Kinder, zieht Euch warm an, der böse schwarze Mann geht wieder um: “[Kinder üben in] „Spielen“ wie „World of Warcraft“, „Doom“, „Counterstrike“, „Mortal Combat“, „Call of Duty“, „Halo 3“ u.a. […]systematisches und exzessives Töten mit Waffen vom Maschinengewehr bis zur Kettensäge. Sie demütigen, foltern, verstümmeln, zerstückeln, erschießen und zersägen Menschen an ihren Bildschirmen. Längst ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Mediengewalt und vor allem Killerspiele verheerende Wirkungen insbesondere auf Kinder und Jugendliche haben”, schreibt die/der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GWG) in einer Brandschrift mit dem Titel “Kölner Aufruf gegen Computergewalt“, die sie gerade im Netz verbreitet (und vermutlich nicht nur da). Und weiter: “Killerspiele entstammen den professionellen Trainingsprogrammen der US-Armee, mit denen Schusstechnik, Zielgenauigkeit und direktes Reagieren auf auftauchende Gegner trainiert werden: Die Soldaten werden desensibilisiert und fürs Töten konditioniert, die Tötungshemmung wird abgebaut. Genauso werden durch Killerspiele Kindern und Jugendlichen Spezialkenntnisse über Waffen und militärische Taktik vermittelt, denn diese sogenannten „Spiele“ sind in Wirklichkeit Simulationen der Kriegsrealität […]”.
Aber es wird noch viel besser:
“Die „Global Player“ der Spieleindustrie profitieren in einer stagnierenden globalen Wirtschaft vom größten Wachstumsmarkt. […] Das Alltagsleben wird vom Krieg durchdrungen, um Akzeptanz für die derzeitigen und künftigen Kriege zu schaffen. Diese Spiele sind somit massive Angriffe auf Menschenrechte, Völkerrecht und Grundgesetz. Warum also wird hiergegen nichts unternommen? […]”.
Hmm, weil wir von der Computerspielindustrie alle schon so mit Killerspielen gegen Gewalt und Krieg abgestumpft wurden, dass uns Völkermord nur dann interessiert, wenn irgendjemand unsere Schoko-Bauern abschlachtet und Lindt die Preise für seine Edelherbe drastisch hochsetzen müßte?
“Die Entwicklung von Computerspielen wie die Verharmlosung ihrer Wirkungen funktionieren nur, weil Wissenschaftler und Hochschulen seit langem mitspielen. Hochschulen richten Studiengänge für die Games Industrie ein und Wissenschaftler kreieren eine neue Sprache, die die Wirklichkeit verschleiert statt aufzuklären: Mit Nebelbegriffen wie „Medienkompetenz“ und „Rahmungskompetenz“ wird pseudo-wissenschaftlich suggeriert, dass Kinder und Jugendliche mit Killerspielen sinnvoll „umgehen“ könnten, ohne seelischen und körperlichen Schaden zu nehmen. Die Spiele sind aber gerade so angelegt, dass dies nicht möglich ist.”
Deshalb schleife ich ja auch schon seit Tagen im Keller an meiner Axt, damit ich bald mal wieder ordentlich im nächsten Supermarkt… ööhm… Weihnachtsbäume fällen kann… *pfeif*.
BTW, lieber GWG: wer bezahlt Euch eigentlich dafür, unter wissenschaftlichem – aber äußerst löchrigen – Deckmäntelchen in blindem Aktionismus mit solchem Müll um Euch zu werfen?
Kritik an Computerspielen wird als „unwissenschaftlich“ diffamiert. Tatsächlich gibt es aber keinen sogenannten „Wissenschaftsstreit“: Über 3500 empirische Untersuchungen belegen den Zusammenhag zwischen dem Konsum von Mediengewalt und gesteigerter Aggressivität.”
…und ungefähr doppelt so viele, die das Gegenteil behaupten. Aber das verschweigen wir lieber mal, sind ja eh alle gekauft, nicht wahr, liebe GWG?
