Dreieinhalb Stunden Spielzeit sind rum – Zeit, ein paar Worte zum ersten Eindruck des wohl am hoffnungsvollsten erwarteten Spieles der letzten Jahre zu verlieren. Zeit auch, direkt mal ein wenig an dem Thron zu sägen, auf den Spore im Laufe der letzten Jahre bereits mehrfach gehoben wurde – ohne dass auch nur irgendjemand wirklich mal selbst hätte Hand an das Spiel legen dürfen. Erst der Creature Creator, hierzulande ausnahmsweise halbwegs originell mit Spore Labor eingedeutscht, bot eine erste Gelegenheit, sich ein unabhängiges Bild vom Potential des fertigen Produkts zu machen. Beziehungsweise müßte man es eigentlich so formulieren: der Creature Creator bot eine erste Möglichkeit, sich ein Bild vom Spore Creature Creator zu machen. Von mehr nicht. Und wer sich gefragt hat, warum es sich die Entwicklertruppe um Will Wright hat nehmen lassen, eine ‘richtige’ Demo zu veröffentlichen, die alle Aspekte der unfassbar großen Spielwelt zumindest ansatzweise beleuchtet, wird beim Anblick des Endproduktes schnell erkennen, dass Will und seine Mannen gut daran getan haben, sich zu den restlichen Spielstufen bedeckt zu halten. Stattdessen hat man in der Zwischenzeit lieber den Blick der Öffentlichkeit auf die technische Seite der Entwicklung, auf den Aufwand, den die Entwicklung eines ganzen, eines eigenständigen Universums bedeutet und mit Voträgen über prozedurale Animationstechniken den geneigten Zuhörer in Staunen versetzt. Zusammen mit Mr. Wright als Diskussionspartner in einer National Geographic-Dokumentation mit dem schönen Titel ‘How to build a better being‘ – und schon hat man einen wunderbaren PR-Coup für ein Spiel gelandet, ohne die Aufmerksamkeit allzu sehr auf die Inhalte zu lenken.
Doch genug des Drumherum-Gequatsches. Wie spielt sich Spore denn nun? Die Antwort läßt sich – bislang – mit einem eindeutigen “weitestgehend unglaublich langweilig” beantworten. Am allerbesten weiß bislang die viel zu kurze Zellphase, also Evolutionsstufe 1 im lustigen Ringelreigen des Sich-Weiterentwickelns-auf-dem-Weg-zur-Galaxien-Herrschaft, zu gefallen. Ein bißchen zu sphärischen Klängen durch eine kunterbunte Ursuppe zu schwimmen und dabei durch Aufnahme von Nahrung stetig weiter zu wachsen, hat etwas unglaublich entspannendes und erinnert mehr als nur entfernt an das ehemalige Flash-Spiel und PS3-Faszinosum Flow. Bevor man sich aber so richtig im Genschlamm versenken kann, ist diese Phase aber auch schon wieder rum und man torkelt mit was immer man da gerade erschaffen hat, erstmal an Land. Und hier geht sie los, die gähnende Langeweile. Für die folgenden zweieinhalb Stunden hat man nichts anderes zu tun, als durch die Gegend zu watscheln/laufen/krabbeln/kriechen/rennen/hopsen, andere Stämme zu entdecken und entweder mit diesen Freundschaft zu schließen, oder sie als Mahlzeit auf die Tageskarte zu setzen. Zwischendurch sammelt man noch fröhlich Leichenteile neue Körperteile für den Kreaturen-Editor, der hier erstmals in vollem Umfang seine Muskeln spielen lassen kann, an dem man sich aber im Rahmen der Vorabveröffentlichung bereits mehr als ausreichend ausgetobt hat.
