Ok, von Küste kann keine Rede sein, aber die grobe Marschrichtung stimmt. Die Games Convention zieht es nämlich im nächsten Jahr von Leipzig weg, gen Köln. Also zumindest die Industrie zieht es da weg. Ob die Games Convention selbst unter diesem Namen ebenfalls mitgeht, steht noch in den Sternen. Klingt verwirrend, ist aber ziemlich einfach: Da die Leipziger Messe AG nicht nur für das Bereitstellen der Räumlichkeiten zuständig, sondern zugleich Initiator und Veranstalter des beliebten Gaming-Events ist, bleibt es allein ihr vorbehalten zu entscheiden, ob es tatsächlich eine Veranstaltung unter diesem Namen außerhalb Leipzigs geben wird. So oder so: sowohl für die Macher, als auch für die Region dürfte es ein herber Schlag sein. Gerade den Veranstaltern, die in den letzten Jahren so enorme Anstrengungen in den Auf- und Ausbau dieses Events gesteckt, es sogar zum weltweit größten seiner Art gemacht haben, muß es enorm frustrierend sein mit anzusehen, wie sich nun die gesamte Industrie vom Standort Leipzig zurückzieht.
Gut, sonderlich überraschend kommt der Schritt nun auch nicht. Seit längerem waren sowohl Frankfurt als auch Köln als Alternativen im Gespräch. Dass nun letztlich Köln als klarer Sieger hervorgeht, kommt ebenfalls nicht gerade unerwartet. Die Stadt Köln hat längst das enorme – wirtschaftliche – Potential von Computer- und Videospielen erkannt und kümmert sich mittlerweile sehr intensiv um diesen Kulturbereich. Mit Electronic Arts hat der Oberbürgermeister einen der größten Publisher direkt vor der Haustür sitzen, was sowohl seiner Haushaltskasse, als auch der Messe Köln als neuem Standort für die Games Convention helfen dürfte. Zudem hat sich OB Fitz Schramma bereits im letzten Jahr wohltuend von vielen Politiker-Kollegen abgesetzt, indem er sich höchstpersönlich dafür eingesetzt hat, die diesjährigen Finals der World Cyber Games ebenfalls in die Stadt am Rhein zu holen. Man kann sagen: Schramma und sein Gefolge haben die Zeichen der Zeit, sprich: die Wirtschaftskraft der Games-Industrie, erkannt und setzen nun alles daran, ihr in NRW einen optimalen Standort zu schaffen. Wie überhaupt das Land gegenüber Spielen aufgeschlossener zu sein scheint als andere Regionen – zumindest auf politischer Ebene. Mit dem AK Games berät sich in regelmäßigen Abständen ein überaus bunt und hochgradig besetzter Reigen aus Branchenvertretern, Abgeordneten, Ministern, Abgesandten verschiedener Städte und Bankern im Düsseldorfer Landtag, mit dem klaren Ziel: Spiele müssen raus aus der Tabuzone und als akzeptiertes Medium und Kulturgut rein in den gesellschaftlichen Mainstream – auch mit öffentlicher Förderung. Da kommt ein Event wie die Games Convention natürlich gerade recht.
Die Vorteile für den Messestandort Köln liegen aber auch so auf der Hand: Nirgendwo sonst in Deutschland dürfte das Einzugsgebiet größer sein als im Herzen NRWs. Allein mit dem Ruhrgebiet leben in einem Umkreis von höchstens einer Autostunde Millionen potentielle Besucher. Probleme bei der Beschaffung von Unterkünften fallen damit schonmal für einen riesigen Anteil an Gästen völlig flach. Zudem besteht hier ein im Vergleich zu Leipzig enormes Wachstumspotential auch für die Games Convention selbst. Das wird natürlich vielen alte Fans der Messe sauer aufstoßen, wenn plötzlich alles noch größer, bunter und lauter zu werden droht, in Ansätzen waren diese Tendenzen aber auch in Leipzig bereits zu entdecken. Mit der Entscheidung, das Eröffnungskonzert auszugliedern und durch fremde Hand als riesigen Multimedia-Zirkus in der Leipziger Arena veranstalten zu lassen, haben die Veranstalter auch nicht unbedingt ein feines Händchen bewiesen. Als Plus für den Standort Köln hinzu kommen dann noch eine exzellent ausgebaute Infrastruktur, gute Verkehrsanbindungen und die vielfältigen Möglichkeiten, sich auch abseits der Messe zu vergnügen – sofern man das denn will.