“Verantwortlich sind also nicht Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, denen die Bewältigung der Folgen immer zugeschoben wird. Verantwortlich sind Hersteller und Kriegsindustrie; die inflationäre Verbreitung der Spiele ist politisch gewollt und wird von „Wissenschaft“ und Medien bereitwillig vorangetrieben.”
…das ist auch der Grund, warum Frau von der Leyen so viele Bälger in die Welt gesetzt hat: um die Killerspiel-Maschinerie gut geölt zu halten und sie mit ordentlich viel Nachschub-Kundschaft zu versorgen.
Da bleibt mir einfach nur noch die Spucke weg. Sowas von einem Verein von Menschen, die vorgeben, auf wissenschaftlichem Niveau diskutieren zu wollen. Nun, da Herr Pfeiffer sich nach mißlungenem Versuch, die Gelder der USK für sich beanspruchen zu wollen, wohl endgültig zurückzieht, hat er sich wohl vorher noch rechtzeitig abgesichert, dass irgendwer anderes sein Machwerk weiterführt und für ordentlich Stunk in der Gamingszene sorgt.
Ich würde jetzt gerne gaaaanz lange und intensiv Gähnen, um meinem gelangweilten Desinteresse angemessenen Ausdruck zu verleihen, aber ich fürchte, dass mir dann die Galle aus dem Mundwinkel schießt.
Bild: “The Sink of the Killer”, von Ricardo Ferreira. CC License: Attribution-Noncommercial-Share Alike 2.0 Generic
Wow, da hat aber jemand wirklich topaktuelle Argumente ausgegraben. War wohl doch etwas an der Chinpokomon-Folge von “South Park” dran: In Wirklichkeit sind Videospiele hinterlistige Rekrutierungsversuche des Militärs, mit denen sie den Krieg besser darstellen wollen, als er eigentlich ist. Und selbstverständlich kann man durch Videospiele seine Zielfähigkeiten verbessern (es sei denn, man ist eine Pfeife wie ich, die bei einem beliebigen Shooter das angepeilte Ziel selbst dann verfehlt, wenn es zwei Zentimenter vor mir gefesselt liegt und sich in keinster Weise rühren kann), wir wissen doch schließlich alle dass moderne Schusswaffen mit Analogsticks zur Zielkorrektur ausgestattet sind.
Bin ich der einzige, der beim Lesen dieser PDF-Datei zur Abwechslung mal nicht rasend geworden ist, sondern stattdessen lauthals darüber gelacht hat? Hat schon fast etwas satirisches. Nur dass es die Autoren leider verdammt ernst meinen. View all comments by Alanar
Mortal Combat? Ist das besser als Mortal Kombat? 😀 View all comments by Fetzig
Da plumst mir doch glatt der Peace-Button vom Revers! Es herrscht Krieg in meinem Herzen… View all comments by Maggi
Es ist ein sprudelnder Quell brutaler Erheiterung, ja :-/ View all comments by Christian
“Verantwortlich sind also nicht Eltern, Lehrerinnen
und Lehrer…”, stimmt, wer hat eigentlich diesen Spuk in die Welt gesetzt, Eltern und Lehrer wären an der Erziehung und der moralischen Entwicklung beteiligt? View all comments by Maggi
das ist ja wohl so schlecht, da brauct man doch wohl nix zu sagen…..
epic fail ^^ View all comments by Jay
“Killerspiele entstammen den professionellen Trainingsprogrammen der US-Armee, mit denen Schusstechnik, Zielgenauigkeit und direktes Reagieren auf auftauchende Gegner trainiert werden: Die Soldaten werden desensibilisiert und fürs Töten konditioniert, die Tötungshemmung wird abgebaut. Genauso werden durch Killerspiele Kindern und Jugendlichen Spezialkenntnisse über Waffen und militärische Taktik vermittelt, denn diese sogenannten „Spiele“ sind in Wirklichkeit Simulationen der Kriegsrealität […]“
also, mit dieser definition von killer spielen kann ich mich sofort anfreunden. Da hätten wir doch endlich mal eine. Um so besser, das alle von ihnen genannten spiele, wie wohl fast alle auf dem markt , nicht unter diese definition fallen.
