Jumper

Manchmal, da gibt es diese Filme, von denen man eigentlich nicht viel mehr erwartet als anderthalb Stunden kurzweilige Unterhaltung. Dann freue ich mich auch meistens, dass ich meine Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt habe, denn das sind für gewöhnlich die Filme, nach denen ich am ehesten mit einem zufriedenen Grinsen wieder aus dem Kinosaal komme. Entwerder, weil ich danach sagen kann: “Siehste, ich hab doch gesagt: der Film wird scheiße!”, oder aber, weil der Film meine Erwartungen nunmal locker erfüllen, vielleicht sogar übertreffen konnte. So ein Feelgood-Movie ist Jumper. Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, dass Babyface Hayden Christensen die Hauptrolle spielt, kann man sich genüßlich die Großpackung Popcorn schnappen und sich entspannt berieseln lassen. Da stört es dann auch nicht weiter, dass der Junge ziemlich eindimensional spielt und sich lieber auf den Sunnyboy-Teil seines Charakters stützt, als das enorme Potential seiner Rolle zu nutzen und auszuschöpfen. So kratzt er leider nichtmal an der Oberfläche. Schade? Ja, ziemlich, aber ich hatte trotzdem meinen Spaß.

Alles fängt in so schöner Beschaulichkeit an. Der junge Mann, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, von dem die 5 Filmfreunde aber sagen er hieße David – und ich glaub denen das jetzt mal, dieser David also lebt allein mit einem eher nichtsnutzigen Vater in einem kleinen Kaff, nachdem die eigene Mutter die Familie sitzen gelassen hat, als er gerade 5 Jahre alt war. Man möchte der Mutter beinahe gratulieren zu ihrem Schritt, denn wer will schon länger mit so einem Typen zusammenleben? Oder steckt doch mehr dahinter? Der Bengel jedenfalls erfüllt sämtliche Highschool-Movie-Underdog-Klischees, ist in ein tolles Mädchen verliebt (aber glücklicherweise mal nicht die Oberschnepfe schlechthin) wird von einem Möchtegern-Sportler-Typen gemobbt und ist ansonsten eher unauffälliger Durchschnitt. Bis er eines Tages eine sonderliche Gabe an sich entdeckt. Bei einem Unfall auf einem zugefrorenen See, während dessen er im eiskalten Wasser zu ertrinken droht, versetzt es ihn plötzlich sprunghaft samt einiger Liter Wasser in die örtliche Bibliothek. Crazy. Nach ein bißchen rumprobieren stellt sich heraus: das Erlebnis läßt sich problemlos reproduzieren. Sogar ohne Wasser, dafür zunächst noch mit Bibliothek. Irgendwann klappts dann aber auch mit jedem beliebigen Ort auf der Welt. Einfach auf ein Foto geschaut, Augen zusammengekniffen und schwupps verbringt David die Zeit bis zum Mittagessen mit Surfen auf Waikiki, Relaxen auf der Sphinx und was man eben noch so alles tut, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben.

OK, ganz so schnell geht es dann doch nicht. Bevor es dazu kommt, stellt der junge David fest, dass seine besondere Gabe, in Null-Komma-Nichts an jeden beliebigen Ort der Welt springen zu können, ihm behilflich sein könnte endlich von zuhause abzuhauen und in ein besseres Leben zu starten. Gesagt, getan. An dieser Stelle nimmt die Story eigentlich bereits sehr früh im Film eine erstaunliche Wende. Statt als pubertärer Pseudo-Superheld durch die Gegend zu sausen, nutzt er seine Fähigkeiten lieber, um die eine oder andere Bank auszuräumen und es sich irgendwo in New York in semi-luxoriösem Ambiente heimelig zu machen. Von seiner schicken neuen Suite aus erreicht David folglich die Schönheiten dieser Welt und anschließend seine Volljährigkeit. Er entwickelt sich zum lässigen Lebemann, der seine Fähigkeiten lieber dazu einsetzt, die in Armlänge entfernte Fernbedienung zu erreichen, anstatt sie zum Guten zu nutzen. In einer kleinen Randnotiz wird das eigentlich sehr schön veranschaulicht: Da steht er vor der Glotze und sieht einen Bericht über eine Hochwasserkatastrophe (New Orleans?), samt hilflosen Menschen, die sich verzweifelt an Treibgut klammern. Es wäre ein leichtes für ihn, sich mal eben schell dorthin zu teleportieren um helfend einzugreifen. Doch das Schicksal anderer bleibt ihm weitestgehend fremd, er zappt nur gelangweilt weg.

