Flockig

flock

Flock! ist eines dieser Spiele, von denen ich mir erhofft hatte, dass sie als Indie-Überraschung die gefühlte Lücke fehlender “großer” Titel füllen würden. Nun kann man sich darüber streiten, ob ein Spiel, das mit Capcom als Publisher im Rücken daherkommt wirklich noch independent sein kann. Fakt ist jedenfalls, dass Flock! sich selbst nicht so wichtig nimmt, ohne großes Marketing-Geschrei daherkommt und durch sein knuddeliges Outfit mit der gehörigen Prise Liebe zum Detail eine gewisse Liebenswürdigkeit mitbringt, von der so manch großer Titel etliche Meilen entfernt ist. Trotzdem muss ich leider attestieren: Flock! kann meine Erwartungen höchstens ansatzweise erfüllen. Ärgerlich aber wahr: dabei scheitert es eher an kleinen Details, die wirklich ohne weiteres besser gelöst werden könnten. Doch von vorne. Worum geht es in Flock!? “Ihr seid ein Alien-Raumschiff und müsst Schafe zusammentreiben!”, sage ich Euch. “Was denn, gleich in ganzes Raumschiff?” werdet Ihr verdattert antworten. “Jawohl! Ein ganzes!”, werde ich Euch daraufhin entgegenschmettern. “Aber kann man denn eigentlich überhaupt ein ganzes Raumschiff sein? Das geht doch gar nicht!”, werdet Ihr insistieren. “Hmmm”, werde ich Euren Einwand grüblerisch mir selbst zu bedenken geben, “hmmm, das würde vielleicht erklären, warum sich das Raumschiff so merkwürdig schwammig steuert. Unser Gehirn will sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, gleich ein ganzes Schiff zu sein. Stattdessen wäre es ihm vermutlich lieber, es steckte wenigstens in einem Alien-Körper, der das Raumschiff steuerte. Aber gleich ein ganzes Raumschiff? Hilfe! Nein, mit sowas will es wohl wirklich nichts zu tun haben…”. 

Nun ist es wie es ist und Ihr seid also ein Raumschiff. Aber ein ziemlich putziges, wenn es Euch beruhigt. Und wenn Ihr nun der Meinung seid, dass es eventuell ganz schön gefährlich sein könnte, so mir nicht Dir nichts ein Raumschiff zu sein und dass man da doch bestimmt auch ganz schnell abstürzen könne, weil man ist es ja nicht gewohnt, einfach so ein Raumschiff zu sein, Hilfe, wie soll denn das bloß gehen, dann kann ich Euch beruhigen: Der Boden, ja also der Boden sieht wirklich gaaaanz weich aus, ja wirklich, irgendwie fluffig. Das sieht alles ganz so aus, als hätte Eure Oma sich die geballte Power des versammelten Stepp-, Stick- und Häkel-Gruppen mindestens dreier Seniorenstifte (nicht diese Stifte, Ihr Ferkel) geschnappt, mit dem Vorsatz, nicht eher zu ruhen, bis jede noch so kleine Insel und Hallig in der gesamten Nordsee mit hübschen bunten Flicken-Teppichen eingehüllt sind. Da werden sogar Christo und seine Jeanne-Claude ganz blass um das Künstlernäschen. Vor Neid, versteht sich. Jedenfalls: Solltet Ihr also abstürzen, würdet Ihr weich landen. Aber keine Panik, so weit kommt es gar nicht erst.

So weit, so gaga. Doch jetzt mal ernsthaft: Ziel ist es also, mittels eines kleines Raumschiffes pro Level eine definierte Anzahl an Schafen – später auch noch anderem Viehzeug vom Bauernhof – innerhalb eines äußerst – äußerst!!! – knapp bemessenen Zeitfensters zum am Rand des Levels geparkten Mutterschiff zu geleiten. Ja: geleiten. Nicht: transportieren! Ihr habt also nicht etwa einen kleinen Traktorstrahl (haha!) an Eurem Raumschiff (also an Euch, ääh, also… OK, der Witz ist jetzt echt mal durch), sondern so eine Art für Tiere besonders nervige aber dafür leistungsstarke Taschenlampe. Ein Hoch auf den Nukular-Reaktor! Hihi. Damit weckt Ihr das schnorchelnde Viehzeugs auf und treibt es lustig blinkend vor Euch her.

