Also sprach weiland George Lucas zu seinem Buddy Steven Spielberg: „Du, die Meute wartet nun seit 19 Jahren auf eine Fortsetzung. Es ist praktisch scheißegal, was Du da ablieferst, die nehmen alles dankbarer auf als ein Schwamm. Und wenn sie erstmal alle wie die Lemminge ins Kino gerannt sind und schön brav vorher die Kohle an der Kasse gelassen haben, ist es eh wurscht, wie sie den Film fanden. Denn wir haben die Kohle!“. Ja, so muss es abgelaufen sein, vor und während der Dreharbeiten zum neuen, zum vierten Teil von Indiana Jones. Sorry, ich neige gerne dazu, fremden Menschen Zitate in den Mund zu legen. Da geht immer ein wenig die Phantasie mit mir durch. Aber das Problem ist: ich bin mir fast sicher, dass es so gelaufen ist. So muss es gelaufen sein! Es muss! Anyway… Viele Jahre gab es ein ständiges Hin und Her, keimten Gerüchte und konkretere Ankündigungen um einen weiteren Teil der beliebten Archäologie-Doku auf, die allesamt früher oder später harsch vom Tisch gewischt wurden. Zu schlechte Drehbücher, zu viele andere Projekte, was auch immer. Der Grundtenor war jedenfalls immer gleich: Die Qualität muss stimmen. Das Drehbuch muss einschlagen wie die Wucht.
Derweil zogen Jahre um Jahre ins Land, verrann die Zeit…. offenbar irgendwann ein wenig zu schnell. Also musste der versprochene Film irgendwann endlich her, bevor der Hauptdarsteller nur noch für Krückstock-Werbung zu gebrauchen ist. Denn soviel steht fest: alt ist er geworden, der Harrison. Und grau. Wenn man’s nicht besser wüsste, könnte man meinen, er sei in die Fußstapfen Sean Connery’s getreten und Spiele nun nicht mehr Henry Jones Junior, sondern den Senior. Aux contraire! Indiana Jones bleibt Indiana Jones. Zumindest was den Darsteller angeht…
Der Rest? Nun jaaaa…. hrrrrmmm…. sagen wir mal so: Der Mann ist nicht nur gealtert, sondern auch gereift. Im Gegensatz zum Drehbuch. Und ganz eindeutig im Gegensatz zu den völlig unausgereiften, überflüssigen und absolut miesen Trickeffekten aus der ILM-Konserve. Argh! Was erlaube Lucas? Was erlaube Spielberg? Verdammt nochmal. Zuerst wartet man ewige Zeiten, um endlich, endlich, endlich mit dem Drehen zu beginnen, und dann hat man plötzlich keine Zeit mehr für anständige herkömmliche Explosionen, Verfolgungsjagden auf echten Straßen und Urwaldszenen in echtem Urwald? Und – was noch viel schwerer wiegt – offenbar nichtmal mehr genug Zeit und/oder Geduld, seine digitalen Animationen wenigsten zu Ende zu basteln? Oder waren die Kapazitäten alle so sehr in die Berechnung dieses unglaublich großen Atompilzes eingespannt, dass der Rest leider vom Praktikanten-Rechner gerendert werden mußte?