Irgendwann kommt es aber alles wie es kommen muss: Natürlich ist David nicht der einzige auf der Welt mit diesen Fähigkeiten, und natürlich gibt es wieder irgendwelche bösen Gestalten, die hinter den so genannten Jumpern hinterher ist und sie – im wahrsten Sinne des Wortes – bis aufs Messer bekämpft. Allen voran Samuel L. Jackson, mit lustiger Haarfarbe und grimmigem Blick. Spätestens ab hier nimmt der Film dann auch rasant an Fahrt auf. Der Entwicklung der eh schon etwas platten Charaktere wird nun gar keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt, was angesichts der Einführung eines weiteren Jumpers ärgert, und es gibt stattdessen ordentlich Effekte aufs Auge. Die sind aber dafür umso gelungener. Zudem wird die marginale Handlung wenigstens konsequent und ohne größere Logiklücken zu Ende erzählt. Ach ja: weibliche Hauptrollen gibt es mittendrin auch noch: zum einen Davids Jugendliebe, die zwar eine irgendwie tragende, aber trotzdem nur nebensächliche Rolle spielt, sowie seine Mutter, um die herum es einen ganz netten Plot-Twist gibt, dessen Potential jedoch leider völlig verschenkt wird.

Das erinnert mich jetzt irgendwie ein wenig an Bioshock, wo…. aber lassen wir das lieber. Oder nein, halten wir zumindest fest: genau wie bei Bioshock sind sämtliche Voraussetzungen zu einem guten SpielFilm bei Jumper absolut gegeben. Das Setting ist herrlich unverbraucht, von der Ausgangssituation her eher dreckig-düster angehaucht, jedoch leider zu einem absoluten Hochglanz-Streifen, ohne Rücksicht auf große Spannungsbögen, Charaktere oder wirklich mitreißende Momente, glattgebügelt. Trotzdem hatte ich verdammt viel Spaß im Kino. Und trotzdem finde ich den Film absolut gelungen, ja sogar richtig gut. Vielleicht schon allein deshalb, weil er es natürlich schafft, den dringenden Wunsch im Zuschauer zu wecken, auch quer durch die Weltgeschichte springen zu können. Ich meine: Hey, wer will denn bitte nicht so frei und unbehelligt in einem SLK-Cabrio durch das Tokyoter Nachtleben brettern? Ich jedenfalls hatte meinen Spaß an diesem großen bunten Popcorn-Streifen. Auch völlig ohne Popcorn.

4 Comment

  1. Moin Moin,

    hab den Film am Samstag gesehen und ich muss sagen bei mir hinterließ er den Nachgeschmack eines Pilotfilms für eine Fernsehserie, er war nicht schlecht aber irgendwie auch nicht wirklich gut. Halt Popcorn für Hirn.

    Und ich wette das , wenn der erste Film gut lauft es noch zwei Teile geben wird. View all comments by Actionman

  2. Jumper hat mich ab Rom absolut gelangweilt. Am Anfang wo er seine Jumper Möglichkeiten entdeckt hat und auch im Hintergrund u.a. The Hives gespielt wurden, war alles noch fein. Ab Rom war alles irgendwie langweilig.
    Nene, dass war nix. Christensen streng dich an, sonst endest du so Mark Hamill.

    Und zu Bioshock: HEY, da war wenigstens der Big Daddy dabei. Hehe. View all comments by suicide

  3. @actionman: stimmt, gerade die Story um die Mutter schien mir doch sehr reingepresst und für eine Fortsetzung tauglich. Aber irgendwie find ich den Rest dann doch viel zu dünn für eine Fortsetzung. Dafür hätte man dann doch deutlich stärker am Charakterdesign feilen müssen, um mal im Slang zu bleiben.

    Der Big Daddy hat ihn bestimmt von Unterwasser in die Bibliothek geschubst 😉 View all comments by Christian

  4. Also die Idee hinter dem Film ist schon super. Aber die Umsetzung hätte wirklich besser sein können. Hoffen wir mal auf nen 2. Teil mit neuen Schauspielern 🙂 View all comments by gamer

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