Meine größte Kritik am Editor ist nach wie vor, dass man, von der Länge der Wirbelsäule abgesehen, keinerlei Möglichkeit hat, den Körperumfang des eigenen Stammesmitglieds zu bestimmen. Will ich ein eindrucksvolles, stämmiges, angsteinflößendes Biest erstellen, muss ich vor Spielbeginn darauf hoffen, dass meine Stammzelle bereits mit diesen Eigenschaften ausgestattet ist. Meine größte Kritik am Editor ist, dass ich offenbar zu blöd bin, das Ding so zu bedienen, wie es gedacht ist 😉 Also renne ich derzeit als unförmiger, lächerlich anzusehender langer Lulatsch durch die Gegend, vor dem Gegner sich vor Lachen zu Tode schütteln würden – wenn sie denn könnten. Stattdessen greifen sie mich vorzugsweise an, weil ich mich zu Beginn für einen Fleischfresser entschieden habe und es mir nicht nehmen lassen wollte, die wirklich häßlichen Viecher in meiner direkten Nachbarschaft auszurotten – wer will schon einen grunzenden Schweinefanten als späteren Handelspartner akzeptieren? Eben. Ärgerlich ist auch, dass man vor Spielstart keinen Hinweis darauf bekommt, dass und wie sich die Nahrungsaufnahme während der Zellphase doch noch auf die späteren Esgewohnheiten auswirken könnte. Man hätte offenbar nämlich auch als Fleischfresser anfangs noch die Möglichkeit, sich vielleicht nicht zum Vegetarier, so aber zumindest doch zum Allesfresser zu entwickeln, der später in freier Wildbahn nicht darauf hoffen muss, dass ihm eine schwächere Kreatur vor die Füße läuft, um seinen Hunger zu stillen, sondern sich auch an den vielen herumstehenden Obstbäumen gütlich tun zu können, anstatt alles, was auch nur entfernt mit Grünzeug verwandt ist, direkt wieder Mutter Natur in den Schoß zu kotzen.
Komisch auch, dass einem das Angreifen eines fremden Stammes allem Anschein nach deutlich einfacher gemacht wird, als die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen und Verbündete zu gewinnen. Körperteile mit anständigen Angriffswerten finden sich nämlich zuhauf. Körperteile mit vernünftigen sozialen Fertigkeitswerten in den Bereichen Singen, Tanzen, Posen und Bezaubern scheinen hingegen rarer gesät. Denn ja: wie es seit Jahrmillionen in der Menschheitsgeschichte Gang und Gäbe ist, werden Freundschaten natürlich durch Singen, Tanzen, Posen und Bezaubern geschlossen. Wodurch auch sonst? Wo wäre Amerika heute, wenn Bush nicht hin und wieder mal einen ordentlichen Square Dance zum Yankee Doodle aufs Parkett legte? Genau. Worauf man unbedingt achten sollte, ist, sich Körperteile an den Popo an die eigenen Kreatur zu basteln, die alle 4 Bereiche der sozialen Interaktionsmöglichkeiten abdecken. Egal, wie Scheiße das am Ende vielleicht aussieht. Leider fehlte mir aufgrund der verfügbaren Teile bislang immer eine Fähigkeit, was letztlich dazu führt, dass man nach 5 erfolglosen Versuchen, ein anderes Wesen zu seinem Verbündeten zu machen, doch lieber frustriert die Grütze aus seinen Ohren prügelt. Ist eben einfacher, führt aber leider auch dazu, dass man sich zwangsläufig zu einem militanten Fleischfresser entwickelt, der innerhalb kürzester Zeit praktisch von der gesamten Umwelt angefeindet wird und nahezu keinerlei Möglichkeit mehr hat, sich andere Völker zu Freunden zu machen. Denn dass Sing-, Tanz-, Poser- und Bezaubern-Minispiel wird schwieriger, je ablehnender ein Volk einem gegenüber steht. Erschwerend kommt hinzu, dass jenes vermaledeite Minispiel auch schwieriger wird, wenn man aufgrund einer fehlenden Fähigkeit den Freundschaftsschluss beim ersten Mal versehentlich vermasselt hat. Äußerst enervierend. Insgesamt ist die Phase der Entwicklung entsprechend die reinste Qual und ein langwierig andauerndes Gräuel. Zumal die Welt, insgesamt ziemlich leblos und langweilig erscheint, von anderen Völkern einmal abgesehen. Das lässt sich aber sicherlich durch 2 bis 312 Zusatzpacks beheben. Kostenpflichtig, versteht sich. Die Marke muss doch ordentlich gemolken werden. Würde mich nicht wundern, wenn man irgendwann die Möglichkeit hätte, sein Raumschiff mit der Ikea-Kommode Leksvik auszustatten. Aber solange der Konsument noch mitmacht…
Eben jener, der Konsument also, der dieses Produkt erstanden hat, wird sich unter Umständen auch noch über einen ganz anderen Aspekt gehörig ärgern. Nämlich genau dann, wenn er im Vorfeld so frei war, sich nicht die ordinäre Demo-Version, sondern die mit knapp 10 Euro zu Buche schlagende ‘Vollversion’ des Spore Labors als Spore-Demo zu kaufen. Geisterte dazu irgendwann mal das Gerücht durch das Netz, dass man den hierfür berappten Kaufpreis bei Erwerb der fertigen Spore-Fassung gutgeschrieben bekommen könnte, ist davon nun nirgendwo mehr die Rede. Wie sollte das auch gehen? Den alten Kassenzettel mit zum Elektronik-Konsumpalast des Grauens geschleppt und darauf gepocht, doch bitte zehn Ocken von der aktuellen Rechnung abzuziehen? Dürfte allerhöchstens ein müdes Arschrunzeln ernten. Security! Bei Amazon hätte das klappen können: Bei Abschluss des Kaufvertrages den Product Key des Creature Creators eingegeben und schon wäre der Rechnungsbetrag etwas niedriger. Scheint so allerdings nirgends zu klappen. Wer gegenteiliges zu berichten weiß, darf sich gerne samt Erfahrungsbericht melden. Wer übrigens generell bereit ist soviel auszugeben, sollte sich im Idealfall die knapp 65 Euro teure Galactic Edition zulegen, um zumindest noch in den Genuss eines wirklich hochwertigen Artbook, eines generischen wie überflüssigen Posters und eingangs erwähnter National Geographic-Doku zu kommen. Dann hätte er wenigstens irgendetwas halbwegs Spannendes in der Schachtel. Noch aber bin ich ja gerade mal im dritten Zyklus meiner Spore-Evolution angekommen und somit bleibt noch ausreichend Hoffnung, spätestens mit der Eroberung des Weltalls nochmal ordentlich Spaß zu bekommen. Die – für GameStar-Verhältnisse – allerdings geradezu vernichtende Wertung von gerade einmal 79 Spielspaß-Punkten läßt Übles befürchten. Doch noch ist nicht aller Zivilisationen Abend.
