Halbgarer Retro-Spaß

sonic

So, damit Euch bei der Hitze da draußen garantiert nicht langweilig wird, torpediere ich Euch noch fröhlich etwas weiter mit vollkommen sinnlos-abstrusen atemberaubenden Stories aus der Welt des digitalen Lebensstils der spielerischen Art. Da das Spielen bei diesem Wetter im vollklimatisierten Wohnzimmer bei zugezogenen Vorhängen selbstverständlich völlig uncool ist und nur absolute Obernerds und ich auf solch eine Idee kämen, statt sich draußen bei einem Riesenbecher Häagen Dazs oder Ben & Jerrys die Sonne auf die Hirnrinde brennen zu lassen, habe ich heute zur Abwechslung mal wieder zwei mobil genießbare Machwerke im Gepäck. Wobei “genießbar” Ansichtssache ist, “Machwerk” nicht. Die Rede ist von den beiden Retro-Klassikern Sonic the Hedgehog, dem armen kleinen blauen Igel, der im laufe der vergangenen Jahre durch grundsätzlich schlimme Spiele beinahe zu Tode gehetzt wurde, sowie dem Amiga-Klassiker Flashback der Firma Delphine Software. Beide jeweils als Portierung für das iPhone. Und um es kurz zu machen: wieder einmal zeigt sich, dass das iPhone für die Umsetzung von Spielen, die völlig auf klassische Eingabemethoden setzen, nur bedingt bis gar nicht geeignet ist.

War die Steuerung von Flashback bereits im Original mit dem guten alten Joystick oftmals eine eher fummelige Angelegenheit (Fummeln bei diesem Wetter ist ja übrigens… ach nein, lassen wir das), da man zumeist pixelgenau an der richtigen Stelle stehen musste, um irgendwo hochklettern zu können (und klettern muss man hier viel), wird sie durch die Umsetzung auf dem iPhone mittels virtuellem D-Pad zu einer wirklichen nervlichen Belastungsprobe. Vor allem wenn Gegner in der Nähe sind und man doch lieber nochmal zur vorherigen Plattform zurückkehren würde, um einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Kämpfen war in Flashback auch immer eine eher unangenehme Angelegenheit. Genau wie zuvor schon in Another World. Die Älteren unter Euch erinnern sich vielleicht.

Der pfeilschnelle Sonic seinerseits stellt sich ebenfalls mit der Steuerung selbst ein Bein. Auch hier funktioniert wiederum alles über ein über das Spielgeschehen gelegtes virtuelles Steuerkreuz, wobei die Betonung auf “über das Spielgeschehen gelegt” liegt. Das geht soweit, dass man den Igel anfangs zunächst gar nicht entdecken kann, weil er nämlich direkt unter dem eigenen Daumen versteckt ist, der auf dem Steuerkreuz ruht. Sinnvollerweise verdeckt der törichte Daumen dabei auch gleichzeitig noch die Anzeige mit den verbleibenden Spiel-Leben, wodurch man praktisch nie weiß, wie viele Versuche man eigentlich noch hat, bevor einen das Game Over endgültig heimsucht.

Hinzu kommt, dass Sonic für diese Art der Steuerung auch noch viiiiieeel zu schnell ist. Wer hätte gedacht, dass ich das mal sagen würde, schielten wir Amiga-Besitzer seinerzeit doch immer höchst neidisch zur Konsolenwelt und vor allem zu Segas Mega Drive herüber, das der alten Commodore-Freundin in Punkto Bild-Geschwindigkeit soweit überlegen war. Wir wollten auch immer so schnell durch virtuelle Welten flitzen können. Heute also haben wir auf dem iPhone die Gelgenheit dazu und kommen nicht mehr hinterher. So schnell war das aber damals auf dem Mega Drive bestimmt nicht. Und falls doch, gab es mit Sicherheit nicht so eine beschissene Steuerung, die einen spätestens im zweiten Level hoffnungslos verkacken lässt. Arrrrgh.

Fazit: für zwei Spiele zusammen knapp 10 Euro versenkt, 30 Minuten lang mit der Bedienung gehadert und den Krempel umgehend wieder entsorgt. Das Geld kann man lieber sinnvoller in den Kauf eines Mega Drive Portable investieren, wenn man denn unbedingt alte Sega-Klassiker spielen möchte.

5 Comment

  1. Ah Flashback – wohlige Erinnerung. Allerdings war die Steuerung keineswegs “fummelig” – eher perfekt, zumindest damals. Und die Kämpfe waren spätestens ab dem Energie-Schild nur eine Frage des richtigen Schild-Schießen-Taktes. Es gab allerdings einige schwere Stellen: das zeitlich begrenzte Rennen durch den Reaktor – oder was auch immer das war, sowie der ewige Kampf gegen das Schlapper-EndOfGameBoss-Gehirn. Ich kann über das Spiel aber auch nicht objektiv sprechen, da es zu meinen absoluten all time favorites gehört.

    Ich hab zwar kein I-Phone, dafür aber aber schon einigen Besitzern über die Schulter geguckt/getouched und fühle mich da immer nur in meiner Abneigung gegen Motion-Sensor- und Touch-Eingaben in Spielen bestätigt. View all comments by jorl

  2. Flashback auf XBLA oder PSN, da würde ich ohne zu zögern zugreifen. Bis dahin bleibt einem ja Dosbox… View all comments by Kazoom

  3. Umgehend wieder entsorgt?

    Wenn Apple in ein paar Wochen das iPhone OS 3.0 veröffentlicht, ist es doch möglich, auch externe Eingabegeräte mit dem iPhone zu benutzen – bzw. Programme zu entwickeln, die Befehle von solchen Geräten entegennehmen.

    Eventuell wird ja dann ein Eingabegerät auf den Markt gebracht mit Tasten und so, wodurch man solche Spiele wie gewohnt spielen könnte.

    Vorausgesetzt, dass dann Updates für diese Spiele erscheinen – vielleicht zu voreilig gehandelt? View all comments by Chreas

  4. @Das schöne beim Appstore ist ja: einmal bezahlte Titel kann man sich jederzeit auch wieder kostenlos nochmals herunterladen. Falls da wirklich was Gescheites kommt, wirds halt einfach nochmal installiert. View all comments by Christian

  5. Zu “Sonic”: Na, da kann wirklich nichts gutes bei rumkommen, wenn man allein zu Steuerungszwecken schon einen guten Teil des Bildschirms selbst verdeckt. Klingt nach einem sehr schlampigen Port. Da bleibe ich doch lieber bei der Version aus der “Mega Drive Ultimate Collection”. Lässt sich zwar schlecht unterwegs zocken, kämpft dafür aber nicht mit Übersichtsproblemen. 😉

    Und ohne jetzt die iPhone-Umsetzung in Aktion gesehen zu haben: Sofern du diese Fassung gegen die PAL-Version von “Sonic” hältst, ist der Port wahrscheinlich ein paar Ecken schneller als das Mega Drive-Original. Das waren noch die “schönen” Zeiten der miesen 50Hz-Anpassungen. Ich werde sie nie vermissen… View all comments by Alanar

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