Kneipenspielchen

Die Fable 2 Pub Games sind eine merkwürdige Sache. Als kostenpflichtige Minispielchen, die eigentlich Werbung für ein – hoffentlich – endlich alle Ankündigungen Peter Molyneux’s erfüllenden Hauptspiel machen sollen, taugen sie eigentlich relativ wenig. Schlicht, weil sie nicht im Geringsten mit dem eigentlichen Spielablauf eines Rollenspiels zu tun haben und, im Gegensatz zu den sonst üblichen Demos, keinerlei Einblick in das geben, was da so auf uns zukommen könnte. Sie sind einfach nur ein völlig eigenständiger Zeitvertreib, bei dem es völlig egal sein, ob nun Fable 2 drauf steht oder nicht. Wenn da bloß nicht die Möglichkeit wäre, durch eben jene kleinen Kneipenspielchen jede Menge Goldmünzen zu scheffeln, die man später in der Fable’schen Spielwelt nach Lust und Laune auf den Kopf hauen darf. Damit nicht genug, kann man sich sogar noch einige spezielle Ingame-Gegenstände erspielen, wodurch einem das Gesamtpaket, mit ein wenig Glück, einen ganz guten Vorteil gegenüber all jenen Spielern verschafft, die auf die Anschaffung der Pub Games verzichten. Damit greift Lionhead einen Trend auf, der sich in letzter Zeit zusehends verbreitet: nämlich jener der Zweiklassengesellschaft dank Paid Contents. Bloß dass Lionhead einen etwas anderen Weg geht als andere Entwickler und diese Mogelpackung etwas cleverer verpackt.

Der Gedanke dahinter: mehr Einnahmen dank zusätzlichen Contents, der nicht sonderlich aufwändig zu produzieren ist und somit eine ansehnliche Gewinnmarge verspricht. Gamern, die nicht über die Zeit und Lust verfügen, aufwändig ihre Spielcharaktere hochzuleveln, um an spezielle Ausrüstungen zu kommen, soll gegen Bezahlung der Weg abgekürzt werden. Entwickler-gefördertes Cheaten also, sozusagen. Sinn und Unsinn, beziehungsweise den wirklichen Nutzen der User von solchen Angeboten seien einmal dahingestellt. Lionhead muss zumindest zu Gute gehalten werden, dass sie sich nicht einfach auf das überteuerte Verramschen von eilig hingezimmerten Ingame-Items beschränken, sondern ein Stand Alone-Spiel veröffentlichen, dass dem Spieler einiges an Arbeit, Geduld und vor allem Glück abverlangt, um zum Verkaufsstart von Fable 2 wirklich soviel mehr auf dem virtuellen Konto zu haben, dass der Spielablauf sich deutlich vereinfachen könnte.

Soweit zumindest die Theorie. Dumm bloß, dass Lionhead, bzw. wer auch immer für die Produktion der Pub Games zuständig war, es ermöglicht haben, dass man beim bezahlten Cheat auch noch cheaten kann – und so zu gerade unermesslichem Reichtum gelangen kann. Oder konnte. Denn mittlerweile wurde immerhin soweit nachgepatcht, dass die Ausnutzung des Exploits nicht mehr möglich sein soll.

Damit wurde zwar die Möglichkeit ausgeräumt, weiterhin unermessliche hohe Beträge zusammenraffen zu können, allerdings gibt es bislang keinerlei Anstrengungen, die cheatenden Cheater zu bestrafen. Deshalb gibt es in Fable 2 demnächst nun also sogar eine Dreiklassengesellschaft: zunächst den normalen Spieler, der sich das Rollenspiel so holt, wie es im Laden steht und ganz gewöhnlich wie immer draufloszockt, denjenigen, der entweder 800 Microsoft-Points oder den Aufpreis für die Special Edition berappt, um sich die Pub Games zu kaufen und auf dem erdachten Weg ein ansehnliches, aber nicht übermäßiges Startkapital zusammenzuspielen. Und als drittes jene Gruppe von Spielern, die nun mehrere Quadrilliarden Goldmünzen auf ihrem Konto verbuchen können und vermutlich vom Start weg in der Lage sein werden, die gesamte Spielwelt samt all ihrer Bewohner (einschließlich Gegnern) aufzukaufen, um anschließend gemütlich direkt zum Abspann zu schlendern.

Oder wie? Oder was?

Die Idee war ja gar nicht mal schlecht, aber an der Umsetzung, da sollte man vielleicht doch nochmal ein klein wenig feilen. Ein Glück, dass durch derartiges Cheaten für gewöhnlich keinerlei Spielspaß mehr aufkommt und man sich dadurch eher selbst ins Bein schießt. Der Grund, warum Lionhead nichts gegen die gehorteten Unsummen unternimmt, dürfte darüber hinaus vermutlich sein, dass man am Ende wahrscheinlich doch nicht soviel mehr mit seinem Geld wird anstellen können, als jeder andere auch. Hier eine neue Frisur mehr, dort ein schöneres Bett, da drüben ein Rubin mehr am Schaft des Schwertes. Für derlei Statussymbole allein lohnen sich weder die Ausgabe für die Pub Games, noch der damit verbundene Aufwand.

Mal davon abgesehen, dass sie sich ziemlich öde spielen und, ehrlich genutzt, wirklich verdammt stark auf das Zufallsprinzip setzen, also eine riesige Portion Glück erfordern, um einmal wirklich abzusahnen. Im Zweifelsfall kann man sich für das Geld lieber einen großen Eisbecher gönnen und bis zum Erscheinen von Fable 2 noch die letzten Sonnenstrahlen des zunehmend kühler werdenden Herbstes genießen.

4 Comment

  1. Die Macher versuchen soviel Geld wie möglich aus der Marke rauszuholen. Ist ja auch legitim. Schade nur, dass das Spiel so “billig” ist. Aber die Spieler bekommen eben weiter die Spiele die sie spielen/die sie verdienen. Und ich glaube auch, dass das Spiel nur durch den Fable 2-Aufdruck und die Verlinkung mit dem Hauptspiel zieht. Denn was bleibt ohne das? Ein 10€ Miniding ohne Substanz, welches auch noch nichtmal wirklich hilfreich für das Hauptspiel sein sollte. Denn bei Glückspielen gewinnt dann doch häufiger die Bank. Ok, es gibt den Cheat. Und dann kommt der Peter und behauptet, der war geplant. Na klar. Naja, wie auch immer. Ich nehme dann lieber den Eisbecher oder auch zwei.
    Ich sehe, du hast dir das Spiel gekauft. Hat dich die Demo so angesprochen? Oder hast du irgendwo einen Code für das Game abgegriffen? View all comments by GeneCoon

  2. Ich hab mir die Special Edition von Fable 2 vorbestellt und als ‘Belohnung’ dafür den Downloadcode bekommen. View all comments by Christian

  3. Wenigstens gibt es ein kleines Spielchen für’s Geld. Bei “Tales of Vesperia” zum Beispiel kann man sich über die DLC-Sektion Levelaufstiege und (wenn ich mich nicht irre) auch diverse Geldbeträge kaufen. Ohne dafür mehr zu tun als ein paar MS-Points locker zu machen. View all comments by Alanar

  4. […] Bug bestehen soll. Er könnte sich aber eventuell für all jene als tückisch erweisen, die in den Pub Games bereits ein Vermögen gescheffelt hatten oder als Besitzer der Collectors Edition zum Spielstart […] View all comments by Ein Tag in Albion | end of level boss

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