Nicht, dass mich die Zeitschrift normalerweise auch nur annähernd interessieren würde, aber gestern hat sie ganz unweigerlich meinen Blick in ihren Bann gezogen, wie sie da so im Regal lag. Die Rede ist von der Computerbild Spiele. Und was mich so fasziniert angezogen hat war das ihr beigelegte Spiel. Denn nichts weniger als Beyond Good & Evil, eines meiner absoluten Lieblingsgames – und meiner bescheidenen Meinung nach auch einer der besten Titel ever – gibt es da momentan zum absoluten Spottpreis mit Gratiszeitschrift zu kaufen!!!
Entwickelt von niemand geringerem als Rayman-Erfinder Michel Ancel, ist BG&E im Grunde genommen eines der Paradebeispiele dafür, wie mutiges und stellenweise innovatives Gameplay, verbunden mit einer packenden Story auszusehen hat. Leider ist es auch gleichzeitig ein sehr gutes Beispiel dafür, wie wenig sich der Mainstream-Markt für gutes Gameplay und spannende Unterhaltung zu interessieren scheint. Von der Kritik damals mit viel Lob überhäuft, lag Beyond Good & Evil anschließend leider beinahe wie Blei in den Händlerregalen. Zu schade. Anscheinend ist die Mainstream-Spielerschaft schon so an die Marktmechanismen und die Veröffentlichungspolitik der großen Publisher gewöhnt, dass solche Kleinode mittlerweile nahezu völlig am Massengeschmack vorbei gehen. Schon komisch: Einerseits wird immer wieder nach frischen Ideen und weniger 0815-Einheitskost à la jedes-Jahr-eine-neue-Auflage-des-immer-gleichen-Fußballspiels geschrien, andererseits ist es eben diese Standard-Kost, die jede Saison aufs Neue den reißendsten Absatz findet. Sind Computerspieler vielleicht doch alles Lemminge, die blindlings den Promo-Hypes der Marketing-Maschinerien vertrauen? Muss man wirklich so klar und deutlich trennen, zwischen einer -sagen wir mal- breiten Masse pubertierender Vollnerds auf der einen Seite, die auf alles abfahren, das nur platt genug und mit ausreichend fettem Werbebudget ausgestattet in völlig sinnentleerter Hochglanzverpackung angepriesen wird? Und reiferen Spielern, die sich – offenbar eindeutig in der Minderheit – lieber ein paar Spiele weniger im Jahr gönnen, dafür dann aber etwas mit Hand und Fuß, das nicht schon tausendmal dagewesen ist? Weil sie vielleicht eher die Mechanismen des Marktes durchschauen und sich nicht so einfach blenden lassen? Oder ist es am Ende vielleicht sogar schon so schlimm, dass sich die Tendenz zu standartisierter Einheitskost mittlerweile durch alle Schichten zieht und der Ruf nach neuem nur noch von einer kleinen Randgruppe zu vernehmen ist?
Wie kann ernsthaft jemand glauben, dass jedes Jahr eine neue Auflage des immer wieder gleichen Spielprinzips soviel besser ist, als ein wenig Abwechslung? Vor allem, wenn sie so gut gemacht ist wie Beyond Good & Evil? Was hat beispielsweise der vierte Teil von Splinter Cell soviel besser gemacht als der erste? Der, soviel sei ihm zugestanden, zumindest halbwegs innovativ war. Nichts desto trotz: Das Schleich-Genre hat er trotzdem nicht erfunden. Auch hier waren andere schneller. Siehe Thief oder Metal Gear Solid. Bringen ein oder zwei neue Kampfmoves von Sam Fisher also tatsächlich automatisch 8-15 Stunden neuen Spielspaß mit sich? Seien wir mal ehrlich: In den meisten Fällen hat man Sams besondere Fähigkeiten im Spiel sowieso nur genau einmal dort angewendet, wo die Entwickler sie auch vorgesehen hatten. Ansonsten kam man ganz gut so zurecht. Und gerade dadurch wurde in späteren Teilen doch eigentlich umso deutlicher, was gutes Leveldesign für anhaltenden Spielspaß bedeutet. Gutes Leveldesign hätte in Sams Fall eben bedeutet, dass ich mich nicht krampfhaft dazu zwingen muss, den zweiten Teil doch noch durchzuspielen. Hätte der dritte Teil einige spielerische Neuerungen mit sich gebracht, ich hätte ihn vielleicht nicht schon nach der Hälfte auf der Festplatte verrotten lassen. Und wäre er nicht sowieso bei meiner Grafikkarte dabei gewesen, hätte ich ihn mir nichtmal mehr gekauft.
