Stunk im Kleingärtner-Paradies

Hallo, mein Name ist Marcus und ich bin ein verurteilter Sträfling. Vor einiger Zeit hat man mich aus dem Knast rausgelassen, um im Seramis Kleingärtnerparadies, gemeinsam mit meinem Kumpel Dom, den Rest meiner Strafe mit gemeinnütziger Arbeit abzuleisten. Nun darf ich mich also seit einer Weile als Schädlingsbekämpfer verdingen. Ganz schön harter Job. Ihr glaubt ja gar nicht, was da so an komischem Viehzeugs durch unseren schönen Garten kreucht. Nachdem wir vor zwei Jahren einen regelrechten Schädlingsüberfall auf unsere Schrebergartenkolonie zu überstehen hatten, der ein regelrechtes Bild der Verwüstung hinterlassen hat, dachten wir eigentlich, wir hätten die kleinen Biester ein für alle Mal unschädlich gemacht. Aber dem war offenbar nicht so. Ganz schön hartnäckig, die kleinen. Unser Chefbotaniker meint, das wäre eine ganz neue Gattung von Ungeziefer, die sich in völlig unterschiedliche Arten und Wesen aufsplittet und von irgendwo ganz tief unten im Erdreich ihren Weg an die Oberseite der Grasnarbe gefunden hat. Seit die Arthropoda Locustus zum ersten Mal in unserem Seramis-Reich aufgetaucht sind, ist jedenfalls nichts mehr, wie es einmal war. Ich sags Euch: das war hier früher mal ein richtiger Hort der Ruhe. Sogar für Dom und mich. Wie schön war es, seine Zeit auf einer der saftig grünen Wiesen mit einem ordentlichen Bier zu vertrödeln (oder mit einem Glas Gemüsesaft, wenn Doms Frau Maria uns mal besuchen war).

Doch dann kamen die Locustus (ich nenn’ sie jetzt einfach mal so) und haben alles ruiniert. Erst durch den Einsatz schwersten Gartengeräts und einiger heftiger chemischer Keulen ist es uns gelungen, die Brut zumindest für eine Weile im Zaum zu halten. Leider nicht lange genug, um ein endgültiges Mittel gegen sie zu finden. Dummerweise haben sich die Biester nicht nur als relativ immun gegen unsere Mittelchen erwiesen, sondern haben auch noch die Zeit der Ruhe genutzt, um sich unterirdisch ganz gehörig zu paaren und zu vermehren.

Nun sind sie also wieder da und alles geht von vorne los. Und wir schlagen heftiger zurück als je zuvor. In der Hoffnung, später auf verbrannter Erde von vorne beginnen zu können. Verdammt, sind das viele. Und groß sind sie auch noch geworden. Ganz schön unangenehm, wenn man gerade in literweise Blut und Gedärm explodierender Knallkäfer steht und einem plötzlich so eine rotäugige Riesenspinne guten Tag sagt. Da hilft dann wirklich nur noch die Antipestizid-Stalinorgel 3000 (TM).

Da der Schädlingsbefall irgendwann so groß wurde, dass wir mit herkömmlichen Mitteln nichts mehr ausrichten konnten, sind wir dazu übergegangen, uns Kettensägen an die Insektizid-Spritzen zu bauen. Seitdem macht die Schädlingsbekämpfung doppelt Spaß und das Blut bricht in großen Strömen durch den Chitinpanzer. Komisch nur, dass es so seltsam künstlich aussieht. Als hätte man die Bluttropfen einzeln in Frischhaltefolie verpackt.

Wäre es nicht so tragisch, wie verwüstet unser Gartenparadies mittlerweile ist, ich könnte glatt behaupten, all die Welt sähe durch die Rauchschleier, die aus den vielen ausgeräucherten Locustus-Nester aufsteigen, so schön aus wie nie zuvor. Überall lodern kleine und große Feuer, werfen beeindruckende Reflektionen auf das wundervoll dahinrauschende Wasser und die Sonne taucht die Szenerie in ein kongeniales Blutrot, das die Szenerie atmosphärisch dicht untermalt. Schade nur, dass ich vom SERAmis-Land in den letzten Tagen so wenig gesehen habe, weil mein Kumpel Dom und ich uns mit ein paar Hilfsgärtnern auf den Weg ins Locustus-Hauptnest gemacht haben. Zuerst sind wir bloß da hinuntergestiegen, weil diese Drecksviecher  Doms Frau Maria entführt haben undobendrauf auch noch einen ekligen Riesenwurm auf uns angesetzt haben, der schon zwei Geräteschuppen vollständig hat versinken lassen und sich gerade daranmachte, unser Hauptlager zu bedrohen.

Also sind wir runter und haben uns das Gewürm erstmal aus der Nähe angeschaut. Wow, was für ein Riesenbrocken. Da war von außen nicht viel zu machen. Wir also unsere Kettensägen-Spritzpistolen genommen und in ihn reingestiegen, um ihn von innen gehörig auseinanderzunehmen. Bah, ekelhaft. Mir stand das Wurmblut bis zur Halskrause. Als es uns dann einen Weg aus dem Monstrum rausgesät hatten, ist es mir auch in den Schlüpfer gelaufen. Ich glaube, da schwappt es gerade immer noch vor sich hin… zumindest der Teil, der noch keine trockene Kruste gebildet hat.

