Dass Spiegel Online und Qualitätsjournalismus schon länger nur noch ungefähr soviel gemein haben wie Topmodels und fettiges Essen (am Ende ist ja doch alles fürs Klo), wissen wir ja nicht erst seit gestern. Dass gerne auch mal Redakteure an Themen gesetzt werden, von denen weniger Ahnung haben als vom Tuten und Blasen, hat bereits vor einigen Wochen recht eindrucksvoll der peinliche Pseudo-Vergleichstest zwischen einem Selbstbau-Mac-Klon und einem betagten G5-Mac Pro gezeigt, der bis heute unverändert online zu besichtigen ist… Nun hat sich ein namentlich nicht bekannter Autor gedacht, zur Weihnachtszeit könnte man der versammelten Zockerschaft doch nochmal schnell ein kleines Weihnachtsgeschäft in Form einer frohen Nachricht für alle Spore-Besitzer überbringen. Vor allem für jene, die sich über Electronic Arts’ rigorosen Kopierschutz geärgert haben. Denn EA hat sich erst kürzlich dazu entschlossen, einen Teil seines Portfolios via Valves Distributions-Plattform Steam als kostenpflichtige Downloads zu veröffentlichen. Diese Kooperation sollte zunächst nur auf die USA beschränkt sein, wurde aber mittlerweile soweit gelockert, dass zumindest Spore, sowie ein paar weitere Titel, auch hierzulande über Steam erhältlich sind. Grund genug für den unbekannten Spiegel-Autor, mit folgenden Worten über die vermeintliche Abschaffung des Spore-Kopierschutzes zu jubilieren:
“[…] vor allem die Kopierschutzmaßnahmen führten zu Verärgerung. Seitdem EA mit Valve Steam zusammengeht, gibt es einige der Higlights wie “Spore”, “Mass Effect” oder den “FIFA Manager 09″ zum Download, ganz ohne lästige DRM-Einschränkungen. Zunächst sollte dieses schöne Angebot nur für die USA gelten, aber dann wurde es auch auf die europäische Kundschaft ausgeweitet. Die ist nun nach dem Kauf eines Spiels nicht mehr gezwungen, den Neuerwerb über das Internet zu aktivieren; auch die Beschränkung auf drei Installationen ist weggefallen.”
Nun muss man dem Autor zu Gute halten, dass er auch bloß bei cnet.com abgeschrieben hat, allerdings dürfte wohl jedem, der sich schonmal halbwegs mit dem System beschäftigt hat, klar sein, dass Steam und völlige DRM-Freiheit ungefähr genauso gut zusammen gehen wie Schnitzel und Erdbeermarmelade. Wie tief sich Steam wirklich ins heimische PC-System einnistet, will man lieber gar nicht wissen und selbst mit einer Installation eines Spiels von einem Datenträger geht in der Regel eine Zwangs-Online-Aktivierung einher, wenn der Titel zusammen mit Steam ausgeliefert wird. Siehe etwa Valves eigene (Singleplayer-)Titel der Half Life 2-Reihe oder die Box-Version von Frogsters Speedball 2: Tournament, das einem selbst das Solospiel verweigerte, wenn man sich nicht zumindest zu Beginn einmal bei Steam eingeloggt hat. Davon mal abgesehen ist für Download-Einkäufe sowieso zwingend eine Internetverbindung notwendig.
Steam-Games bleiben von der Installation an an den mit dem Client verknüpften Account verbunden, wird dieser im Online-Modus auf mehreren Rechnern gleichzeitig genutzt, hat das – zumindest bei Multiplayer-Titeln, immer auch einen zwangsläufigen Server-Kick zur Folge. Den Weiterverkauf eines beim Dampf-Onlinedienst gekauften Titels wird von Valves End User License Agreement verboten (auch wenn das hierzulande gegen geltendes Verbraucher-Recht geht) und selbst wenn Gabe Newell höchstpersönlich dem Weiterverkauf seine Absolution erteilte, wüßte man immer noch nicht, wie man ein via Steam erworbenes Spiel weiterverkaufen sollte, ohne dabei seinen gesamten Account (und damit alle anderen damit verknüpften Games) ebenfalls mit los zu sein.
Die angebliche, von Electronic Arts angepriesene und Spiegel Online befeierte neue DRM-Freiheit von Spore ist also im Grunde nichts als pure Augenwischerei und es dürfte eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis das auch die Kundschaft merkt und aufs Neue beginnt, mit negativen Kauf-Bewertungen um sich zu werfen.
Pic by Buz Carter, published under Creative Commons License
Steam gräbt sich zum Glück nicht alzu tief ins System ein. Der DRM-Ansatz funktioniert bei Steam über den Account, wie WoW und andere MMOs und verfügen über die selben Autentifizierungen. Daher sind Hacks genauso leicht zu erstellen für Steam wie für WoW (von dem es ja mittlerweile auch einige Private-Server gibt).
Das aber das Austreiben des Teufels mit dem Belzebub nicht klappt, sollte aber bekannt sein. Aber immerhin: Steamspiele kann man überall jederzeit installieren. Immerhin etwas Freiheit gewonnen. Aber für mich würde das auch nicht in Frage kommen, in Steam werden nur von mir ausschließlich Valves Spiele registriert. Ich verwende zwar Steam zwar mittlerweile für das starten vieler Spiele wegen dem tollen Voice-Chatsystem das sich ins Spiel klinkt aber diese sind alle dann “Non-Steam Games”
Aber wo wir bei DRM sind: Ein GameStar-Redakteur hat auch nen tollen DRM Spruch zu World of Goo heute losgelassen der auch mal wieder davon zeugt das man nicht mal sich den entsprechenden Blogpost des Entwicklers durchgelesen hat. View all comments by Kreon
Steam hat schon ein paar sehr nette Funktionen, ja. Der Ansatz mit der integrierten Community gefällt mir und erinnert ein wenig an Xbox Live, scheint aber noch einiges an Ausbau zu benötigen. Als Quickstarter für Games gefällt es mir aber nur, wenn man die Plattform sowieso den ganzen Tag laufen hat und wirklich die Kommunikationsmöglichkeiten nutzen will bzw. kann, ansonsten wäre mir das schon wieder 3 Clicks zuviel, mein Spiel darüber zu starten. View all comments by Christian
Ich hatte noch immer keine Lust, mir das Gefasel der Gamestar-Redakteure genau durchzulesen, deshalb hab ich die Word of Goo-Aussage nicht gefunden. Meintest Du die 90% Raubkopiererquote? Die war ja hier auch schonmal Thema. View all comments by Christian