Sorry, aber das, was man da zu sehen bekam, war alles mögliche, aber kein amtlicher neuer Indiana Jones-Film. Die originale Trilogie atmete aus jeder Pore den Spaß an der Sache, hatte Witz, anständige Action und sowas wie eine richtige Story. The Kingdom of the Crystal Skull hat nichts von alledem – und noch viel weniger! Die ganze Zeit über wird man das Gefühl nicht los, ein Produkt zu konsumieren, das mit der heißen Nadel gestrickt wurde. Nicht nur wegen der schlechten Story und den noch schlechteren Effekten, sondern auch wegen der völlig fehlenden Dramaturgie und den unzähligen, unsäglich auffälligen Fehlern beim Bildschnitt und der hundsmiserablen Ausleuchtung der Szenerien. Ersteres manifestiert sich in Szenen, in denen Kamerafahrten während einer Verfolgungsjagd urplötzlich an einer Mauerecke stehen bleiben und uns diese nochmal schön in Szene setzen und vielen anderen Kleinigkeiten, letzteres zeigt sich vor allem durch ein enorm farbloses, tristes Bild und der Tatsache, dass man den Szenen oftmals einfach viel zu häufig ansieht, wie viele (oder wenige) Beleuchter wann wo gestanden haben. Gerade bei den Außenaufnahmen kann – zumindest ich, als irgendwann mal ausgebildeter Fotograf – nicht umhin, mir den armen Praktikanten mit der Aufhellscheibe in der Hand vorzustellen, wie er da in der Wüste steht und sich die Zunge aus dem Leib hechelt, während irgendwelche komischen Russen gerade dem Drehbuch folgend in ein Militärlager eindringen. Hilfe.
Im Gegenzug verstehe ich nicht, warum manch einer an der schauspielerischen Leistung des jungen Scheija Laböff herumnörgeln muss. Der Junge macht seine Sache gar nicht schlecht und weiß eigentlich so ziemlich als einziger wirklich zu glänzen. Von Harrison Ford mal abgesehen, dem man aber viel zu wenig Freiraum läßt, um ordentlich aufzuspielen. Ob man LaBeouf nun unbedingt als Ford-Nachfolger installieren mußte, sei mal dahingestellt, was drauf hat er aber immerhin. Ganz schlimm hingegen fand ich Cate Blanchett, die ich mittlerweile einfach nur noch für absolut überschätzt und nervig halte. In Banditen fand ich sie noch super, beim Herrn der Ringe glänzte sie, trotz ihrer vergleichsweise kleinen Rolle, vor allem durch maßloses Overacting, in Indy 4 ist sie schlicht nur noch schlecht. Somit bleibt mir nach dem Genuß von Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull als Fazit leider nur noch festzuhalten, was ich bereits in der Überschrift geschrieben habe… Schade. Sehr schade.
Ich kann dir teils zustimmen, teils aber auch nicht. Cate Blanchett finde ich ebenfalls total überschätzt und ihre Rolle und auch schauspielerische Leistung eher mies. LaBeouf fand ich mal wieder, wie schon in Transformers, klasse. Und die Story ist in der Tat nur Mittelmaß.
Was ich aber nicht verstehen kann ich deine CGI-Kritik. Ich bin ein sehr kritischer Mensch was Effekte angeht (fand sie zB bei Fantastic Four unerträglich), aber bis auf ein paar Kleinigkeiten fand ich die bei Indy 4 durchaus zwischen OK und gelungen schwankend. Richtig schlimm waren sie eigentlich nie… View all comments by Jan
Ich fand Indy 4 auch nicht so prall, besonders wegen der Geschichte, die quasi in einzelne Actionszenen zerfällt. Die SFX waren nicht pauschal schlecht, aber leider oft als solche erkennbar (z.B. die Erdhörnchen: gut gerendert, aber die Animationen entlarven den Schwindel). Und natürlich gab’s auch unverständliche Totalausfälle wie die Tarzan-Einlage…
Auch mir ist dann die komische Bildausleichtung aufgefallen; ich dachte, die Macher haben ais unerfindlichen Gründen irgendwelche Bildfilter drübergehauen. Ergebnis: Unecht.
Es ist bei mir persönlich länger her, dass ich die alten Filme in Gänze gesehen habe, aber z.T. spielt bei der Wahrnehmung von Indy 4 wohl auch etwas Verklärung der Vorläufer rein. Mein Bruder sagte z.B., dass der (umstrittene) zweite Teil auch völlig unlogische Geschichte/Szenen hat. Ändert nix, dass Indy 4 auch für sich kein herausragender Film ist. View all comments by HomiSite
Die Effekte schwanken meiner Meinung nach ebenfalls zwischen ganz ordentlich und hundmiserabel. Diese Tarzan-Szene war z.b. dermaßen zum Fremdschämen (allerdings nicht nur wegen der CGI), dass ich am liebsten aus dem Kino gerannt wäre.