Wo wir nun schonmal da unten waren, haben wir uns gedacht wir könnten uns doch auch einfach durch die Locustus-Drohnen bis zur Königin durchschnetzeln und ihr den Garaus machen. Hat nicht so ganz geklappt. Sie war zwar zuhause, hat uns aber so ein komisches Dreadlock-Deppenviech auf den Hals gehetzt, der ziemlich lästig war. Dafür haben wir strahlend bunte, schillernd schöne unterirdische Pflanzen und Gewächse gesehen, die ich am liebsten direkt in den SERAmis-Garten gebracht hätte. Wahrscheinlich wären sie da aber eingegangen. Außerdem wären die riesigen Spinnentiere da unten bestimmt noch wütender geworden, wenn man ihnen ihre einzige Lichtquelle (von unseren Flammenwerfern mal abgesehen, haaaarrrrr!) abgenommen hätte.

Abgenommen ist auch ein nicht ganz so schönes Stichwort: Irgendwo auf halbem Wege haben wir dann auch Maria gefunden. Dom war so glücklich. Und ich habe so doll geweint wie schon lange nicht mehr in meinem Leben. Und bei mir, als echt hartem Mistkerl, ist das wirklich schon verdammt lange her.

Irgendwie war Dom danach ganz schön mies drauf. Ganz schön abgegangen ist er danach. Hat alles mit Pestiziden versorgt, was nicht bei drei auf der nächsten Baumwurzel saß. Ein paarmal ist es uns glücklicherweise gelungen ein Reittier zu finden, so dass wir trotz Doms Blutrausch noch halbwegs zügig vorankamen. Nervig war da nur, dass wir ständig auf alles mögliche Kruppzeug ballern mussten, das uns verfolgt hat. Manchmal faselte einer unserer Begleiter irgendwas von “Zeitlimit”, aber keine wollte mir sagen, wie lange ich denn Zeit hätte. Also bin ich ein paarmal ganz böse von unserem jeweiligen Reittier gepurzelt. Das tat weh. Aua.

Naja, nun haben wir dieses ganze Elend ja endlich hinter uns. Leider mussten wir am Ende doch noch unser Hauptlager opfern, aber dafür haben wir nun endlich Ruhe und können unser Pflanzenparadies wieder ordentlich zum blühen bringen. Vorausgesetzt, die Leuchtblumen, die ich am Ende doch noch mit nach oben genommen habe, blühen auch hier. Alles andere liegt nämlich leider endgültig in Schutt und Asche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da so schnell nochmal was wächst und gedeiht. Wahrscheinlich ist das aber sowieso unsere kleinste Sorge. Erstmal müssen wir zusehen, dass wir einen notdürftigen Zeltplatz errichten und unsere Wunden lecken.

Und dann sollten wir uns ganz schnell auf den Weg machen, um die Locustus-Königin zu finden. Die ist uns nämlich leider entwischt. Die Schlampe will sich sonst doch bestimmt bloß wieder vermehren – und dann haben wir bald wieder den Salat. Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber egal. So strapaziös dieser Höllenritt zur Ehrenrettung des Paradieses auch war – irgendwie hatte ich meinen Spaß. Kein wunder: ich bin eben ein ganzer Kerl. Harrrrr.

5 Comment

  1. Neulich beim heiteren Gamename-Raten.
    Machen Sie bitte ein typisches Spielgeräusch.
    Okay:
    “RRRRÄNNG-NÄNNG-NÄNNG-NÄNNG-NÄNNG-RRRRÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄN-KRRRRRRSCHHHSPLÄÄÄÄÄÄÄTTT-NÄNNG”… View all comments by Deef

  2. Wir wollen es ja auch nicht zu einfach machen 😉 View all comments by Christian

  3. RAAAAATTTTAAAAATAAANÄÄÄÄÄIIIIRRTTSCHHHH! So macht das und nich’ anders!

    Und: Ich hab’ die selbe Schlampe auch schon gehabt! Durchhalten heißt die Devise, Durchhalten Maaaaarcuss Durchhalten Maaaaarrr…. AARRRR….

    ….ARRRR-RÄTTÄÄÄTTÄÄTTÖÖÖÖTTTÄÄÄ-RIIIITTSHCHHHH—ARRRGHHHH!

    Goil eh. View all comments by Chris

  4. Verdammt genialer Text übrigens, ich wünschte so hätte ich meinen Test verfasst… 😀 View all comments by Daniel Pook

  5. Ach komm, Deiner war auch sehr geil. Außerdem hattest Du noch das Glück, Deinen Artikel vor der Indizierung schreiben zu können. Ich mußte halt ein wenig improvisieren, weil ich da dann doch lieber ein bißchen vorsichtiger bin. View all comments by Christian

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