Obwohl ich die vorstellung erheiternt find, das die u.s. arme frisch rekrutierte 16 jährige nach monate langem wow training in den nächsten krieg schicken.^^
Und ich freue mich auch schon auf den ersten, der beweise dafür ausgräbt, das die hauptaktionäre von EA, blizzard und co. auch große aktienanteile an unternehmen haben, die kriegsmaschienerie herstellt (airbus oder so^^).
Und selbstverständlich sind es vorallem die kinder um die es geht, wenn man von medienkompetenz spricht, und nicht etwa ihre Eltern. Wofür bräuchten die auch die kompetenz zu beurteilen, welche spiele für ihre kinder geeignet sind und welche nicht, die verantwortung liegt doch bei der videospiele- und kriegsindustrie.
Erlich, ein herlicher text, exakt die selben text auszüge könnten auch aus einer satiere stammen.
Besser kann man seine glaubwürdigkeit doch nicht untergraben. View all comments by Samson
Wieder einer der Momente, in denen ich mir als Lehrer, Vater und Killerspieler in einer Person komisch vorkomme. View all comments by Kai
“Die „Global Player“ der Spieleindustrie”
War das Absicht? Ich find das superlustig. Den Rest eher traurig. View all comments by PropheT
Journalismus, wie er nicht sein sollte…voll das “Moral Combat”, imho auch “Schund”. View all comments by Jan
Ha ha! Das Mortal >C<ombat Ding passiert mir auch dauernd. 😉
Zum eigentlichen Inhalt: Die Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GWG) vergisst einen ganz wichtigen Punkt: DART. Jawohl. Beim Dart lerne ich das Zielen und somit ist es die erste Stufe zum professionellen Auftragskiller bzw. blutrünstigen Soldaten. Also: Schützt unsere Jugend, nieder mit den Dartautomaten!
Macht Spaß sich über so einen Text lustig zu machen aber das bringt uns leider auch nicht zu einer Lösung. Wenn die “Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GWG)” so einen, sorry, Scheiß von sich gibt ist das mehr als nur gefährlich. Es ist doch offensichtlich, dass fast alles im Text nicht der Wahrheit entspricht bzw. völlig verdreht dargestellt wird. Aber wenn das von einer Gesellschaft wie die obige kommt, dann ist es sehr schwer die Masse vom Gegenteil zu überzeugen. So blöd es auch ist aber “Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GWG)” klingt für einen uninformierten Bürger weit seriöser als die Kommentare tausender Blogs im Internet. Und einen Sündenbock zu finden ist immer leichter als seine Unschuld zu beweisen.
ABER vielleicht kommt die Lösung ja auch, wie so oft, mit der Zeit. Bekanntlich bleibt das Einstiegsalter beim Spielen schon länger gleich aber das Ausstiegsalter wird immer höher. Kurz: Die Spieler werden immer älter. Und desto mehr 30, 40 oder 50jährige spielen desto schwieriger wird’s die Spiele als generellen Sündenbock hinzustellen. Ist ja auch klar, ältere Menschen argumentieren ganz anders als der 16jährige Nerd der sich von Forum zu Forum immer wieder selbst ins Abseits schießt. Der Film ist hier zum Beispiel schon etwas weiter. Kaum jemand regt sich hier noch über “300” auf oder “Rambo 4”. Klar, im Spiel steuert man selbst was schon ein großer Unterschied ist. Trotzdem glaube ich dass die Akzeptanz von Spielen (auch die von brutalen Shootern) in Zukunft eher größer als kleiner wird. View all comments by SeLong
Die Vereinsvorsitzende wurde 1931 geboren. Da kann man ja wirklich mal von einer anderen Generation sprechen. Die Spiele sind jetzt 40 Jahre alt, oder? Da versteht man dann, dass in diesem Flugblatt vornehmlich von Kindern gesprochen wird. Für seine Eltern bleibt man ja doch immer irgendwie “klein”. View all comments by Kai
Lol. So gesehen wird es nun Zeit für die Badewanne und dann ab in den Kindergarten, kleiner Kai 😉 View all comments by Christian