Hmpf. Ich habe den Hype um Spore nicht so wirklich mitbekommen und auch den Creature Creator links liegen lassen, aber ich hatte gedacht, dass das Spiel doch was werden könnte, als ich neulich einen Artikel darüber las. Dennoch hatte ich ähnliche Befürchtungen, dass das Spiel entsetzlich langweilig sein könnte. Scheint sich ja zu bestätigen. View all comments by Stephen
Bei uns würde das nichtmal laufen, insofern konnten wir gar nicht wirklich mithypen 😉
Hatte mir aber auch mehr versprochen, als dann letzten bei Giga zu sehen war – im Endeffekt ist wohl nur das Labor anschaffenswert, oder? View all comments by Liliana
Wer Spaß am Basteln hat, dürfte damit bislang die beste Unterhaltung finden. Mir persönlich war das reine Kreaturen-Erstellen aber auch zu öde. View all comments by Christian
Hab nichtmal mitbekommen dass Spore nun draussen ist. Das würde den Artikel in der Zeit erklären den ich beim Frühstück ignoriert habe… View all comments by Ben
Heute offiziell erschienen. War aber auch schon früher käuflich erhältlich. Die großen Ketten machen sich die Regale mit Dingen, die wie geschnitten Brot gehen werden, gerne auch schonmal frühzeitig voll. View all comments by Christian
Spore ist vor allem mehr Spielzeug als Spiel und das meine ich garnicht negativ. Obwohl ich jetzt noch nicht das komplette Spiel gesehen habe kann ich schon sagen, dass es viel Platz für Kreativität bietet und die hält mich zumindest oft länger bei der Stange als lineare Erzählformen.
Aber das alles mal außen vor gelassen; es gibt doch kaum was schöneres als mit einer horde penisköpfiger Zyklopen mit Schnabel am Arsch das Universum zu erobern =) View all comments by Ivor Bigbotty
Meine Freundin hat das DS Spiel und da wurde gleich mal die Zellphase weggelassen. Sie war/ist begeistert davon. Ist doch voll schön da kannst du dann mit den anderen Tanzen und musst im richtigen Moment auf die Blumen drücken (Minispiele). Du musst das unbedingt auch spielen, kannst ja auch dein süsses Tierchen in den Krieg ziehen lassen. Okay hab ich dann gemacht, habe leider keine 20min ausgehalten. Zu allerst kam mir so ein Wurm mit großen Augen entgegen. Den konnte ich dann zwar mit rießigen Klauen und einem mit Stachel bespickten Schwanz ausstatten nur war die Sau (was auch immer diese Gebilde war) immernoch lieb… View all comments by Patrick
“…von der Länge der Wirbelsäule abgesehen, keinerlei Möglichkeit hat, den Körperumfang des eigenen Stammesmitglieds zu bestimmen.”
HÄ? Kann man nicht ein einzelnes Glied der Wirbelsäule anklicken und es dann per Scrollen in diesem Bereich dicker machen, so dass das Wesen an Masse gewinnt? Zumindest ging das in der Editor-Demo! View all comments by PropheT
Ich habe das Spore Labor gerade erst letzte Woche ausprobiert. Und ja, irgendwie war es langweilig. Ich dachte beim Erstellen der Kreatur: “Hmm, wenn das im finalen Produkt auch so einschläfernd ist, ja dann gut Nacht!”