Oder auch nicht. Denn die Biester sind wirklich störrisch und machen meist alles mögliche, bloß nicht das, was sie sollen. Klar, ist ja auch viel lustiger um das hübsche Blinken und Funzeln drumherum zu hüpfen, als sich von ihm scheuchen zu lassen. Laaaangsaaaaaam, bloß keine Eile. Da geht sie dahin, die Goldmedaille für das besonders schnelle Abschließen eines Levels. Oh, und da die silberne. Na gut, bleibt ja noch die bronzene… ach, verdammt. Diese Viecher sind so blöd, dass man sie auf dem direktesten Weg anstelle Großvater Enisis in die Prey’sche Knochenmühle wünscht. Jeder Hirtenhund würde, müsste er mit den blöden Schafen arbeiten, in Rekordzeit Seppuku begehen, könnte er doch bloß das Schwert richtig halten.

Und dann versteckt dieses üble Gesocks von Sockenlieferanten, Pullover-Spendern, Eier-Spendern und Steak-Spendierern sich auch noch so unheimlich gerne. Man sollte meinen, als hochmodernes Raumschiff wäre es uns ein Leichtes, einfach so mal eben durch eine Hecke durchzuschauen. Oder einen Baum. Oder was auch immer. Das können doch so viele andere Leute in anderen Spielen auch. Und die sind dort meist nichtmal ein Raumschiff. Aber nein: Verliert Ihr einmal irgendwo so ein bis zwanzig Schafe, tut Ihr gut daran, Euch peinlichst genau zu merken, wo Ihr sie zuletzt gesehen habt, um sie im zweiten, dritten, vierten oder neunten Versuch vielleicht doch noch unter Einsatz all Eurer Geduld und unter gutem Zureden mit Engelszungen zum Mutterschiff zu befördern. Wenn doch bloß die Steuerung nicht so schwammig wäre…

Flock! ist süß. Flock! ist knuffig. Flock! ist knuddelig süß. Ich will es lieben. Ich will, ich will ich will. Aber es will meine Liebe irgendwie nicht. Auch gut. Schubse ich das blökende Vieh halt einfach von der nächsten Klippe und erfreue mich an den putzigen, gen Himmel fahrenden Engelsfiguren. Schöööööööööööön *seufz*.

4 Comment

  1. Review: Flock! (PS3)…

    Was ein bißchen nach schlecht gewordener Milch klingt, aber vom englischen Wort für Herde stammt, ist eine witzige Mischung aus Geschicklichkeits- und Knobelspiel, bei der es darum geht, kleine knuddelige Tierherden mit dem Lichtkegel einer fliegende… View all comments by Christian Klaproth

  2. Warum zum Teufel bringt das Trackback mein WP-Theme zum implodieren? *schraub*
    Edit: Oh, hat sich erledigt. View all comments by Christian

  3. Ich bin mit der Steuerung in der Demo mal überhaupt nicht klar gekommen. Also wirklich gar nicht. In den ersten beiden Levels ging es vielleicht noch, aber von da an ging es für die Schäfchen wortwörtlich nur noch berg- … äh … klippab. Nun gut: Schmeisse ich Steam halt in Kürze nur für Zeno Clash, Plants & Zombies und The Mawesome Pack Geld in den digitalen Rachen und lasse Flock dort liegen. Hat ja ein dickes Fell und wird mit diesem Liebesentzug schon klar kommen, irgendwie. View all comments by Knurrunkulus

  4. ging mir ähnlich. optisch sehr hübsch gemacht, aber bereits das ich die sprache nicht auf englisch umstellen konnte war bei dieser fehlerhaften übersetzung der erste große minuspunkt.

    die steuerung gab dem spiel endgültig meinen persönlichen todesstoß. bin ich froh das es ne demo gab. (auch wenn es EBEN DESWEGEN wohl kaum noch demos gibt ;)) – bin mit dieser matschsteuerung bis level 2 gekommen und habs danach aufgegeben – keinen nerv mehr darauf. View all comments by cmi

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