausamen Tat. Solche Aussagen sind in keinster Weise sachdienlich und stellen lediglich eine riesige Gemeinschaft friedlicher Freizeit-Gamer unter Generalverdacht.
Ebenso geht unserer Meinung nach eine Bürgerinitiative gegen die weitere Herstellung und Verbreitung so genannter ‚Killerspiele’ völlig an den eigentlichen Problemen vorbei. Deutschland verfügt bereits über eines der härtesten Jugendschutzgesetze weltweit. Im Bereich der Computerspiele ist es dem Staat seit der Novellierung des Jugendmedienschutzes 2003 de facto möglich, durch den Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden (OLJB) bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) Einfluss auf Altersfreigaben auch von gewalthaltigen Titeln zu nehmen! Zudem ist ein Verbot Gewalt verherrlichender Titel bereits durch den Paragraphen 131 StGB gegeben.
Was wir brauchen, sind also weder Verbote noch schärfere Kontrollen der Computerspiele an sich.
Was wir brauchen, sind stärkere Kontrollen an genau den Punkten, an denen Kinder Zugriff auf Spiele mit für ihre Altersstufe ungeeigneten Inhalten gelangen! Sei es durch Kontrollen der Ordnungsämter in Kaufhausketten und Fachgeschäften, oder durch die Eltern und Familie in den heimischen vier Wänden.
Vor allem für Eltern, Familien und Lehrer bietet GameParents.de sich als Anlaufstelle zu Fragen aller Art an.
An dieser Stelle sind jedoch ebenso die ‚klassischen’ Medien gefordert, sich für eine bessere Aufklärung der Öffentlichkeit zum Jugendschutz in Deutschland einzusetzen, und differenziert auf Möglichkeiten und Gefahren von Computer- und Videospielen hinzuweisen.
Besonders stark in die Pflicht genommen werden sollten jedoch auch die Entwickler, Publisher und Anbieter von Computerspielen jeder Art. Computer- und Videospiele stellen heute einen gewaltigen Wirtschaftszweig dar. Allerdings fehlt es trotz immer wiederkehrender Kritik bislang an angemessenen Kampagnen und Initiativen aus der Industrie, die sich für einen funktionieren Jugendschutz in Deutschland stark machen.
Festzuhalten bleibt jedoch trotzdem: Computerspiele sind nicht der Grund für eine Bluttat wie in Emsdetten oder Erfurt. Gerade im Falle von Bastian B. offenbart sich durch seine Selbstdarstellung im Internet eine breite Palette von persönlichen und sozialen Problemen, die letztendlich für seine Taten verantwortlich sind.
GameParents.de fordert deshalb eine sachliche öffentliche Diskussion zu diesem Thema. Gerne sind wir bereit, uns umfassend daran zu beteiligen und laden auch Politiker und Spielekritiker herzlich ein, mit uns in Kontakt zu treten!
Für weitere Informationen zu unserer Arbeit besuchen Sie uns im Internet unter
Als Vertreter der Presse bieten wir ihnen zudem ständig aktuelle Materialien unter
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