Gut, ich muss auch zugeben das ich überhaupt nicht der Bastelfreak bin. Auch bei Rollenspielen nehm ich meistens Standardcharaktere. Ist doch mir egal wie die aussehen 😉
Ich bin ja mal echt gespannt, ob sich Spore so gut verkauft wird wie Sims. View all comments by MasteRehm
@PropheT: Ja gut, ich hätte das Handbuch lesen sollen. Fehler wird demnächst korrigiert 😉
@MasteRehm: ich würde glatt nen Besen fressen, wenn da nicht gehörig Kohle mit geschaufelt würde. Ob es an die Sims heranreicht… wahrscheinlich nicht. Aber WoW als Angriffsziel reicht ja auch erstmal 😉 View all comments by Christian
[…] sie flüssig und problemlos läuft, eine absolute Kaufbestätigung sein. Schön passend ist der Artikel von Christian, der bei einer vorab Demo zu Spore sicherlich nicht zum Endprodukt gegriffen […] View all comments by Wann ist eine Demo eine Demo? • Blog Archive • gamequickie
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Also ich bin nun auch in der Space-Phase. Mein Fazit bisher ist, dass die Stammes- und Zivi-Phase am wenigsten Spaß machen, weil sie einfach nicht komplex genug sind (man beachte das Wortspiel “einfach” und “komplex” =D). Ich desgine zwar gerne, vor allem die Fahrzeuge machen Spaß, aber die sieht man ja meistens nur ganz klein, und die schönen Details, die ich reingearbeitet habe sind dann völlig egal.
Was allerdings in der Space-Phase auf mich wartet macht wieder Laune. Das ist ja so ne Art Elite-Space-Rangers in nem Universum, dass mit meinem Content und dem von unbekannten Mitspielern gefüllt ist. Ich habe ein Raumschiff, dass ich selbst designen, aus- und aufbauen kann. Dogfights, Handel, Missionen, Terraformen, Erforschen. Ich würde zwar mal behaupten, dass dies nicht den typischen Sims-Spieler hinter irgendwelchen Öfen (ohne Lenkrad) hervorholt, aber ich finde damit auf jeden Fall die erhoffte Spielwiese auf der ich mich austoben kann, wenn ich gerade mal keine neuen Rassen entwerfe.
Also ganz klar, ein Sims-killer wird das Spiel nicht und wahrscheinlich wird es jetzt wegen dem ganzen Hype erstmal ordentlich runtergebasht. Aber dieser Genre-Mix mit der Art und Weise, wie jeder Spieler im Netzwerk Content erzeugen kann macht es auf jeden Fall zu einem wertvollen Spiel. In spätestens 10 Jahren wird es dann zu den genialen Klassikern gehören (damals gabs noch Innovation). =) View all comments by Ivor Bigbotty
Wenn das mit dem Content im Netz bei mir doch bloß mal funktionieren würde… 🙁 View all comments by Christian
Hab den Artikel noch nicht ganz gelesen, aber:
Zum Spore Editor: Mann kann sehr wohl die “Dicke” des Körpers bestimmen! Fahr mal mit der Maus über ein Glied der Wirbelsäule und dreh an deinem Scrollrad. Naa? 🙂 View all comments by paxos
Ist nun korrigiert 🙂 View all comments by Christian
Is gut versteckt die Funktion 😀
Hoff es bringt dir noch bisschen Spass am Editor =D View all comments by paxos
Sehr guter Artikel – Spore ist das langweiligste, was ich je gespielt habe. Auch ich quäl mich aufm Land rum und kann die Minispielchen nicht mehr ertragen. Ich kann mich absolut nicht motivieren, dieses öde Spielpronzip weiterzuspielen. Also das Game ist bereits jetzt ein totaler Griff ins Klo.
Kann man das Game problemlos wieder verkaufen? Ich denk da so an Online Aktivierung und Verbindung mit Konto mit Email und so…..wißt ihr mehr dazu? View all comments by Spohhree
Dafür gibts doch Demos! Am Anfang hat mich das Prinzip schon interessiert. Aber bevor ich 40 und mehr Euros für ein Spiel ausgeb, muss ich auch sicher sein, dass es mir zusagt. View all comments by BLZ
Nein, gibt es nicht. Zumindest nicht von Spore. Davon gibt es nur den Kreaturen-Editor extra – und der ist wahrlich nicht als Demo zu bezeichnen. Wenn man sich die Mühe macht, den Artikel auch mal wirklich zu lesen, wird man auch schnell erkennen, dass ich das bereits eingangs festgestellt hatte. View all comments by Christian