*Twäng* *Shredder* *Frrrrrrmp*

Für die Käufer von Guitar Hero World Tour kann ich nur hoffen, dass den Damen und Herren Skateboardspiel-Entwicklern bei Neversoft mal endlich jemand erklärt hat, was der Unterschied zwischen Rhythmus- und Lead-Gitarre, Bass und Keyboard ist und dass es sich mitnichten immer so gut macht, diese 4 Instrumente ständig durcheinandergewürfelt von nur einem einzigen Spieler, mit nur einem einzigen Controller, spielen zu lassen. Das ist etwas, das mir bei Guitar Hero 3 momentan immer wieder ziemlich sauer aufstößt. Dass man sich für den Singleplayer-Part offenbar nie so recht entscheiden konnte, ob man den Spieler nun lieber Rhythmus- oder Lead-Gitarre spielen lassen sollte… oder besser gleich ganz was anderes. Das fällt merkwürdigerweise gerade im leichtesten Schwierigkeitsgrad besonders auf, wo man doch eigentlich erwarten sollte, dass gerade unerfahrene Spieler nach und nach an die steigenden Anforderungen nur eines einzigen Instrumentes herangeführt werden. Stattdessen scheint man sich bei Neversoft darauf berufen zu wollen, dass der Durchschnitts-Musikkonsument oftmals beim bloßen Hören von Rockmusik wirklich nicht so recht unterscheiden kann, welcher Ton denn nun von welchem Instrument herrührt.

Das Gitarrensolo wird eigentlich vom Keyboad gespielt? Egal, hau rein! Der Bass trägt Teile des Melodiebogens? Scheiß drauf, leg’s dem Spieler trotzdem mit auf die Tasten! Also serviert man uns ein buntes Potpourri aus allem und strickt sozusagen ein Best Of der gesamten Instrumentalisierung zusammen.

Da kommt es dann jedoch leider ein wenig ungelegen, dass dieser Gedanke zum Einen nicht sonderlich konsequent innerhalb eines einzigen Schwierigkeitsgrades zu Ende gedacht wurde und, zum Anderen, in höheren Schwierigkeitsgraden nach und nach sowieso wieder gänzlich verworfen wird. Da werden Einsteigern im ersten Durchlauf des leichtesten Schwierigkeitsgrades Hörgewohnheiten antrainiert, die im unmittelbar folgenden Level direkt wieder ad absurdum geführt werden. So kommt es dann, dass man auf der einen Stufe “Noten” spielen darf, die vorne und hinten nicht zusammenpassen und rhythmusmäßig jenseits jeglichen Taktgefühls liegen, nur um in der nächsten Stufe festzustellen, dass urplötzlich umso mehr Rhythmusgefühl und Virtuosität beim Spiel der Leadgitarre von einem gefordert wird.

Ich hab mich ja wirklich tierisch gefreut, das großartige “Prayer of the Refugee” von Rise Against auch endlich mal in einem Guitar Hero-Teil zu finden. Aber wenn zwischen 2 Schwierigkeitsstufen solche derben Unterschiede in der Spielweise klaffen, macht mich das doch ein wenig nervös. An “Even Flow” (Pearl Jam, nebenbei bemerkt die tollste Band der Welt!) habe ich mich in höheren Schwierigkeitsgraden als Easy bislang noch überhaupt nicht rangetraut, allein schon weil ich weiß, wie tricky die Gitarrenriffs und Soli von Mike McCready sowieso schon sind.

Und dann die Battles: Während ich Tom Morello auf Easy innerhalb von Sekunden von der Bühne putze, hat er auf Medium gefühlte 12mal den Boden mit mir aufgewischt, ehe er mich endlich an sich vorbei gelassen hat. Darf man sowas überhaupt noch als Spielbalance bezeichnen?

Bei Neversoft jedenfalls scheinen mindestens vier verschiedene Arten von Game-Designern zu sitzen, die jeweils ein Viertel des Endproduktes entwickeln durften. Da wären zunächst die jenigen ohne jegliches Taktgefühl, die prompt den Auftakt in die Hände bekommen haben. Dann jene, die zwar einen Sinn für Rhythmus haben, allerdings verschiedene Instrumente akustisch nicht auseinander halten könnten, wenn man sie ihnen einzeln mit dem gesamten Iron Maiden Amp-Satz direkt ins Trommelfell dübeln würde. Die dritte Sorte, das sind die Freaks, die vermutlich jeden Dragonforce-Song vor dem Schlafengehen einmal ihren Kindern auf der Flying V vorspielen. Und die letze Gruppe? Das sind wohl Leute aus der Jackson Pollock-Gedächtnisgruppe. Denen hat man ein paar Songs und eine ausreichend große Zahl an bunten Triggern in die Hand gegeben und ihnen nur noch hinterhergerufen, dass sie damit doch einfach mal lustig solange die dunkeln Flächen auf dem Bildschirm sprenkeln sollen, bis es irgendwie so aussieht, als wäre das ein in Guitar Hero nachspielbares Muster. Aber vor Release bitte nicht Probespielen! Danke.

