“5 Jahre. 41 Hefte. Eine Liebe. Schön, dass Ihr da seid!” Das ist echtes Understatement. Und trotzdem: Mehr Worte braucht es eigentlich nicht. Die GEE wird 5 – und dieses kurze Editorial der Jubiläumsausgabe bringt so wunderbar treffend auf den Punkt, wofür die GEE steht, was wir mit ihr und durch sie erlebt haben, wie viele vergnügliche Stunden wir mit ihr verbracht haben, dass wir die Heftmacher einfach nur noch in die Arme nehmen und voller Inbrunst knuddeln wollen. Also ich zumindest. Das besondere an der GEE war immer, dass sie sich nie so wichtig genommen hat. Vor allem: dass die Redaktion sich nie so wichtig genommen hat. Im Vordergrund stand immer nur eines: die unbändige, bedingungslose Liebe zu unserer liebsten Freizeitbeschäftigung. Deshalb gab es keine Redakteursfotos im Heft, keine keine prahlerischen Selbstdarstellungen und vor allem: keine dämlichen Spackenvideos von noch dämlicheren Raumschiffbesatzungen oder schlechte Redaktions-Soaps. Nur: Games. Von heute bis morgen. Im Kleinen wie im Großen.
Wie viele Perlen, die sonst auf alle Zeit unentdeckt geblieben wären, wurden allein im Laufe der letzten 5 Jahre ans Licht befördert? Wie viele geekige Goodies aus ihrem Entwicklergarage ins Rampenlicht gezerrt? Wie viele Tests geschrieben, die eigentlich keine waren, sondern eher kleinen Reiseberichten durch fremde, unbekannte Welten führten? Wie viele unterhaltsame wie fesselnde Stunden haben wir mit der Lektüre jedes der 41 bisherigen Hefte verbracht? Soviel steht fest: viel zu wenige.
Auch wenn sich das Blatt im Laufe der Jahre mal hier und mal dort ein wenig gewandelt hat, einige experimentelle und weniger geglückte Layout-Phasen hinter sich bringen mußte (neongelbe Kästen, anyone?) und sich die Reviews von einem Rolling Stone-ähnlichen Bewertungssystem (bloß ohne die Sterne), über reine Artikel ohne Wertung hin zu einer manchmal etwas unglücklich wirkenden Teststruktur entwickelt habe, so ist die GEE trotz allem immer noch das mit weitem Abstand lesenswerteste Games-Magazin am Markt.
Dafür spricht auch, dass man in der Redaktion selbst in der Geburtstagsausgabe keinerlei Brimborium um das eigene Wiegenfest macht. Stattdessen gibt es, bis auf wenige kleine Ausnahmen, genau das, was man als Stammleser seit jeher gewohnt ist. Einfach unschlagbar guten New Games Journalism.
Einzige Ausbrüche aus dem business as usual sind der ironisch mit beiden Augen zwinkernde GEE-Layout-Constructor (inklusive Satzbaukasten) und -oh, unerwartete Neuerung – die Redaktion versammelt auf einem Bild. Auf der letzten Seite. Als nerdig-pixelige 8-Bit-Hommage. Wunderbar. Eine richtige Überraschung gibt es dann aber doch noch. Nein, nicht das beigelegte Faltposter. Stattdessen wird die “Fünf Fragen an…“-Rubrik dieses mal geziert von keinem anderen als dem Mitgründer und ehemaligen Chefredakteuer Michail Hengstenberg persönlich. Mitsamt echtem Foto. Die wirkliche Überraschung ist aber nicht, dass hier tatsächlich mal einer der Macher ins Bild gerückt wird (wer in letzter Zeit mal bei Giga reingeschaltet hat, wird häufiger mal Heiko Gogolin zu gesicht bekommen haben), sondern Michails Aussage, dass er selbst eigentlich nie ein sonderlich leidenschaftlicher Zocker gewesen sei.
Hallo? Sowas von ausgerechnet dem Mann, der diese schriftgewordene Liebeserklärung an Spiele ins Leben gerufen und sich im persönlichen Gespräch als exzellenter Kenner der Szene herausgestellt hat? Da schwingt doch wohl auch ein Stück Selbstironie mit. Oder? ODER?!?!?
Bevor ich diesen kleinen Text nun mit den Worten “Auf 5 hoch 5 weitere, mindestens genau so spannende, vergnügliche, mitreißende und liebevolle Jahre” beende, möchte ich noch kurz anmerken, wie froh ich bin, dass ich mich damals überhaupt dazu durchgerungen habe, im örtlichen Bahnhof zur Erstausgabe zu greifen. Obwohl – oder gerade weil – dieses Heft sich schon allein rein äußerlich so sehr von allem abgehoben hat, was bis dahin auf dem deutschen Markt zu finden war. Den Vorwurf, dass man sich beim Layout doch wohl sehr gründlich bei der englischen Edge bedient habe, weist Michail Hengstenberg übrigens zurück. Stattdessen habe eher das deutsche Wirtschaftsmagazin Brand Eins Pate gestanden.
Öhm, nunja.
Einen meiner ergreifendsten Lese-Momente hatte ich damals, als – ich glaube im Zusammenhang einer Liste mit den 50 besten Games aller Zeiten oder sowas – einer der Redakteure eine kleine Lobpreisung an Shadow of the Colossus zum Besten gab. Die wohl beste Beschreibung eines Games, die ich je lesen durfte. Da kann ich kleiner untalentierter Blogger nur noch ehrführchtig meinen Hut ziehen.
Und Ihr so?
Was bleibt mir nun also noch anderes zu sagen als: Auf 5 hoch 5 weitere, mindestens genaus so spannende, vergnügliche, mitreißende und liebevolle Jahre New Games Journalism mit der GEE?
Ach ja: D A N K E !!!
(Das Bild beruht auf Love Park von NiteLynx)
Hmmm, die Gee ist in der Tat die einzige Spielezeitschrift die ich mir innerhalb der letzten 5 Jahre gekauft habe um sie zu lesen. Genau eine Ausgabe, weil mein iPod seinen Dienst verweigert hatte und mit 4 Stunden Zugfahrt bevor standen.
Schön dass sie es so lange ohne mein Zutun geschafft hat. View all comments by Ben
Die GEE ist schon klasse. Auch wenn sie mir viel zu dünn ist und ich meist viel zu schnell durch bin. 🙁 Man muss sich das ein bißchen einteilen. Ansonsten ist es zwar einerseits schön, dass die GEE eine so bereichernde Ausnahme darstellt, aber irgendwie auch traurig, dass sonst nur Einheitsbrei angesagt ist. View all comments by Stephen
Ich bin bedingungsloser Fan seit dem ersten wundervollen Exemplar. Und offiziell hat die Gee übrigens genau ein Jahr früher und am gleichen Tag Geburtstag wie meine Tochter. Hach wie schön. View all comments by Nils Hitze
Der GEE möchte ich auch zurufen: “Schön, dass ihr noch da seid!” Totgesagt leben länger.
“[…] dass die Redaktion sich nie so wichtig genommen hat” => Besonders in der ersten Zeit konnte ich selbst die Redaktion nicht wichtig bzw. ernst nehmen, da doch oft anhand kleinerer und größerer Fehler deutlich wurde, dass einige Redakteure tatsächlich keine “sonderlich leidenschaftlichen Zocker” waren.
Nichtsdestrotrotz – oder gerade deswegen? – gab es oft viele, viele Storys und Infohäppchen, die man anderswo nicht fand. View all comments by HomiSite