Was also läßt uns eigentlich doch immer wieder zu Fortsetzungen greifen? Nun könnte man sagen, dass einem die Hauptcharaktere so sehr ans Herz gewachsen sind, dass man ihre Persönlichkeitsentwicklung unbedingt gerne weiterverfolgen möchte. Nachvollziehbar, aber bei Spielen eigentlich doch eher noch eine sehr gewagte Behauptung. Die Spiele, die sich wirklich an Charakterstudien versuchen (falls man bislang überhaupt von sowas sprechen kann), sind wiederum Nischenprodukte. Um mal auf Fisher zurückzukommen: Sam hat, von seinen zynischen Sprüchen abgesehen, nicht mehr Persönlichkeit als ein Klumpen Fischmehl. Games sind eben leider noch weit davon entfernt, echte Gefühle zu vermitteln. Ausnahmen wie Final Fantasy VII, meinetwegen auch Fishers direkte Konkurrenz um Solid Snake und eben Beyond Good & Evil bestätigen die Regel.
Und das wollen wir uns mal noch kurz näher anschauen: Im Mittelpunkt der Story steht die junge Fotografin Jade, die, mehr durch Zufall, in einen interstellaren Konflikt zwischen der totalitär-militanten Regierung ihres Heimatplaneten Hyllis, einer außerirdischen Macht (den Dom’Z) und dem Widerstandsnetzwerk IRIS gerät. Ihr zur Seite stehen ihr sonderbarer Onkel Pey’J (der aus irgendeinem nicht näher genannten Grund ein ääh… aufrecht laufendes Schwein ist) und der Rebell Double-H, der praktischerweise die Regierungstruppen infiltiert hat, um an geheime Informationen zu gelangen. Jade lernt Double-H kennen, als sie ihn zufällig aus der Gefangenschaft der außerirdischen Angreifer befreit. Im Laufe des Spiels entfaltet sich eine geradezu aberwitzige Geschichte um eine riesige Verschwörung auf Hyllis: Kann es sein, dass die Regierung im Geheimen gleiche Sache mit den Dom’Z macht und ihre eigene Bevölkerung an die Außerirdischen versklavt? Und wer genau steckt eigentlich hinter der Alpha-Abteilung – jenen Regierungstruppen, die auf dem Planeten anscheinend so rigoros für Recht und Ordnung sorgen?
Es ist an Fotografin Jade und ihrer Kamera, den Dingen im Auftrag des IRIS-Netzwerkes auf den Grund zu gehen und Beweise für die Machenschaften der Regierung zu sammeln. Dabei schleicht sie sich mal heimlich, still und leise durch diverse Industrie-Anlagen, und geht ein anderes Mal eher direkt vor, indem sie sich mitsamt ihres Hovercraftes, mit dem sie die Welt erkundet, den Weg freischießt. A propos schießen: Die wichtigste Waffe ist übrigens keine Kanone, sondern tatsächlich Jades Kamera, mit der sie regelmäßig Beweisaufnahmen schießt und diese an ihre Kontaktperson bei IRIS sendet, um die Geschehnisse publik zu machen. Ansonsten kämpft sie – von den Passagen im Hovercraft einmal abgesehen, ausschließlich mit ihrem Aikido-Stab, wobei sie einige sehr nette und stylisch aussehende Tricks auf Lager hat.
Um sich Ausrüstungen, wie Power-Ups, neue Antriebe fürs Hoverkraft und ähnliches leisten zu können, muss Jade Geld verdienen. Und womit verdient eine Fotografin am Besten? Richtig, indem sie neben ihren Beweisfotos nebenbei möglichst jedes Geschöpf der heimischen (oder auch außerirdischen) Fauna fotografiert und veröffentlicht. Allein dieses kleine Feature macht BG&E zu etwas ganz besonderem und weckt zusätzlich den Sammeltrieb im Spieler. So bleibt man auch gerne mal ein wenig länger in den wunderschön designten Abschnitten, um auch ja kein Tierchen zu verpassen.