Wenn es doch bloß nicht so einen Spaß machen würde, Rage Against the Machine‘s Klassiker “Bulls on Parade” hüpfend und springend vor dem Fernseher zu zelebrieren und dabei Zack de la Rochas quäkende Raps vor sich herzubrüllen. Yeah, Baby!

Bild: Activision.

12 Comment

  1. Jesses, hab grad erstmal die gröbsten Rechtschreibfehler ausgebügelt. Sah ja schlimm aus. Sorry dafür 😉 View all comments by Christian

  2. Zwar habe ich bisher mit Musikspielen noch nicht so viel am Hut (alleine schon deshalb, weil die hier in Taiwan, im Gegensatz zu normalen Spielen ohne Zubehoer, suendhaft teuer sind), aber zur Bemerkung, dass Pearl Jam die beste Band der Welt ist, kann ich nur sagen: Vollkommen Recht hast Du! Und das klasse “Even Flow” ist noch einer der schwaecheren Songs dieser Band. View all comments by Huangdi

  3. Kann dir nur zustimmen. Ich finde die Schwankungen im Schwierigkeitsgrad auch merkwürdig. Teilweise gehen die Songs gut von der Hand (im übrigen ist “Even Flow” einer der wenigen Songs, die ich auf medium perfekt gespielt habe), teilweise kann man Tastenfolgen nicht mehr dem Sound zuordnen.
    Rock Band soll das ja besser machen, allerdings hab’ ich hier wirklich keinen Platz für ein drumkit. View all comments by Kazoom

  4. Wie erschreckend mies das Balancing von GH3 wirklich ist, hab ich erst gestern Abend wieder erlebt: Even Flow ist wirklich auch auf Medium ein Kinderspiel, obwohl es einem auf einer richtigen Gitarre enorm viel Mühe abringen würde, es auch nur ansatzweise zu beherrschen. Direkt im Anschluss hab ich mich dann am Archetypen des 3-Akkord-Schrömmel-Songs schlechthin, an “Anarchy in the UK”, auf Medium probiert und mir dabei fast die Finger gebrochen. Und dabei dürfte man dabei außer Akkorden zu kloppen eigentlich wirklich nicht viel zu tun haben. Stattdessen fühlt sich der komplette Song wie ein einziges langes Gitarrensolo an. View all comments by Christian

  5. also mit tom morello hatte ich auf medium kein problem dafür aber mit den restlichen gegener 😀 ich mag das gitarren schlachten prinzip eh nich wirkllich :-/ View all comments by rob

  6. guitar hero? *gäääähn* View all comments by Jay

  7. Hm, hab mir damals den ersten Teil auch voller Begeisterung für PC geholt, war kurzfristig auc völlig begeistert, und dann…dann stand die Gitarre nur noch in der Ecke (wo sie auch bis heute steht). Irgendwie ist der Reiz recht schnell weg, finde ich. Und die Preise sind einfach nur noch unverschämt. View all comments by Jan

  8. Mensch Christian!Nicht so über eins der geilsten Xbox Games reden 😉
    Easy und Medium sind auch nicht die besten Stufen. Mach den Schritt auf schwer und du wirst mehr Spaß haben als bei den anderen beiden Stufen. Ich habe meine Ferundin auch dazu bekommen endlich zu wechseln, ewig auf den Stufen rumkrebsen ist auch nichts, das frustriert nur 😉

    ps. wir müssen unbedingt endlich mal miteinander rocken!!!!!!! (ich habe nur so wenig zeit :S )

    Gruß View all comments by Joris

  9. Bei schwer verknoten sich sowohl meine Finger als auch men Hirn, dem bunten Notengeflirre da auf dem Bildschirm noch zu folgen, finde ich extrem schwierig. Aber rocken müssen wir wirklich mal, ja. Das Zeitproblem hab ich bis zum Weihnachtsurlaub aber auch noch. View all comments by Christian

  10. Da verknotet sich nichts 😉 View all comments by Joris

  11. […] Schwäche des trotz allem sehr guten Spieles möchte ich nicht reden, das gab es sehr schon bei endoflevelboss.de1, dafür über eine Schwäche der Spieler. Und “reden” ist in dem Zusammenhang stark […] View all comments by NES is dead » Hardcore

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