So, ich habe schlechte Laune, Nackenschmerzen und finde gerade alles doof. Und deshalb muss jetzt irgendwer dran glauben. Oder irgendwas. Da trifft es sich doch gut, dass ich gerade Lostmagic zur Hand habe. Dieses Kackspiel, dass ich die Tage ganz aus Versehen bei eBay erworben habe. Echt, völlig ungewollt. ‘Da gibt man ein niedriges Gebot ab, weil man denkt, ach, schauen wir mal was draus wird. Kann ja nicht so schlecht sein, wenn mans für kleines Geld erwirbt…’. Dann liest man einige alte Kritiken und ist schon nicht mehr so begeistert, ist aber dennoch frohen Mutes, dass das Spiel ja bestimmt noch wer anderes erwirbt, weil man hat ja nicht so übertrieben viel geboten (ja gut, es waren 15 Euro *hust*). Okay, nun hab ich das Modul zuhause liegen – und wo es schonmal da ist, da kann dem Spiel doch auch einfach mal eine gerechte Chance geben. Dachte ich. Klang ja auch im Grunde wirklich bezaubernd, das Spielprinzip: Mit einem sehr jungen begabten Magieschüler läuft man so durch die Welt, lernt im Laufe seiner Abenteuer bis zu 400 Zaubersprüche und macht damit Horden von Monstern platt. Das alles in knuddeliger Grafik und in kleinen Happen zwischendurch spielbar. Klingt doch erstmal gar nicht so übel.
Aber Pustekuchen. Lostmagic nervt. Und zwar schon nach extrem kurzer Zeit. Von dieser abstrusen Story um irgendeine dumme Zippe, die alle 7 Zauberstäbe der Weisen zusammentragen will, um selbst zur mächtigsten Herrscherin weit und breit aufzusteigen, den völlig dämlichen restlichen Charakteren (einschließlich des eigenen Spiel-Charakters) bis hin zur wirklich schäbigen Grafik – bei Lostmagic läuft einfach alles falsch. Allein schon die Grafik. Präsentiert der obere der beiden Bildschirme noch Zeichnungen im Stile der alten japanischen Heidi-Zeichentrick-Serie, gibt es auf dem unteren Screen eine geradezu lächerliche Landkarte auf dem grafischen Niveau eines GBA. Vielleicht auch schlechter. Auf dieser zieht man auf absolut linear vorgegebenen Wegen rundenstrategiemäßig jeweils felderweise durch die Lande. Immer brav nur ein Feld pro Zug. Was an sich schon total dämlich ist, weil es keine zufallsbasierten Ereignisse beim Ziehen gibt und sich einem auch sonst nichts Unvorhergesehenes in den Weg stellt. Geschweige denn, dass es noch einen Computergegner gäbe, der nach dem eigenen Zug ebenfalls Einheiten hin und her bewegen müßte. Hat man also ein bestimmtes Ziel vor Augen, klickt man sich immer schön Feld für Feld bis dahin vor.
Dann geht es in einer nervigen Zwischensequenz in Heidi-Optik kurz storymäßig ein wenig voran, bevor man auf einer separaten, nicht minder hässlichen Karte in Echtzeit ein paar ‘Monster’ plätten darf. Die Steuerung des eigenen Charakters und der zugehörigen Einheiten, die man im Laufe des Spiel fangen und im Feld einsetzen kann, erfolgt dabei komplett via Stylus. Zaubersprüche werden einfach anhand vorgegebener Runen auf dem Touch-Screen nachgezeichnet, anschließend ein Ziel anvisiert und fertig. Schön und gut. Aber läßt man sich beim Zeichnen bloß den Bruchteil einer Sekunde zuviel Zeit, kann man den ‘Level’ auch direkt wieder von vorne beginnen, weil sich in der kurzen Zeit des Zögerns garantiert schon ein Viech an uns herangemacht und uns in Null komma Nichts einen verplättet hat. Sauber. Also gilt es schon innerhalb der ersten Stunde jeden Abschnitt ungefähr 5-10mal zu spielen, um auch nur ein kleines Stück voran zu kommen. Das motiviert ungemein.