Umso trauriger, dass das Ende schon relativ früh in Sichtweite erscheint. Nach gut 12 bis 15 Stunden sollte eigentlich alles vorüber und die letzte Verschwörung aufgedeckt sein. In der Zeit hat man Jade und ihre Mitstreiter aber tatsächlich so lieb gewonnen, dass man sich tatsächlich ohne weiteres eine weitere Episode mit neuen Abenteuern wünscht. Einfach um zu schauen, wie die Charaktere sich weiterentwickeln. In diesem Sinne: Sofort losziehen und kaufen!!!!
Schön 🙂
(und so viel schöner als mein Artikel zu BGAE 😀 ) View all comments by Arkion
Wow, ich hab den Artikel doch gerade erst vor drei Minuten fertig gestellt. Du bist aber echt mal flott. Hab Deinen Artikel aber heute Mittag auch gelesen und war ebenfalls sehr begeistert. Das Spiel ist einfach völlig zu unrecht missachtet worden bislang. Umso schöner, dass es jetzt ausgerechnet in der Computerbild Spiele liegt. Immerhin ist das nach wie vor die mit Abstand meistverkaufte Games-Zeitschrift. Auch wenn die Gamestar das nicht wahrhaben will.
Übrigens auch noch mit auf DVD: Nibiru, der Götterbote. Weiß aber nicht, ob es sich dafür zu kaufen lohnt, wenn man, wie ich, BG&E schon für die PS2 hat. View all comments by lichtzeichner
Bin ein flotter Leser 😉
Nibiru ist (zumindest wenn man Adventures mag) nicht übel.
Der Inhalt der CB langt ja wirklich net allein für den Kauf. 🙂 View all comments by Arkion
Ist halt eher für den Gelegenheitsspieler. Im Grunde genommen finde ich gut, dass es sie gibt, weil sie -ähnlich wie die Computerbild – halt auch absoluten Neueinsteigern und Leuten, die überhaupt keine Ahnung von Games haben, einen schnellen Einstieg bietet. Eben weil auch wirklich jeder Scheiß nochmal wie für Doofe erklärt wird. In Zeiten, in denen die älteren Generationen ja nur noch mit Killerspiel-Meldungen erschreckt werden, umso wichtiger.
Aber klar, für unsereins taugt sie halt nicht viel. Lese mittlerweile auch nur noch Blogs und die GEE. Selbst die Gamestar hol ich mir höchstens noch der Spiele wegen. View all comments by lichtzeichner
Ich bin mal deinem Kaufbefehl gefolgt und habe es bei Amazon “mitbestellt”.
Noch was anderes: Wie heißten dein Bilder Plugin? View all comments by suicide
So ists brav.
Eigentlich wollte ich mir schöne Gallerien mit ‘mygallery’ anlegen. Aber entweder das arbeitet nicht richtig mit dem Theme bzw. der aktuellen WordPress-Version zusammen, oder ich bin zu doof dafür.
Für die Vergrößerung der Thumbnails als Javascript-Inlay benutze ich Lightbox JS 2.02.
Mit dem Image Manager-Plugin hab ichs auch mal probiert, aber schöne Gallerien klappen damit auch nicht. Für die Header-Bilder bei den Posts erstell ich immer ein JPG mit 650×120 Pixeln und binde das als Fullsize-Pic ohne Link ins Post ein.
Wenn Du mal irgendwie ein schönes und einfach zu bedienendes Bilder-Plugin findest, schrei mal laut. Bislang wollen mir alle noch nicht so recht gefallen. View all comments by Christian
[…] Strategiespiel sowieso gerne links liegen. Nur leider gibt es viel zu wenige gute. ICO, na klar, Beyond Good & Evil, mit viel Wohlwollen kann man sogar God of War dazuzählen. Metal Gear Solid und Splinter Cell auch […] View all comments by end of level boss » Blog Archive » Tomb Raider Anniversary - Demo
Hast du es schon durchgespielt? Ich muss jetzt zum Mond… View all comments by suicide
Ja, ist aber schon ein paar Jahre her. Habs mir damals für die PS2 geholt, kurz nachdem es raus kam. View all comments by Christian
Nur noch 2 wochen dann auf der Xbox 360. Endlich. View all comments by Actionman
[…] Wie habe ich Anno 2007 noch gleich die Story von Beyond Good & Evil in Standard-Baukasten-Manier umschrieben? […] View all comments by Short Review: Beyond Good & Evil HD | end of level boss