Cate Blanchett hingegen finde ich eigentlich ganz gut.. die Frau hat was. Im Film war davon allerdings wirklich nichts zu sehen.
Ansonsten ist über das Machwerk ja schon fast alles gesagt worden: Wenn das Drehbuch von Koepp wirklich das beste gewesen sein soll, das Spielberg, Lucas und Ford in all den Jahren vorgesetzt bekamen, fress ich nen Besen. Insgesamt eine Enttäuschung für alle alten Fans. Aber gerade Lucas hat ja in den letzten Jahren zu genüge bewiesen, dass er sich einen Dreck um Fans schert und vor lauter Dollarzeichen in den Augen nicht mehr klar gucken kann. View all comments by Vagabond
In meinen Augen war der Film kurzweilige Familienunterhaltung im Stile von “Mumie 2” oder “PotC 2” (und ich meine ausdrücklich jeweils die zweiten Teile dieser Reihen). Für einen Indy allerdings, war er ziemlich schwach und enttäuschend. Und ich glaube nicht mal, da wollte jemand schnelles Geld machen. Viel mehr habe ich den Eindruck, Spielberg und Lucas gefallen sich dabei genau solche Filme zu machen. Die glauben da die ultimative Formel des Unterhaltungskinos zu besitzen, nur weil die Leute in Erwartung an den Charme der alten Filme reingehen wie … Ameisen. Leider verfestigt sich gerade bei Lucas immer mehr der Eindruck, dass wir um den Zeitpunkt froh sein können in dem die alten Star Wars und Indy Filme entstanden sind. Als die Herren sich das ganze Produktionsgeld noch leihen und sich wegen der technischen Begrenztheit “irdische” Möglichkeiten einfallen lassen mussten, die Filme originell sowie optisch spektakulär zu gestalten. Bei Spielbergs “Unterhaltungsfilmen” trifft das ebenfalls zu, nur zeigt er mit Filmen wie zuletzt “Munich”, dass er anspruchsvolles Kino abseits CGI tatsächlich doch noch beherrscht. Wie gesagt, ich würden den beiden “Masterminds” keine Boshaftigkeit oder Geldgier unterstellen, ich glaube die folgen nur einem fatalen Trugschluss was ihre vermeintliche Formel des hochwertigen (!) Unterhaltungskinos angeht. Das ist es nämlich was sie mit ihren Namen versprechen und was die Leute erwarten, wenn sie wieder mal wie die bekloppten in die Kinos rennen. So wie ich zum Beispiel. 🙂 View all comments by Daniel Pook
Ich find LaBöff eigentlich nur deshalb schlimm, weil er so aufdringlich als Indy-Nachfolger installiert wird. Ford ist in diesem Film einfach nicht der Hauptdarsteller, das ist rein storytechnisch LaBöffs Figur. Der schleift den alten Professor halt die ganze Zeit über mit. LaBöff ist sicher ne Menge und füllt seine Rolle auch ganz gut, aber ein zweiter Harrison Ford ist er nun mal nicht. Schon rein vom Typ her nicht, finde ich.
Allerdings hatte er die beste Actionszene in dem Film. Die Flucht mit dem Motorrad in die Bibliothek. Eigentlich war das doch die einzige wirklich klassische Indy-Actionszene. View all comments by Chris
Diese CGI-geschwängerten Actionszenen sehen nicht nur technisch übel aus, sondern sind auch noch komplett abstrus, körperlos (weil sie physikalische Gesetze nicht nur ziemlich weit beugen, sondern vollkommen negieren) und damit unspannend und belanglos. Das ist imho ein Problem der meisten modernen Filme mit Actionszenen. Wenn die Verfolgungsjagden aus Indy I und III auch nach all der Zeit weitaus dramatischer wirken als die im neuen Film, dann läuft irgendwas gewaltig schief.
