Spaß durch Werbung

Ich kann es ja normalerweise überhaupt nicht lassen, an Spielmodellen rumzukritteln, die auf die Refinanzierung durch Werbung setzen. Das hat immer so einen faden Beigeschmack von Abzocke. Zumindest, wenn die entsprechenden Games zusätzlich als Vollpreistitel verhökert werden. Klar, doppelter Reibach ist der schönere Reibach, aber als Kunde fühle ich mich da einfach nur verarscht. Wenn es ein Game aber völlig für lau gibt, kann ich hingegen durchaus auch mal ein Auge zudrücken. Vorausgesetzt, ich muss nicht tausend Details zu mir und meinen Vorlieben preisgeben und mich der permanenten Überwachung durch ein Ingame-Werbemodul aussetzen. Der freundliche Herr Orwell mochte seine perverse Freude an der Schilderung solcher Modelle gehabt haben, ich hingegen kann gut und gerne darauf verzichten. Und nun frage ich mich gerade, wie das eigentlich bei Gametap funktioniert. Die setzen ja auf ein ganz perfides System aus Bezahlmodell via Abo-Gebühren und kostenlosen Lockangeboten, für die man als Spieler ein wenig regelmäßige Werbung in Kauf nehmen muss.

Mal davon abgesehen, dass praktisch der ganze Gametap-Player mit irgendwelchen Spiele-Ads zugekleistert ist oder zumindest Spiele anpreist, die es nur gegen Bezahlung gibt, hält sich diese Werbung aber erstaunlicherweise stark in Grenzen. Vor jedem Spielstart gibt es genau einen einzigen kleinen, nicht-skipbaren Gametrailer zu sehen – und das war’s. Danach geht es ohne Umschweife in die völlig werbefreie Vollversion eines Titels, ohne die geringsten Abstriche machen zu müssen. Ja wie jetzt? Kann sich das wirklich allein dadurch finanzieren? Kann Gametap wirklich darauf bauen, so viele Abonnenten zu werben? Oder ist deren Kundenstamm tatsächlich bereits so groß, dass die sowas ohne finanzielle Nöte anbieten können? Ich meine, wir reden bei den kostenlosen Titeln ja nicht von irgendwelchen billig in einer Hinterhofgarage zusammengestrickten Shareware-Versionen des Klons eines Klons von Tetris. Gut, solche Sachen findet man da sicherlich auch, neben so ganz alten Games wie Street Fighter II, Pitfall und weiß der Henker was noch alles. Aber dazwischen sind dann eben auch solche relativ frischen Titel wie das über alle Maßen geniale Psychonauts, Colin McRae Rally 2005, Hitman: Contracts oder die beiden letzten Tomb Raider-Teile Anniversary und Legends. Letzteres habe ich mir heute mal gezogen und ich muss sagen: huiuiui, jetzt, wo es auch mit Next-Gen-Grafik auf meinem Rechner läuft, sieht es wirklich schweinisch geil aus… und öh, damit meine ich nichtmal unbedingt Lara. Die Grafik ist wirklich mal eine ziemlicher Hammer und kann sogar weitestgehend mit der Unreal Engine 3 mithalten ach, lassen wir das….

Was also stimmt mit dem Spiel nicht, dass man das jetzt schon völlig kostenlos bei Gametap bekommt? Hat es sich so schlecht verkauft, dass es nun bereits so verheizt werden muss? Oder erkaufe ich mir als User die kostenlose Spielzeit doch mit der Preisgabe meines gesamten Surf-Verhaltens? Immerhin kann ich bei Gametap erworbene Games nur mit dem hauseigenen Player starten, ähnlich wie bei Valves Steam. Und das wird ja ebenfalls immer wieder gerne mal als Beispiel für die gelungene Verteilung einer Datenkrake hergenommen. Man weiß ja bis heute nicht so genau, was man sich da eigentlich für ein Monstrum ins Haus geholt hat und wie tief Steam tatsächlich im eigenen System verankert ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Gametap-Player. Woher weiß ich, welche Informatinen da über mich übermittelt werden? Bei dem Ding läßt sich ja noch nichtmal einstellen, wo verdammt nochmal die Spiele gespeichert werden sollen, die man sich da zieht. Wandert alles schön in einen versteckten Ordner (jawohl: versteckt!) unter Dokumente und Einstellungen – Anwendungsdaten und läßt sich auch nicht ändern. Wenn ich an dieser Stelle schon keine Wahl hab, wobei denn dann noch so alles nicht?

Trotzdem muss ich sagen: es funktioniert. Sie haben mich. Ich will Tomb Raider: Legend spielen. Mit Lara durch die bolivianische Landschaft pesen. Umsonst. Also nehm ich all das in Kauf und muss künftig wohl darauf verzichten, EA für sein Battlefield Heroes-Geschäftsmodell zu tadeln. Oder? Naja, vielleicht mach ich’s trotzdem weiterhin. Ist ja immerhin EA, harrrrr. Mal davon ab: der erste richtige Trailer zu Battlefield Heroes ist echt mal ganz schön witzig. Sollte sich da doch demnächst mal ein genauerer Blick drauf lohnen?