Ist die E3 in ihrer jetzigen Form eigentlich an Belanglosigkeit noch zu überbieten? Was hat uns diese Veranstaltung noch zu bieten, jetzt, da sie ohne Booth Babes klarkommen muss zur reinen Trailershow und Selbstbeweihräucherungsplattform der Konsolenhersteller verkommen ist? Der Duke hatte schon Recht damit, als er sich entschlossen hat, das Event nicht zu Besuchen und es stattdessen als irrelevant abzutun. Wer wirklich etwas auf sich hält, der spart sich die E3 lieber und investiert die kostbare Zeit besser in noch etwas mehr (oder noch viiieeeel mehr) Entwicklungsarbeit. Wer an seinem Image arbeiten muss oder einfach genügend Resourcen zur Verfügung und auch ansonsten keine Sorgen hat, der inszeniert seine eigene göttliche Herrlichkeit mit mächtig viel Trara und Tamtam und unter Zuhilfenahme von viel buntem Multimedia-Gefunkel und betont lässigen Reden, mit denen die Konkurrenz als fade Lamer enttarnt wird, während man selbst als Heilbringer der Branche da steht. Business as usual also. Aber warum bloß sollte mich als Konsumenten das überhaupt noch interessieren?
Was also bietet uns die E3 denn noch, das wir nicht schon aus unzähligen anderen Präsentationen, Shows, Previews, Ankündigungen, Newsmeldungen und Trailern kennen? Ja toll, neu zusammen geschnittene Trailer, markige Sprüche und noch mehr Selbstbeweihräucherung. Und gelegentlich ein wenig was zu lachen. Aber nicht genug, als dass es eine Rechtfertigung dafür wäre, sich durch sämtliche Pressekonferenzen zu quälen, die da so als Videomitschnitt im Netz verfügbar sind. Wenn Microsoft seinen röhrenden weißen Wohnzimmerhirsch mit dem schönen roten Licht einerseits als böse Killermaschine und feuchten Traum jedes Hardcore-Zockers darstellt, andererseits knuddelig Mii-ähnliche Avatare in den luftleeren Raum bläst, die so überhaupt nicht zum aufgebauten Image der Konsole passen wollen, dann kann ich mich darüber auch schlapplachen, ohne mir die komplette PK anzutun. Wenn die Redmonder es sich bereits zum zweiten Mal vornehmen, den Großangriff auf Sonys Singstar mächtig zu vergeigen (bunt blinkende Mikrofone, anyone? Ich geh kaputt), dann rolle ich mich auch nach bloßem Lesen einer kurzen Newsmeldung schon ausreichend lachend auf dem Boden. Dafür hätte es allerdings auch keine E3 gebraucht.
Genauso wenig hätte es dieser Verschwendung von Lebenszeit gebraucht, der die Sony-Pressekonferenz gleichkam. Das Einzige, was bei mir von dieser hängengeblieben ist, ist der zum Ausdruck gebrachte Wunsch, noch derber Hardcore sein zu wollen als die Microsoft-Jungs – und dass man sich den an ein finanzielles Riesenfiasko grenzenden Flop ausbleibenden Erfolg der Playstation 3 neuerdings mit einem angeblich immer schon gehegten 10-Jahres-Plan schönzureden versucht. Bitte?! Mal kurz durchrechnen: 3 Playstation-Modelle in 15 Jahre… hmmmm… so much for the ten year plan, I’d say. Achja: und Little Big Planet wird das neue Powerpoint der Nerds. Aber auch dafür brauche ich keine Superduper-Messe die keine mehr ist, sondern sich nunmehr als Medienkongress versteht.
Und was macht Nintendo? Brrr, darüber schweige ich mich lieber aus, sonst artet das ganze hier noch in eine böse Hetzschrift aus. Nene, heute mal nicht. Ist nicht gut für den Magen.
