Web 2.0 Overkill: The Steam Community

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Back in Business. Der Kurzurlaub ist vorbei, der große Arbeitsstreß davor auch. Zeit, sich wieder mit den wirklich schönen Dingen des Alltags zu beschäftigen. Wobei: Nichts ist schöner als eine ordentliche Portion Urlaub. Naja, fast nichts. Wollte ich ursprünglich heute noch meine Backstage-Erlebnisse mit Fury in the Slaughterhouse und Texas Lightning aufarbeiten, so hab ich das mittlerweile erstmal auf Eis gelegt und vertagt. Vielleicht ist das alles ja auch gar nicht so spannend. Oder mir einfach zuviel Schreibarbeit, im Moment. Widmen wir uns heute also zum erstmal-wieder-warmwerden lieber zunächst dem nächsten größeren Projekt der Gaming-Schmiede Valve. Das auf den ersten Blick erstmal herzlich wenig mit Games zu tun hat, sondern vielmehr noch so ein überflüssiges Social Network à la Myspace, StudiVZ, Facebook etc. werden soll. Bloß halt für Gamer. Höre ich da ein lautes Schnarchen? Schaut man sich das bislang stehende Grundgerüst von Valves neuer Steam-Community an, muss man vorerst konstatieren: zurecht. Viel zu sehen gibt es bislang nicht. Und das ist noch gelinde untertrieben. Alles, was man bislang machen kann, ist, sich ein kleines Avatar-Bildchen hochzuladen, ein paar kurze Worte zur eigenen Person niederzuschreiben (die üblichen Formular-Abfragen dafür entfallen komplett), seine Website zu verlinken und aus einer mickrigen Liste von Steam-Spielen sein Lieblings-Game aussuchen.

Gruppen kann man nur auf Einladung beitreten, außer man bastelt sich gleich selbst eine. Und am Look & Feel von Steam selbst hat sich bislang praktisch überhaupt nichts geändert. Lediglich die Freundesliste sieht jetzt ein klein wenig hübscher aus und bietet, neben der Möglichkeit, dort seinen Community-Avatar anzeigen zu lassen, nun Direktlinks zu den Profilen seiner Buddies. Mager, mager also, was man da geboten bekommt. Da sind andere Plattformen deutlich weiter.

Nun könnte man das alles also auch einfach mit einer Handbewegung als unausgegorenen Kinderkram abtun und sich schlicht und ergreifend wieder spannenderen Seiten des Internets zuwenden. Wenn, ja wenn das Angebot eben nicht von Valve, sondern von irgendeiner dahergelaufenen Start-Up-Klitsche käme. Valve aber hat in den vergangenen zwei Jahren bereits enorm viel Ehrgeiz bewiesen, wenn es darum ging, seine eigene Online-Plattform Steam zu dem Vorzeige-eMarktplatz für Games schlechthin zu machen. Am Anfang vor allem wegen seiner tiefen und nicht nachvollziehbaren Eingriffe ins PC-System und der rigorosen Bindung von Valve-Spielen an die Plattform geächtet, hat sie sich innerhalb kürzester Zeit zum wohl interessantesten Angebot für den elektronischen Kauf von Spielen entwickelt. Anfangs zunächst wohl eher für Indepent-Entwickler als neuer Distributions-Kanal interessant (wir erinnern uns etwa an Defcon, The Ship uvm.), sprangen im Laufe der Zeit immer mehr Entwickler und Publisher auf den anfahrenden Dampfzug auf. Mittlerweile findet man solch illustre wie große Namen wie Civilization IV, Sam & Max, Tomb Raider: Anniversary und eine ganze Reihe weiterer bekannter Titel Seite an Seite mit kleineren Namen, Minigame-Sammlungen und den Valve-eigenen Hausmarken im Portfolio. Die Vorteile liegen auf der Hand: wer auf die klassische Verpackung verzichten kann, mal schnell ein Game für zwischendurch sucht und über eine halbwegs schnelle Internetleitung verfügt, bekommt via Steam die jeweils aktuellste Version zum Direktdownload angeboten. Lästiges Nach-Patchen entfällt, da die Dampfmaschine das ebenfalls automatisch beim Start für uns erledigt, die Titel dürfen ohne Murren gebrannt werden oder können beim Neu-Aufsetzen des Systems ohne weitere Kosten jederzeit erneut heruntergeladen werden. Alles gebunden an die eigene, unique Steam-ID. Nachteil: Bislang akzeptiert Valve hierzulande lediglich die Zahlung per Kreditkarte. Und die ist nach wie vor rar gesät in Deutschland. Click & Buy als Alternative war zwar bereits vor langer Zeit mal angekündigt, wurde aber wohl immer noch nicht umgesetzt.

Mit seiner neuen Community-Plattform nun setzt die Games-Schmiede konsequenteweise da an, wo sich vor ihr bislang nur wenige versucht haben (mir fällt spontan nur Dennis ‘Thresh‘ Fongs Xfire ein): Ein Online-Gaming-Netzwerk zu schaffen, in dem man jederzeit jeder mit jedem kommunizieren kann, sieht, was seine Freunde gerade spielen, sich direkt in laufende Partien einklinken kann und – und das ist neu wie revolutionär – bei Bedarf und entsprechende Bonität vorausgesetzt, sich ein Spiel, in dem man einer Partie beitreten möchte, notfalls auch mal eben schnell direkt aus der gleichen Programmoberfläche heraus herunterladen kann. Gut, das mit dem mal-eben-schnell ist momentan noch so eine Sache. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das innerhalb weniger Jahre ebenfalls deutlich bessern wird. Und bis dahin könnte Valve, trotzt seines derzeit noch mageren Angebots, allein schon aufgrund seiner bereits jetzt immensen Community – und des bis dahin sicherlich gigantischen Spiele-Portfolios – als Platzhirsch nahezu allein auf weiter Flur stehen. Wenn nicht gerade EA mit seiner eigenen Online-Distributions-Plattform in nächster Zeit noch einen Riesensprung nach vorne macht.

2 Comment

  1. Sagen wir mal so, für einen Xbox 360 Besitzer ist das Ganze nichts neues. Stichwort Xbox Live und Marketplace, wo das mittlerweile man auch unter Windows Vista nutzen kann. View all comments by Xcion

  2. Stimmt eigentlich, ja. Das Live-Konzept ist an und für sich auch ausgeklügelter. Bin nur mal gespannt, ob sich das auf dem PC wirklich durchsetzt. Steam ist ja im Gegensatz zu der PC-Variante von Live tatsächlich komplett kostenfrei. View all comments by Christian

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