Jedenfalls dürfte es nun in den nächsten Wochen ganz schön spannend werden zu beobachten, wie sich Industrie und Leipziger Messe am Ende einigen werden. Bislang zeigen die Verantwortlichen sich nicht bereit, ihre Markenrechte an der Veranstaltung abzutreten oder auszuleihen. Kommt es hier zu keiner Einigung, bleiben im Grunde nur zwei Alternativen: entweder man entscheidet sich für eine Umbenennung des Events, oder aber die Leipziger Messe AG erklärt sich dazu bereit, die Games Convention weiterhin selbst, allerdings auf fremdem Boden auszurichten. Stellt sich nur die Frage, was die Messebetreiber in Köln davon halten. Dass es einen Umzug an den Rhein geben wird, scheint aber so gut wie in Stein gemeißelt.
Update: Ganz so sicher soll die Abwanderung nach Köln laut BIU nun wohl doch nicht sein: “Hinsichtlich des Standortes der Branchenmesse wurde bisher keine Entscheidung getroffen. Wir sind aktuell im Gespräch mit verschiedenen Messestandorten über eine Fortführung unserer Branchenmesse über das Jahr 2008 hinaus. Sobald es konkrete Gesprächsergebnisse gibt, werden wir die Presse und die Öffentlichkeit informieren”, heißt auf Nachfrage von golem.de beim Branchenverband.
Ende einer Ära (aktualisiert)…
Wie die FAZ heute berichtet, wird es 2009 keine Games Convention mehr in Leipzig geben. Als neuer Standort wird Köln favorisiert, der Deutschlandsitz des Branchenriesen Electronic Arts.
Schade für Leipzig, aber ich denke an für sich eine gute Entsch… View all comments by onlinepatriot
Wobei man dazu sagen muss, dass sich alle Meldungen auf einen Blog-Eintrag bei der FAZ verlassen. Bis heute ist noch nichts entschieden und eine Entscheidung gibt’s frühestens Ende Februar, laut BIU.
Kann auch sein, dass einfach nur Druck auf Leipzig ausgeübt wird, um die Preise zu drücken. View all comments by jooonas
Juchhuuu, “Agnostic Front”!!
Du kannst dich bei dem Namen unseres OBs anscheinend nicht ganz einigigen, deswegen: der Mann heisst “Schramma” 😉
Zum Thema: die kölnmesse ist mit der Bahn keine 20 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Insofern fände ich persönlich einen Umzug schon super. Ich war mal in Leipzig, einmal sozusagen “privat”, einmal zur GC. Leipzig ist ‘ne sehr schöne Stadt, aber für die GC fühlte ich mich schon damals beinahe zu alt. Würde das Spektakel vor meiner Haustür stattfinden, würde ich schon nochmal hingehen. Ansonsten kann ich nur sagen – und du weist ja schon in denem Update darauf hin – das ist alles nur Spekulation. Und vielleicht nur ein Schuss vor den Bug der Messegesellschaft / Stadt / wasweißich. Da ist noch nix spruchreif.
Das Ganze erinnert mich an eine Diskussion rund um “meine” Eishockey-Mannschaft (den Kölner Haien), die spielen in der Kölnarena. Da gab es 2006 eine quasi öffentliche (also in der Tagespresse) Diskussion um den “drohenden” Umzug in eine neue Halle nach Hürth (das ist vor den Toren von Köln). Im Endeffekt standen dahinter die Verhandlungen zwischen dem KEC und der Hallengesellschaft die Verlängerung der Nutzungsverträge. Schlußendlich hat man dann die bestehenden Verträge verlängert und nichts hat sich verändert. Ich nehme an, bei diese Messe-Sache hier wird das so ähnlich sein. Wenn sowas in der Presse landet, ist da noch viel mehr im Hintergrund. View all comments by grobi
Oh Mann. Korrekturlesen vor dem Posten würde helfen, sich in der Öffentlichkeit nicht zu blamieren. View all comments by grobi
… two sides of a revolution….
Ja, manchmal lohnt es sich dann doch, nicht direkt auf das erste Auftauchen einer Meldung zu reagieren, sonder stattdessen die Entwicklung des Tages abzuwarten.
Grundsätzlich sehe ich es aber trotzdem so wie oben beschrieben. Natürlich wird da jetzt sehr viel gefeilscht hinter den Kulissen und mit Sicherheit hat da einer der Beteiligten zu früh den Mund aufgemacht. Vielleicht war es sogar gewollt, um die Messe Leipzig ein wenig unter Druck zu setzen. Dass die Branche auf lange Sicht nicht mit dem Standort Leipzig zufrieden sein kann, dürfte eigentlich klar sein. Klingt zumindest erstmal einleuchtend, wenn ich das so vor mich hin spreche 😉 Dafür ist das Wachstum zu groß und Leipzig als Stadt vermutlich einfach zu schlecht aufgestellt. Von der im direkten Vergleich mangelhaften Infrastruktur einmal ganz zu schweigen.