Für mich steht jedenfalls fest: die E3 braucht eigentlich keine Sau mehr. Für große Ankündigungen seitens der Publisher taugt sie auch nicht mehr. Die sehen nämlich zu, dass sie die großen Knüller alle schon auf ihren neuerdings so schwer in Mode kommenden Hausmessen (Ubidays, Blizzcon etc.) in die Welt hinaus posaunen und sich den kläglichen Rest für die geifernde Presse und ihre so hochgeschätzen Exklusivstories aufzubewahren. Trailer kann man auch das ganze Jahr über bei Gametrailers und Co. sehen und als Konsument wird man mit denen ja sowieso nach allen regeln der Kunst zugeschüttet, um sich bloß möglichst wenig Gedanken über die (Nicht-)Qualität des Gesehen Gedanken machen zu müssen. Als Publikumsmesse für den Kontakt mit dem profanen Pöbel ist sie von den Veranstaltern nicht mehr gewollt und so bleibt sie also eine mehr oder weniger brancheninterne Familienfeier, die nur allzu gerne zur Selbstdarstellung der großen 3 missbraucht wird und nichts als leere Worthülsen produziert. Wäre ich nicht auf ein paar anderen Blogs über die Berichterstattung zur E3 gestolpert, mir wäre nichtmal mehr aufgefallen, dass sie überhaupt schon wieder stattgefunden hat.
Den kollektive Jammerchor, in den derzeit alle mit einstimmen kann ich nur bedingt nachvollziehen.
Wenn ich mal von mir, und damit von knapp 99,9% der Spieler/-innen weltweit ausgehe: Die E3 war schon immer eine reine Trailershow. So trauig der Verlust an Messeatmosphäre und Werbegoodies für Journalisten und Veranstalter sein mag, so belanglos ist das für mich am anderen Ende der Welt.
Natürlich fehlte es an wirklich großen Ankündigungen, an Dingen, die man noch nicht gesehen hatte. Aber wenn sich dann diejenigen über die E3 beschweren, die ihr Pulver schon auf den eigenen Messen verballert haben, dann ist das doch mehr als lächerlich. Hallo Ubisoft, ihr seid gemeint.
Sehen wir’s positiv: Die Hersteller verschonen uns endlich mit Hype über Spiele, die vielleicht in 3 Jahren mit der Hälfte der angekündigten Features erscheinen könnten und wir geniessen stattdessen das, was in greifbarer Nähe liegt. Diese E3-Deadline-Demos waren ja auch eher selten produktiv.
Ob man sich mit den Eigenankündigungen und Hausmessen da nicht eine wichtige Möglichkeit zur Außenwirkung über den Branchen- und Spielerkreis hinaus zerschiesst, sei mal dahingestellt, aber das wäre dann eben kein Fehler der E3 an sich. View all comments by Ben
Na Ja, für Konsolenbesitzer gab es sehr wohl einige große Ankündigungen bzw. neue Infos zu Spielen: FF XIII kommt auch für die 360, Resident Evil 5 mit Koop-Modus, GoW 2 mit neuem “Horde-Modus”, neue MMO’s bei Sony in der Mache, völlig neues Dashboard mit Traumfunktionen für die Xbox 360… einfach mal genauer hinschauen, oder als PC-Gamer einfach ignorieren… 😉 View all comments by Lance
Im Herzen bin ich Konsolenspieler. Aber die E3 brauch ich dafür trotzdem nicht 😉 View all comments by Christian
Zustimmung. Diese E3 war wirklich erbärmlich. Ich kann mich noch vor einigen Jahren erinnern, als wir in geselliger Runde während der Pressekonferenzen ewig lang chatteten, über die E3 und ihre Ankündigungen diskutierten und bis ins Morgengrauen hinein wach geblieben sind, obwohl man zwei Stunden später wird arbeiten musste. Das war nerdig. Aber zu der Zeit war die E3 ja echt noch was besonderes. View all comments by jetsetradio