Ist man dann auch noch auf die unglaublich grützige Wegfindung seiner Einheiten angewiesen, verkommt Lostmagic vollends zum reinen Glücksspiel. Denn nicht genug, dass man ständig damit beschäftigt ist, sich selbst Kreaturen vom Leib zu halten, während man diese versucht zu erledigen, dabei ganz nebenbei noch versucht seine Einheiten auf Monster in der Gegend anzusetzen um es nicht selbst mit ihnen aufnehmen zu müssen und hin und wieder mal einen Heilzauber auf sich oder eigene Einheiten zu sprechen – Nein! All das soll man auch noch unter einem gnadenlos ablaufenden Zeitlimit auf die Reihe kriegen. Was zwar – zugegeben – im ersten Spielabschnitt nicht weiter schwierig ist, aber spätestens in Abschnitt 2, wenn es das erste Mal gilt während der Monsterhatz auch noch irgendwelche Magiekristalle zu reinigen, die Nerven des überforderten Spielers – also meine – völlig zu vernichten droht.
Von den angeblich 400 freispielbaren Zaubersprüchen hat man bis dahin ungefähr 5 oder 6 zusammen. Keine Ahnung, ich bin grad zu faul nachzusehen. Und selbst mit den paar Sprüchen im Zauberbüchlein fragt man sich schon, wie bitte man auch nur 30 Sprüche zeichnerisch auf die Reihe kriegen soll. Man kann zwar während eines Kampfes immer auf dem oberen Bildschirm nachschauen, welche gezeichnete Rune welchen Spruch bewirkt, aber man hat doch überhaupt keine Zeit dazu, weil ja ständig irgendwelche Monster auf einen einkloppen. Nee nee, Taito, so ja nicht. Das Spiel könnt Ihr Euren japanischen Manga-Freaks vorwerfen, aber nicht mir. So gehts jedenfalls nicht. Nicht mit dem Commander! Das Modul wandert ganz schnell wieder zurück ins große Online-Auktionshaus. Bah, was für ein Dreck.
Mal abgesehen davon, dass ich dem Manga-Stil durchaus was abgewinnen kann, hat mich bei “Lostmagic” der einfach nur unverschämte Schwierigkeitsgrad in den Wahnsinn getrieben. Es kann daran liegen, dass ich eine Strategielusche bin (und trotz Rollenspieldeckmantel ist es irgendwo einfach nur ein Strategiespiel), es kann aber auch daran liegen, dass es einfach nur vermurkst ist. Mein Bruder, der sich das Spiel gekauft hat, hatte jedenfalls deutlich mehr Spaß damit. View all comments by Alanar
Der Schwierigkeitsgrad ist unterm Strich – und unter all den wüsten Beschimpfungen gegen das Spiel in meiner Review 😉 – auch genau das, was mich am allermeisten aufregt. Den Grafikstil als solches hätte ich noch niedlich gefunden, wenn ein ordentliches Spielprinzip mich davon abgelenkt hätte… aber so isses leider nix. Gar nix. Ich frag mich allein schon, wie man in dem Spiel auch nur ansatzweise ordentlich strategisch vorgehen soll, wenn sowieso alles gleichzeitig auf einen einprügelt und man gar keine Gelegenheit hat, mal zwischendurch ordentlich was zu planen. View all comments by Christian
Ein tolles Review 😀 View all comments by Arkion
Danke. War ich zu böse? 😀 View all comments by Christian
[…] Aber wie spielt es sich denn nun? Ein klein wenig erinnert es ja doch an das eher durchwachsene Lostmagic auf dem DS – bloß ohne die schlimmen Macken. Genau wie bei diesem gilt es bei Force Unleashed, Aktionen durch […] View all comments by Entfesselt | end of level boss