Ich würde auch eine ganz klare Abgrenzung zu den Kölner Haien ziehen. Um die Nutzung der Messehallen für die Games Convention geht es ja nicht. Die Messe als Veranstalter muss sich mit solchen Problemen selbst ja nicht herumschlagen. Ob sie nun zu hohe Standmieten verlangen, um gegebenenfalls eigene Aufwendungen zu einem Teil abseits der Eintrittspreise wieder hereinzuholen, sei mal dahingestellt. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass Messen sich da unterm Strich alle nicht viel tun, sondern lediglich die Beträge bei der Endabrechnung teilweise deutlich unterschiedlich auf verschiedene Posten verteilt sind. Was im Messebereich Kostentechnisch abgeht, ist wirklich eine lange Geschichte für sich. Aber wie gesagt: generell stellt sich das Problem für die Games Convention nicht und wenn sie es geschickt anstellen, werden sie auch ordentlich verdienen ohne die einzelnen Publisher kostenmäßig zu verprellen.
Köln als Stadt hat momentan offenbar enorm großes Interesse daran, sich bei der Industrie gut zu stellen, weil sie da offenbar ordentlich Einnahme-Potential sehen. Und Standort-technisch liegen sie, mit Düsseldorf, wirklich am allergünstigsten. Das wird auch den Ausstellern zugute kommen, da sich im Kölner Raum enorm viele Lieferanten und Agenturen aus dem Event- und Technik-Bereich tummeln.
Die Messe Leipzig hält aber momentan im Grunde trotzdem die Trümpfe in der Hand, bloß diese auszuspielen könnte schwer fallen. Die Games Convention hat sich weltweit zu einem überaus bekannten und positiv behafteten Markennamen entwickelt, auf den die Aussteller auch an neuem Standort nur schwerlich werden verzichten wollen. Gerade angesichts der Diskussionen hierzulande wäre es natürlich schön, wenn man mit dem mühsam aufgebauten öffentlichen Bild der GC weitermachen könnte, statt wieder von vorne anfangen zu müssen (klingt das jetzt sehr bescheuert?). Und zum Zweiten verfügt die Leipziger Messegesellschaft eben als einzige in Deutschland über Erfahrungen mit Videospiele-Messen und den vielen spezifischen Anforderungen daran. Messe ist nicht gleich Messe und der Umgang damit würde von den neuen Ausrichtern auch erstmal gelernt werden müssen. Ist unterm Strich zwar nicht dramatisch, aber ich glaube schon, dass sich zumindest im ersten Jahr deutliche Qualitätsunterschiede bemerkbar machen würden.
Eins steht fest: Den Publishern bzw. ihrem Branchenverband sollte man die Planung und Durchführung auf gar keinen Fall überlassen. Was dabei rauskommt, sieht man an der nach wie vor ziemlich unbeholfen wirkenden Entwicklerpreis-Verleihung. 20minütige Stromausfälle soll man da ja gerne schonmal hinnehmen müssen, von Überlängen, Hängern und Pannen im Ablauf mal ganz abgesehen.
Ich persönlich würde mir ja wünschen, dass es an Agenturen vergeben wird (nein, natürlich wünsche ich mich, dass es in der Hand der Leipziger bleibt, aber davon hab ich nix), dann würde ich nämlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen und bei uns alle so lange belabern, dass wir an dem dann zwangsläufig aunstehenden Pitch teilnehmen. Das wäre ja mein Traum: als Lead-Agentur ausführend verantwortlich für die GC sein. Aber das bleibt wahrscheinlich leider auch nur ein ziemlich feuchter Traum.
Worauf wollte ich hinaus? Ach ja: Klar, es ist noch nichts spruchreif und die Chancen stehen vielleicht sogar noch nicht so schlecht, dass Leipzig auch über 2008 hinaus die weltgrößte Gamingmesse beheimaten wird. Über kurz oder lang wird sie sie aber nicht mehr da halten können. Und dann wird höchstwahrscheinlich Kölns große Stunde schlagen.
Ach ja: der Mann heißt tatsächlich Schramma. Keine Ahnung, warum ich den beim ersten Mal falsch geschrieben hatte. Ist jedenfalls korrigiert. View all comments by Christian
Yeah, jetzt ist mein Kommentar länger als der Artikel. Geilerei 😉 View all comments by Christian
‘kay, vielleicht war mein Beispiel mit dem Vermieter-Mieter-Verhältnis ein wenig unpassend. Bei so einer Messe gibt es ja deutlich mehr beteiligte Parteien und von den Kostenstrukturen, die hinter so einer Veranstaltung stecken, habe ich nicht mal den Hauch einer Vorstellung.