Darüber hinaus ist Indy IV’s Drehbuch Schrott. Wenn ich noch nicht einmal genügen Füllmaterial für einen Sidekick habe, dann stelle ich Indy und Mutt doch nicht DREI Figuren an die Seite. Der Charakter Mac war sinnlos und ohne glaubwürdige emotionale Bindung zu Indy. Marion war sinnlos und die mal vorhandene Bindung zu Indy ist unterwegs irgendwo im Papierkorb gelandet. Den Vogel schiesst aber Ox ab. Einen gestandenen Mimen wie John Hurt während 98% seiner Screentime ausschließlich zum Brabeln und Schädeltragen zu missbrauchen, treibt mir die Tränen in die Augen.
Cate Blanchett hat immerhin krasse Augen 😉 View all comments by grobi
@Daniel: sehr schön zusammengefasst. Schon traurig, was Geld und Ruhm mit Kreativität anstellen können… 🙁
@HomiSite: Ich habe neulich die Gelegenheit genutzt, die alten Filme zumindest Teilweise nochmal bei Pro7 in der Wiederholung zu schauen und muss leider attestieren: die Filme sind einfach gut. Völlig ohne Verklärung durch den Schleier des Vergessens. Ich sage “leider”, weil der neue Film dagenen total abstinkt. Schade View all comments by Christian
Es liegt wohl daran, dass Spielberg damals Filme gemacht hat, an denen er Spaß hatte. In den 90ern wurden “Blockbuster” modern und Spielberg zum Synonym dieser Filmsparte. Wer bei Indy IV wirklich einen guten Nachfolger der Indy-Reihe erwartet hat, der hat in letzter Zeit einfach keine Spielbergfilme mehr geguckt. Ich habe kurzweiliges Popcornkino erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Nichtsdestotrotz fällt die schlampige Umsetzung ins Auge. Die Effekte waren Durchschnitt, wie es bei allen anderen “Blockbustern” momentan auch ist. Es wirkt alles künstlich. Damals hätte man die Militär-Basis nachgebaut, ebenso alle Kisten darin. Jetzt entstand alles am Rechner und sah aus, wie ein Gametrailer. Zur Story sag ich mal nichts, war wie gesagt zu erwarten, wennauch an einigen Stellen zu dick aufgetragen wurde. View all comments by Blickdicht
Naja, die Kisten-Halle am Ende von “Raiders” war damals schon ein Matte-Painting 😉 View all comments by grobi
Echt? Wusste ich nicht. Aber dennoch sind diese Painting authentischer. Irgendwie. Nicht so eindeutig als digital identifizierbar. Ich weiß nicht. Aber ein Großteil der Digitaleffekte erkennt man einfach, weil sie zu unecht, künstlich und glatt aussehen. Was bei Starwars noch zum Look passt, wirkt bei anderen Filmen wie reingesetzt. Und bei Indiana Jones auch noch unpassend. View all comments by Blickdicht
Das schlimme ist ja wirklich: Die “billigen” 80er-Jahre-Effekte samt ihren handgemalten Hintergründen sahen einfach soviel besser aus als der neue Film…schlimm schlimm schlimm…. View all comments by Christian
[…] Lieber Steven, Lieber George. Lasst es bitte bleiben. Bitte keinen fünften Teil der Indy-Serie. Ich weiß, es juckt in den Fingern, denn an den Kinokassen wird es bestimmt ein Erfolg. Und es gab ja auch einige typische Indy-Momente, die Spaß gemacht haben, aber die waren einfach zu selten. Steckt einfach wieder ein bißchen Herzblut rein, ein paar frische Ideen und nicht tonnenweise halbgare Scheiße. Ich bin auch nicht der Einzige, der das so sieht. […] View all comments by Der Herr Indiana und der Herr Jones…. at Double Think