Zeit, endlich mal einen Totalverriss nachzuholen, den ich nun schon seit einem guten dreiviertel Jahr vor mir herschiebe. Ich mag fast gar nicht. Es tut mir in der Seele weh. Immerhin ist das Original ein absoluter, genreübergreifender Klassiker, der sich auch heute noch so frisch wie eh und je spielt und nur ein klein wenig ranzig aussieht. Aber nur ein klein wenig. Bei solch einer Steilvorlage kann man doch überhaupt nicht viel falsch machen – war ich immer und immer wieder gewillt mir einzureden. Nicht umsonst habe ich die Neuauflage anno 2007 bereits vor ihrer Veröffentlichung ein, zwei Male hochgejubelt wie ein Rudel Perser. Wäre ja auch zu schön gewesen. Hätte man nicht trotzdem erwarten können, dass die Beteiligung von einem der echten Bitmap Brüder zumindest ein gewissen Grundmaß an Qualität sichert? Aber wahrscheinlich hatte der überhaupt nichts weiter mit dem Projekt zu tun, als ordentlich Kohle dafür zu kassieren, damit sein Name auf der Packung steht und die alten Fans hoffentlich in Scharen angelaufen kommen um den Machern die frisch versiegelten Spielepackungen aus der Hand zu reißen.
Dabei hätte all diejenigen, die nicht völlig durch einen dicken rosaroten Nebel der Verklärung geblendet wurden, allein der Name des Entwicklerteams kalte Schauer des Grauens über den Nacken fahren lassen müssen. Kylotonn. Waren das nicht jene, welche das schlimme Bet on Soldier verbrochen haben? Wer mehr Energie dafür verschwendet, mit einem Mädchenclan vom miesen Produkt anzulenken, dem darf man doch nicht die Entwicklung eines so wichtigen AAA-Titels (das war er zumindest für mich… vorher) aufdrücken. Da muss doch mal einer aufstehen und mit der Hand auf den Tisch hauen und rufen:
“NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“.
Hat aber anscheinend niemand gewagt. Also gab es dann irgendwann ein Produkt, das zwar im Vorfeld angeblich auf Herz und Nieren von einem namhaften deutschen Clan getestet wurde (oder von deren Muttis, oder wer sonst gerade Zeit hatte), der dabei aber offenbar derbe unter psychedelische Drogen gesetzt wurde und anscheinend alles so super war, dass er glatt eine Pre-Alpha-Version als wettbewerbstauglich durchgewunken hat. Keine Macht den Drogen, Jungs. Der Sport muss sauber bleiben und so. Oder, moment mal, ich weiß jetzt: für den Bitmap-Bruder und den Clan ist soviel Kohle draufgegangen, dass für ein Spiel hinterher nichts mehr übrig geblieben ist. Immerhin mußte man ja auch noch ein wenig was für’s Marketing ausgeben.
Aber lassen wir das und kommen mal noch kurz zum Spiel. Das muss jetzt schnell gehen, weil ich schon so einen leicht galligen Geschmack ganz hinten am Zäpfchen schmecke und dezent Angst habe, gleich vor lauter Ekel meine Tastatur einzusauen. Erinnert Ihr Euch noch an diese wunderbare Geschwindigkeit, dieses permanente Gefühl der Action, des Drauflosbolzens ohne Verschnaufpause, des Taktieren und Prügelns auf engstem Raum, dass uns Speedball 2 damals vermittelt hat? Ja? Gut, dann haltet diese Erinnerung so fest, wie Ihr nur könnt, denn davon ist bei Tournament (ich wage es nichtmal, das Ding bei seinem vollen Namen zu nennen… BLASPHEMIE!!!!) nichts, aber auch wirklich gar nichts übrig geblieben. Die Spieler haben nichtmal mehr Rollschuhe an, mit denen sie flott über das Stahlparkett gleiten könnten. Stattdessen laufen sie in aller Seelenruhe mal hierhin, mal dorthin, versuchen mal, ein paar der Bonus-Sterne am Spielfeldrand zu aktivieren, was aber nicht klappt und verlieren daraufhin den Ball an den Gegner. Sauber.
Konnte man im Original durch geschicktes Werfen und wieder Auffangen tatsächlich die komplette Reihe Sterne aktivieren, um danach einen Riesenbonus für das hoffentlich direkt im Anschluss geworfene Tor zu kassieren, kann man sich das bei Tournament komplett von der Backe schmieren. Vergesst es einfach, das klappt nicht. Genauso wenig wie die Unterstützung eines gängigen Controllers der Marke Playstation 2, ageschlossen mit einem gängigen Adapter der Marke SmartJoy. Zu spezifisch mein Ihr? Nunja, alle anderen Controller haben damals, als ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und diverse Foren nach Lösungsansätzen durchforstet hab, auch nicht funktioniert. Das hatte man aber bei Kylotonn wenigstens auf dem Schirm und war so schlau, der Verkaufsversion ein kleines Tool beizulegen, mit dem man sämtliche Spieleinstellungen resetten konnte. Im Spiel selbst war die Änderung der Joypad-Kalibrierung nach dem ersten Anlauf nämlich nicht mehr möglich. Wenn überhaupt mal was möglich war und man sich durch Anpassung der Optionen an eigenes Gutdünken nicht sowieso wieder direkt zurück auf den Desktop geschossen hat. Die Entscheidung, das ganze Ding direkt von vornherein an Steam zu binden (auch die DVD-Version), ist wohl darauf zurückzuführen, dass man den Kunden wenigstens die manuelle Patch-Installation alle zwei Stunden (das wäre ein angemessener Zyklus gewesen) ersparen wollte.
Oh oh, ich spüre Säure auf meinem Gaumen… ich muss aufhören und mal eben schnell der Keramik hallo sagen. Machts gut. Und kauft Euch lieber das “echte” Speedball 2 via Xbox Live Arcade.
Nicht umsonst habe ich die Neuauflage anno 2007 bereits vor ihrer Veröffentlichung ein, zwei Male hochgejubelt wie ein Rudel Perser
Ich glaube so etwas mache ich grundsätzlich nicht mehr. Schau dir doch mal Alone in the Dark an. Das muss der letzte Rotz sein und die ganzen Previews machten da einfach den falschen Eindruck. Ich will mich zukünftig nicht mehr blenden lassen 😉
Speedball2: Tournament ist ne echte Enttäuschung. Leider! View all comments by MasteRehm
Nee, sowas kommt mir auch nicht mehr in die Tüte. Man lernt aus seinen Fehlern. View all comments by Christian