Ich kann nur sagen: eine Spielemesse in Köln wäre für mich persönlich deutlich kostengünstiger zu besuchen, aber das interessiert natürlich niemanden ausser mir 😉
In dem Zusammenhang sind mir gestern an verschiedenen Stellen des weltweiten Internetzes übrigens häufig zwei “Argumentationen” schmerzhaft ins Auge gesprungen. Zum Einen “Juhu, ich muss nicht mehr in die Zone” und zum Anderen “Die bösen Wessis nehmen uns alles weg”. Argh, geht doch bitte sterben, ihr Pfeifen. View all comments by grobi
Ja, dieses ewige Ossi/ Wessi-Rumgenörgele geht mir auch ziemlich auf den Keks. Leipzig soll ja dem Vernehmen nach eine wunderbare Atmosphäre und sehr viel Gastfreundschaft bieten.
Ich würde mich aber definitv auch freuen, wenn die GC bald in Köln wäre. Dann könnte ich vielleicht auch endlich mal hin. Der Trip nach Leipzig hat mich bislang immer abgeschreckt. Aber nicht der Ossis wegen 😉 View all comments by Christian
@grobi: Hast Du als Kölner zufällig Interesse an einer Karte für “That’s Sound That’s Rhythm” am Sonntag im WDR-Funkhau? Hab eine übrig, weil meine Begleitung abgesprungen ist. Symphonie-Konzert. Gespielt wird unter anderem Musik aus Shenmue, sowie ein Castlevania-Medley. Außerdem, als krönender Abschluss, ein kleiner Vorgeschmack auf das Hülsbeck-Konzert im August. Und Rony Barrak ist auch dabei.
Infos gibts hier:
http://www.wdr.de/radio/orchester/rundfunkorchester/konzerte/alle_konzerte/20080217_proms_sound_rhythm.phtml View all comments by Christian
Ich war 2006 mal in Leipzig auf der GC. Die Messe ist schon ok, aber die Messe in Frankfurt z.B. ist schon ein anderes Kaliber. Leipzig liegt einfach sehr abgelegen und gerade im Videospielbereich gibt es noch so viel Wachstumspotential, dass es durchaus Sinn macht, sich eine Messe zu suchen, die ein größeres Einzugsgebiet hat.
Die Pro Leipzig Fanatiker sind halt auch meistens Ossis, die dann anführen Leipzig hätte ja so einen tollen Flughafen usw. Nur dass es kaum Direktflüge nach Leipzig gibt, sondern man vorher immer erst irgendwo umsteigen muss, wird schnell vergessen. Zudem muss man auch ganz klar sehen, dass die breite Masse der Besucher eben Kinder oder junge Erwachsene aus Deutschland sind und die fliegen in der Regel nicht dahin und schlafen wohl auch kaum in teuren Hotels. Die eiern morgens früh über die Autobahn und fahren abends wieder heim.
Wenn man einfach mal ein Zirkel nimmt und einen Kreis mit 300km Radius um Köln zieht und dann einen um Leipzig wird einem vieles klar. View all comments by jooonas
Da ich 2 Autostunden von Leipzig entfernt wohne (Berlin) finde ich es natürlich blöd, dass es die Messe jetzt nach Köln zieht. (Das btw für Ost-, Nord- und Süddeutschland auch nicht gerade Zentral liegt) View all comments by Gilly
Also das mit Köln kommt mir sehr entgegen. Köln ist 3-4 Stunden von mir entfernt. Leipzig. Leipzig – wo liegt das nochmal? 😀 View all comments by suicide
Nein, eigentlich nicht. Erinnern wir uns: Die E3 ging an ihrer Größe zugrunde. Und auch bei der Games Convention haben Veranstalter bereits signalisiert, sich bei den Kosten für die Messestände am Limit zu bewegen.
Wenn die GC nun also in größere Messehallen in einem größeren Einzugsgebiet umzieht – was hab ich als Besucher davon? Gar nichts. Höchstwahrscheinlich mehr Freiflächen für den Besucheransturm rund um Messestände, die so groß sind wie die in Leipzig auch. Wenn da nicht deutlich mehr Konsolen und PCs zum Anspielen bereitgestellt werden, ist das für mich als Besucher doch sinnlos, eine noch größere GC (ob nun in Köln oder sonstwo) weiterhin zu besuchen. Meine Chance, irgendwelche Spiele anzuspielen, sinkt dann von “niedrig” komplett auf null. View all comments by Chris
[…] neu zu schaffenden Branchenmesse GAMESCom im beschaulichen Köln. Als Begründung liefert Wolters, wie bereits vermutet, unter anderem das größere Einzugsgebiet im Raum NRW, sowie das attraktivere Umfeld. Der Name der […] View all comments by end of level boss » | » Die GC ist tot! Lang lebe die GC!